Die letzte Hofschauspielerin, Doyenne des Burgtheaters, ist in Baden im erstaunlichen Alter von über 105 Jahren gestorben: Rosa Albach-Retty. Sie debütierte mit 16 Jahren in Berlin, mit 21 Jahren kam sie ans Deutsche Volkstheater in Wien, von wo sie Schient her 1903 ans Burgtheater holte.Sie fand sofort großen Anwert, spielte mit Josef Kainz als König Alfons die Jüdin von Toledo, entzückte im „Eingebildeten Kranken": vollends als Käthe in Alt-Heidelberg konnten sich die Wiener an ihr nicht genugsehen. Insgesamt verkörperte sie über 300 Rollen. Im Jahr 1958 trat sie nach
(Theater der Jugend im Renaissancetheater, Wien) Der Rückgang der Abonnenten im „Theater der Jugend" um etwa ein Drittel wird auf falsche Spielplangestaltung zurückgeführt. Die Leitenden vermuten, daß die jungen Leute „wieder „Kothurne wollen". Was aber derzeit im Renaissancetheater gespielt wird, entspricht noch dem alten Konzept, wenig beachtete Stücke aufzuführen. So sieht man die vor mehr als dreißig Jahren entstandene Komödie „Diese Gespenster" von dem neapolitanischen Autor Eduardo de Filippo.In einem alten Palazzo geistert es. Ein Gratismieter soll durch
Wie wirkt eine Inszenierung, die nach zwei Jahren wieder gespielt wird? Die Aufführung von Nestroys Posse „Der Talisman” bei den Salzburger Festspielen im Landestheater unter der Regie von Otto Schenk vor zwei Jahren wurde aufgefrischt und neuerlich in den Spielplan auf genommen. Sie bietet einschließlich der in manchen Akzenten stückfremden Verlagerung des Spiels in die Bereiche der commedia dell’arte noch perfekteres Theater. Mit dem Ergebnis, daß es in den Szenen immer wieder prasselnden Beifall gibt.Abermals machen sich die langen Nestroybeine des Helmut Lohner - er spielt den
Inszenierungen halten sich generell nicht länger als zwei bis drei Jahre. Große Ausnahme: Hofmannsthals „Jedermann“, dessen Inszenierung von Max Reinhardt aus dem Jahr 1922 durch Emst Haeusserman vor fünf Jahren wieder aufgenommen wurde und auch heuer zu sehen ist. Diesmal wurden von den neunzehn Rollen fünfzehn neu besetzt.Ergreifend: Die Stimme des Herrn, vom Dom hoch oben zu hören, ist nun die Stimme eines Toten, von Ewald Baiser. Es wirkt beinahe sinnvoll. Maximilian Schell als Jedermann ist nicht die starke Persönlichkeit wie in den letzten Jahren Curd Jürgens, hat keine
Das sangesfreudige Wien der beiden vergangenen Jahrhunderte ersteht derzeit in Quintessenz im Theater am Belvedere. Allerdings gibt es bei diesem „Immerwährenden Wiener Pa-nopticum“ auch die Predigten des Paters Johann Valentin Neiner im Mönchshabit, eines zweiten Abraham a Santa Clara.Unter der Regie von Irimbert Ganser, der auch die Texte des „Panopti-cums“ zusammenstellte, spricht Franz Berger sonor und oft allzu laut den Pater, spielen der vielseitig komödiantische, aber outrierende Hans Brandtner sowie Ingrid Duschek und Christiane Holler die zahlreichen Gesangsund
Ein sehr erfolgreiches Zweipersonenstück, das auch mit Barbara Strei-sand verfilmt wurde, sieht man derzeit in der Kleinen Komödie: „Die Eule und das Kätzchen“ von WUton Man-hoff. Eine „Amateurnutte“ quartiert sich bei einem Buchhandlungsgehilfen, der auch Schriftsteller sein möch-te, ein - einfach mit jener besonderen Art weiblicher Frechheit, vor der Männer kapitulieren. Er wül sie das ganze Stück hindurch loswerden, aber es gelingt ihm nicht, dabei verliebt sie sich in ihn, und am Schluß erfaßt es auch ihn. Doch ein „Kätzchen“ ist sie nicht, der Titel stimmt
Ein Vergleich mit dem Unerträglichen, das zur Revolution von 1848 führte, zeigt das Erreichte. Dies der jüngeren Generation bewußt zu machen, ermögheht ein szenischer Rückblick auf das Damals in dem bilderbogenartigen Stück „Der doppelte Boden“ nach Reinhard Federmann von Jürgen Kaizik, bearbeitet von Regisseur Peter Gruber und Irene List, das vom Theater der Jugend im Theater im Zentrum zur Uraufführung gebracht wurde.Der junge Franz Hafner kommt, um zu studieren, nach Wien, beobachtet die Ausbeutung des Volks durch den Obrigkeitsstaat Metternichscher Prägung, die
Als der 23 jährige Georg Büchner in wenigen Frühlingswochen in Straßburg das Lustspiel „Leonce und Lena“ schrieb, hatte er so manchen sehr persönlichen Grund, nicht nur heiter gestimmt zu sein. Nun ist es zweifellos ein Lustspieleinfall, daß sich in diesem Stück zwei Königskinder finden, indem sie sich meiden. Aber die sprühende verbale Lustigkeit, der sich Leonce ergibt, die vielerlei Allotria, die er treibt, verdecken nur seine Verzweiflung an der Welt, die immer wieder durchbricht.Eben hieraus ergibt sich der Reiz, der Gehalt. Aber selbst die ansonsten großartige Inszenierung
Der im Vorjahr verstorbene Chansonnier und Dichter Jacques Prevert hat Texte verfaßt, die der Wiener Popsänger Thomas Declaude mit dem Jazzgitarristen und Komponisten Karl Friedrich zu einer Vortragsfolge vereinte und derzeit im „Experiment am Liechtenwerd“ vorführt. Prevert war in den zwanziger Jahren mit den Surrealisten um Breton in Verbindung. Da gibt es mancherlei wenigwortig Balla-deskes, mancherlei zart Poetisches. Eine Schnecke kriecht zu einem Begräbnis, Trauerflor auf den Hörnchen, ein Ertrunkener sprach von seinem Tod, dann vergaß er ihn. Es ist von Dämonen und Wundern
Seit den Welterfolgen von Tennessee Williams ist es um diesen Autor sehr still geworden. Seine Stücke werden kaum noch aufgeführt. Nun spielt das Theater der Jugend im Theater im Zentrum drei seiner Einakter, monologische Aussagen einzelner Figuren vor anderen, die ihnen zuhören. Seelische Bildnisse erstehen. Im „Portrait einer Madonna“ bildet sich eine harmlos irre alte Jungfer ein, im Gefolge fiktiver nächtlicher Besuche eines Bekannten ein Kind zu bekommen. „Sprich zu mir wie der Regen“: Getrübte Beziehung eines jungen Weibsbilds zu einem Mann, sie malt sich lustvoll, sozusagen
Zuletzt wurde Pirandellos Stück „Sechs Personen suchen einen Autor“ vor zehn Jahren unter der Regie von Ernst Haeusserman im Theater in der Josefstadt gegeben. Nun sieht man es da wieder unter dem selben Regisseur. Und wieder verwendet Haeusserman die Bearbeitung von Max Reinhardt, der diese im Schauspieler- und Theatermilieu spielenden Szenen weitgehend umgeschrieben hat.Es ergibt sich der Eindruck, als wirke das Stück noch heiterer als damals. Das betrifft nicht nur den Kulissenklamauk am Anfang, ehe fast gespensterhaft die von einem Autor er-sonnenen, aber dann fallengelassenen sechs
Wie wir dem im Theater der Courage uraufgeführten Stück „Tscharlie der Kegel“ entnehmen, hat der weithin bekannte „Herr Karl“ einen unehelichen 31jährigen Sohn. Aber nicht Qualtinger schrieb diesen Fünfviertelstunden-Monolog, sondern Herwig Seeböck. Auch Tscharlie ist Gelegenheitsarbeiter wie sein Vater, derzeit Magazineur in einem Ersatzteillager, auch er spricht selbstgefällig über alles und jedes, ist voll des. Falschverstandenen und Unverdauten, was komisch wirkt. Als Antisemit läßt er widersprüchig die Israeli wegen ihrer Schlagkraft gelten, die Gastarbeiter sind seiner
Wiederholtes nützt sich ab, auch wenn es Variationen bringt. Nach der Komödie „Tischmanieren“ sieht man im Theater in der Josefstadt aus der Trilogie „Normans Eroberungen“ von Alan Ayckbourn das zweite Stück „Quer durch den Garten“. Die zweifellos gut gezeichneten Gestalten kennen wir bereits, es sind die gleichen wie in den „Tischmanieren“, auch die Beziehungen bleiben die gleichen, es begibt sich kaum wesentlich anderes. Wieder ist Norman betrunken, wieder verfallen ihm kurz oder weniger kurz beide Schwägerinnen. Unterschied: Diesmal kugeln zwei Paare sich küssend im
In der Zeit der Tourneetheater und des Fernsehens gibt es kaum noch wandernde Schmierenbühnen. Würde man doch solch eine Truppe aufstellen, müßten sich eine Fülle von komischen Situationen im Ineinander von unbeholfenem Schein und bedeutungslosem Sein ergeben, das auch Heutiges entlarven könnte. Aber die Posse „Theaterg'schichten durch Liebe, Intrige, Geld und Dummheit“ von Johann Nestroy, die derzeit vom Volkstheater in den Wiener Außenbezirken vorgeführt wird, ist ein schwaches Stück. Das vorletzte der 83, die Nestroy schrieb.Bei der Umsetzung der epischen Vorlage greift das
Bernard Shaw zieht in seinem Drama „Frau Warrens Gewerbe“, das derzeit vom Volkstheater in den Wiener Außenbezirken aufgeführt wird, Schlußfolgerungen aus der1 Tatsache, daß zur Entstehungszeit des Stücks vor 85 Jahren Frauen in Bleiweißfabriken täglich 14 Stunden arbeiten mußten. Haben diese Szenen weiterhin Gegenwartsbezug?Frau Warren besaß bei fehlenden besonderen Talenten den elementaren Trieb, durch „Fleiß zu vernünftigem Wohlstand“ zu gelangen und nicht durch Schinderei für Schandlöhne zu verkommen. Shaw bezeichnete Armut als größtes Übel und den Reichtum als
Songs und Lieder von Franz Berger, gesprochen zur Gitarre, bietet derzeit das Theater am Belvedere unter dem Titel „Glasgesichter“. Poetisches gibt es da und Zeitkritisches. Von Eisblumen ist die Rede, die vom Fenster gestohlen wurden, von Spinnweben im Septemberwind, aber auch von Betonriesen, Kraftwerken und Schornsteinwäldern. Glasgesichter? Es sind die Gesichter „im Zerrspiegel der Glasfassaden unserer Wohn- und Arbeitsburgen“. Der Mensch will belogen, verbogen sein, er ist Gras, das durch den Schnitter fällt, er ist ein Schatten aus Nichts. Die Lotsen sind blind und taub. Was
Die Nordamerikaner werden derzeit durch den Roman „Roots“ und seine TV-Verfilmung an die Verbrechen gemahnt, die ihre Vorfahren an den Schwarzen begangen haben. Deren Diffamierung wirkt immer noch weiter. Da ist es um so erstaunlicher, daß Mark Twain schon vor fast hundert Jahren einen Roman geschrieben hat, der im Rückblick auf 1834 die Freundschaft zwischen einem jungen Weißen und einem jungen Schwarzen sowie die gemeinsam bestandenen Abenteuer schildert: „Huckleberry Finn“. Hemingway erklärte, daß von diesem Buch die gesamte amerikanische Literatur abstamme, vorher und danach
Verstehen die Eltern die Kinder nicht und die Kinder nicht die Eltern? Verständnis tut not. Das zeigt die 31jährige Wienerin Irene List in ihrem Stück „Das verrückte Wochenende“, das vom Theater der Jugend im Theater im Zentrum uraufgeführt wurde. In der Familie Kraus - Eltern, ein Fünfzehnjähriger, eine Zwölfjährige -fühlt sich jeder unterdrückt, jeder ausgenützt. Ständiges Gestreite wegen jedem Handgriff. Da meint die Omi, die Eltern sollten einen halben Tag lang die Kinder und die Kinder die Eltern spielen. Durchführung mit Wonne bei den Kindern, mit einigem Knirschen bei
Wer jünger als vierzig Jahre ist, mag sich fragen, wie es möglich war, einer politischen Bewegung anzugehören, deren Wirkung allein in Österreich in wenigen Jahren eine Bilanz von 505.000 Toten hatte. Eine der Ursachen, eine gewichtige, wird in dem Schauspiel „Rassen“ von. Ferdinand Bruckner erkennbar, das derzeit das Theater der Courage aufführt Es ist das eine Neuinszenierung des an dieser Bühne vor zwölf Jahren gespielten Stücks.Der Medizinstudent Karlanner, dessen Braut Helene eine Jüdin ist, kommt von seiner demokratischen Gesinnung ab, als er in einer nationalsozialistischen
Lord Fitztollemache kommt bei der Tür herein, hebt den mitgebrachten Dolch, um seine schlafende Gattin zu ermorden, aber sie erwacht gerade, da läßt er davon ab. Doch hat er den Sy-phon vergiftet, um wenigstens ihren Liebhaber ins Jenseits zu verfrachten. Das - bei G. B. Shaw? Tatsächlich - in der einaktigen Tragödie „Leidenschaft, Gift und Versteinerung oder Die verhängnisvolle Syphonflasche“, derzeit im „Experiment Theater am Liechtenwerd“.Ein erheblicher Gegensatz zu Shaws bekannten Stücken. Dieses hier ist eine Persiflage der Trivialdramatik. So muß der eifersüchtige Lord,
„Wie modern ist Alfred Adler?“ Diese eher rhetorische Frage stellte der bekannte Wiener Individualpsychologe Professor Erwin Ringel anläßlich eines Vortrages in der Osterreichischen Gesellschaft für Literatur im Palais Palffy.
Im Theater für Kinder und Jugendliche dominieren gemäß den Statistiken nach wie vor die Dramatisierungen der Grimm-Märchen gegenüber Stücken, die ein Bild der heutigen gesellschaftlichen Wirklichkeit vermitteln. Das Wiener Theater der Jugend führt derzeit im Renaissance-Theater zwar nicht die Dramatisierung eines Grimm-Märchens, aber eines von Wilhelm Hauff vor: „Kalif Storch“. Verfaßt hat sie Josef Carl Grund, Autor von 54 Kinder- und Jugendbüchern.Dieses orientalische Märchenspiel bietet viel, was die kindliche Phantasie anregt: die Verwandlung des Kalifen und seines
Eine Gestalt auftreten zu lassen, die nur von einer Person gesehen wird und von anderen nicht, ist durchaus bühnenwirksam. In der Komödie „... und das am Hochzeitsmorgen“ der beiden routinierten englischen Autoren Ray Conney und John Chap-man bildet dies den Grundeinfall für das ganze Stück. Routinierte Autoren? Chapman etwa hat 130 Fernsehkomödien geschrieben, dazu noch Drehbücher.Diese sichtbare und zugleich unsichtbare Gestalt ist eine quicklebendige kleine Tänzerin, ein Charleston-Girl, und der, dem sie erscheint, hat zwanzig Ehejahre hinter sich. Wonniges Entzücken des
Nicht alle Stücke, die von maßgeblichen Kritikern gerühmt wurden, halten einer späteren Nachprüfung stand. Die 30 Jahre alte, damals hypertroph gelobte Komödie „Einladung ins Schloß“ von Jean Anouilh, die derzeit vom Volkstheater in den Wiener Außenbezirken aufgeführt wird, enttäuscht nun. Der Grundeinfall, wonach Horace, einer von zwei reichen Zwillingsbrüdern, dem anderen, Frederic, die Verlobte Diana dadurch madig macht, daß er sie durch ein hübsches armes Mädchen Isabelle, das er dafür bezahlt, ausstechen läßt, wirkt nicht nur gekünstelt, dieses überheblich freche
Nicht alle Stücke, die von maßgeblichen Kritikern gerühmt wurden, halten einer späteren Nachprüfung stand. Die 30 Jahre alte, damals hypertroph gelobte Komödie „Einladung ins Schloß“ von Jean Anouilh, die derzeit vom Volkstheater in den Wiener Außenbezirken aufgeführt wird, enttäuscht nun. Der Grundeinfall, wonach Horace, einer von zwei reichen Zwillingsbrüdern, dem anderen, Frederic, die Verlobte Diana dadurch madig macht, daß er sie durch ein hübsches armes Mädchen Isabelle, das er dafür bezahlt, ausstechen läßt, wirkt nicht nur gekünstelt, dieses überheblich freche
Sehr im Gegensatz zu unseren heutigen Autoren haben frühere Dramatiker oft eine enorme Zahl von Stük-ken geschrieben. So stammen von August von Kotzebue, der in Weimar zur Welt kam, Staatsrat in Petersburg wurde und dort das deutsche Theater leitete, 219 Stücke. 87 spielte Goethe, der ihn schätzte, als Theaterdirektor in Weimar, 114 wurden im Burgtheater aufgeführt. Kotzebue war eineinhalb Jahrhunderte hindurch der meistgespielte Autor im deutschen Sprachbereich.Auch heute noch ist das Lustspiel „Die beiden Klingsberg“, das derzeit im Theater in der Josefstadt zu sehen ist,
Das Leben besteht aus Widersprüchen, ebenso der Mensch, er ist vielschichtig, sozusagen mehrfach schizophren, in dieser Vielfalt besteht seine Freiheit - diese Gedanken äußerte der junge Gert Kaminski von der Berliner Schaubühne vom Halleschen Ufer, ehe der „Auftritt Donha Marga- rida“ des jungen brasilianischen Autors Roberto Athayde im Dramatischen Zentrum dargeboten wurde.Das ist eine Schulstunde mit Donha Margarida als Lehrerin, wir, die Zuschauer, sind gewissermaßen ihre Schüler. Die widersprüchige Vielfalt, von der Kaminski sprach, kennzeichnet vor allem diesen jungen Autor
Welch gewaltigen Abstand es zwischen den Regierenden und Regierten im wilhelminischen Untertanenstaat gab, spürt man sehr deutlich in der Komödie „Die Lokalbahn” von Ludwig Thoma, die vom Volkstheater in den Wiener Außenbezirken aufgeführt wird. Da gibt es in einer Stadtgemeinde Unzufriedenheit mit der vom Ministerium vorgesehenen und befohlenen Trassenführung für eine geplante Lokalbahn. Begeisterung der Honoratioren, weil der Bürgermeister es dem Minister angeblich ganz scharf gesagt hat, danach jähe Umkehr, Vorwürfe gegen ihn aus Angst vor den möglichen beruflichen
Die abendfüllende Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny” von Bertolt Brecht aus dem Jahr 1930 war aus einem drei Jahre vorher uraufgeführten einaktigen Songspiel „Mahagonny” entstanden, an das sich jetzt das Theater am Belvedere herangewagt hat. Brechtsche Songs mit Musik von Kurt Weill sind da ohne Zwischenschaltung von Dialogen aneinandergereiht. Die Begebnisse in der Stadt mit dem erfundenen Namen Mahagonny, Spießers Utopia, mit der Anklage gegen die Macht und Verherrlichung des Geldes, mit der Verurteilung egozentrischen, rücksichtslosen Genusses, ergibt sich auch bereits
Im Theater in der Josefstadt besteht die Absicht, ab der laufenden Spielzeit jedes Jahr einen Horväth zu spielen. Auftakt war eine einstündige Matinee unter dem Titel „Vorfälle im Leben des Ödön von Horväth”, eine Collage von Traugott Krischke, der die Werke Horväths mehrfach herausgegeben hat.Darin werden aber nicht nur in Selbstaussagen Vorfälle aus seinem Leben berichtet, sondern auch markante Stellen aus Stücken und sonstigen Schriften zitiert, ergänzt durch Äußerungen von Zeitgenossen. Krischke enthält sich eigener Stellungnahmen. Er informiert mit Bekanntem und weniger
Jammer, Zank, Haß, Neid, unerfüllte Hoffnung, Erleiden von Unrecht, nicht zuletzt auch eine Fülle zermürbender Kleinigkeiten, das ist das Leben? Die Tochter Indras erfährt dies und kaum viel anderes auf ihrer Erdenfahrt in Strindbergs „Ein Traumspiel“, das vom Ensemble-Theater im Großen Saal des Konservatoriums der Stadt Wien aufgeführt wird.Strindberg führt Klage über das Leben, das schwer auf den Menschen lastet, über unbegreifbare Voraussetzungen des Daseins, die immer wieder Leid bringen. Ein Einwand ergibt sich; Das Gewicht des im Stück gezeigten Unheils wiegt doch gering
Jene Länder, in denen Amnesty International gegen Folter und ungerechte Haft kämpft, nehmen den weitaus größeren Teil der Erde ein. Eine Argentinierin, die 49jährige Griselda Gambaro, schrieb das Stück „Das Lager“, das in der deutschen Fassung von Adolf Opel und Marino Valdez zur deutschsprachigen Erstaufführung im „Theater der Courage“ gelangte.Emilio, ein Kerl in rmlitärischer Uniform mit eiskalt befehlendem Blick, hat den jungen Buchhalter Martin angestellt. Wozu? Die Buchhaltung ist nicht nur in völliger Unordnung, es sind Kinderzeichnungen darin. Emilio legt aber keinen
Der Clown mit dem Familiennamen August sehnt sich in dem Stück „August August, August” des Tschechen Pavel Kohout, das derzeit in der „Tribüne” augeführt wird, danach, einmal acht Lipizzaner vorzuführen, selbst Direktor zu werden. Ergebnis: Der Direktor läßt auf ihn, auf die Clownsfrau, auf August junior einen Tiger los. Das ist unschwer als politisches Sinnbild zu erkennen: Träume, etwa von der Verwirklichung der Menschenrechte, werden in Diktaturstaaten gewaltsam abgewürgt. Als das Stück vor achteinhalb Jahren im Akademietheater zur deutschsprachigen Erstaufführung
Der Urlaub bedeutet für viele Freiheit von Zwängen. Zwei Ehepaare, die ihre Ehen offenbar als Zwang auffassen, nehmen in der Komödie „Jedem das Seine” (in der Kleinen Komödie) zugleich Eheurlaub. Was sich dabei an komischen Schwierigkeiten, an Verwicklungen ergeben kann, haben die beiden Autoren, zwei Fernseh- und Filmroutiniers, der in England lebende Australier Peter Yeldham und der Engländer Donald Churchill, mit beinahe mathematischer Sicherheit permutiert. Flottes Spiel unter der Regie von Helmut Siderits, wobei sich vor allem Ingold Platzer, aber auch Ina Peters, sowie Hellmuth
Der Wald als das geheimnisvoll La- byrinthische, die Liebe als das verwirrend Unergründliche, das ist die Grundlage des Zaubers, den Shakespeares „Ein Sommemachtstraum“ auf uns ausübt. Gelingt es der Aufführung im Volkstheater, ihn szenisch wirksam zu machen?Als prägend erweisen sich die Bühnenbilder von Roswitha Meisel. Silberne hohe Lanzen, in Abständen vor weißen Vorhängen aufgestellt, das ist der recht kriegerisch wirkende Saal im Palast des Theseus. Und der Wald? Ein Problem für jeden Bühnenbildner. Eine wohl neue Lösung: ‘Die Bäume haben riesenhafte, mehr als
Aktuelle Bezüge bedingten den seinerzeitigen Erfolg des Lustspiels „Rendezvous in Wien“ von Fritz Eckhardt. Aber das ist 22 Jahre her. In der neuen Fassung, die jetzt in den Kammerspielen aufgefuhrt wird, sieht man wieder den „amerikanischen“ und den „russischen“ Sohn aus früheren Ehen des nun 60jährigen Erfolgsschriftstellers, es gibt auch seine Nicht-nur-Se- kretärin, in die sich alle vergaffen, Diestnal geht es um Abfangjäger. Also frisierte Eckhardt das Stück auf Stand 1977, die Szenen sind mit witzigen Anspielungen vor allem auf Aktuelles aus hiesigem ministeriellem
Es gibt immer Menschen, die sich an den andern reiben, aus nichtigen, berechtigten oder unberechtigten, Anlässen Streit anfangen, bis zu Gericht gehen. So einer ist dieser „Er“ in dem Zweipersonenstück „Wo der Pirol ruß“ von Herbert Berger, das derzeit im Ateliertheater aufgeführt wird. Mit seiner „Sie“ sitzt er im Garten und glaubt sich vom Besitzer des Nachbargartens beleidigt, Haß flammt auf... Und wie das so weiter geht, bis er aus Wut auf einen Pirol schießt und den Nachbarn trifft. Das ist ein kleines, gut gezeichnetes Charakterbild von sich steigernder Wirkung.Auch in
In unserem Kollektivzeitalter werden fast nur noch durchschnittliche und unterdurchschnittliche Menschen auf der Bühne gezeigt. In dem Schauspiel „Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe“ von Peter Hacks, das derzeit im Akademietheater aufgeführt wird, geht es ausschließlich um die Beziehung zu einem mehr als überdurchschnittlichen, zu einem genialen Menschen, der aber gar nicht auftritt.Das ist weder ein Schauspiel, noch ein Gespräch, sondern ein zweistündiger Monolog, den Frau von Stein vor ihrem Gatten hält, der lediglich von einer Puppe verkörpert
Ein Stück, das nach dem letzten Krieg Welterfolg hatte, läßt nun merkwürdig kühl: das Schauspiel „Das heilige Experiment“ von Fritz Hochwälder, das diesmal im Theater in der Josefstadt zu sehen ist. Die gefundenen Stoffe waren damals noch nicht von den erfundenen fast gänzlich abgelöst worden. Ein großartiger Stoff, wie man weiß: Der ideale „Gottesstaat“ der Jesuiten in Paraguay wird 1773 auf Befehl des Königs von Spanien wie des Ordensgenerals aufgelöst. Das stellt Hochwälder erfreulich unmanipuliert dar. Aber der Konflikt, der entsteht, packt lediglich unser Denken. Das
Die Volkslieder, die wir kennen, zeichnen sich meist durch Innigkeit aus, wirken gemüthaft. Bei den Wienerliedern fällt sehr oft ein Gehalt an liebenswürdig oder drollig vorgebrachter Lebensphilosophie auf. Es gibt aber auch andere, die man kaum je hört, es sind „aufsässige“ Volkslieder, und zwar österreichische, die Martin Auer, Reinhardt Honold und Rudi Tin- sobin unter dem Titel „Der Dreschflegel“ bei den „Komödianten“ im Künstlerhaus vortragen. Gewissermaßen eine Fortsetzung der hier vor einigen Monaten von Martin Auer dargebotenen irischen Freiheitslieder.Zur Zeit der
Die Einstellung der Kinder zu den seit Jahrhunderten überlieferten Marchen hat sich in der letzten Zeit erheb- lich geändert. Die einst so vertrauten Gestalten sind zwar auch weiterhin bekannt, aber die Kinder stehen ihnen nun zum Teil kritisch gegenüber. Das haben Gespräche und Befragungen in Volksschulklassen der Wiener Au- ßenbezirke ergeben, die als Grundlage eines Kindermusicals „Wer furchtet sich vor Doktor Wolf?” von Franz Berger und Bert Bren mit der Musik von Gerhard Breyer dienten, das im Theater am Belvedere zur Urauffiihrung gelangte.Was den Kindem geboten wird, ist vor
‘Was reizt so einen kleinen Buben, Streiche zu begehen? Mit kleinen Mitteln die lästige Übermacht der Erwachsenen zu brechen. Das ist halt lustig. Und den Erwachsenen macht das erfahrungsgemäß ebenfalls Spaß, sofern sie nicht selbst Zielscheibe solcher Streiche sind. Daher haben Bücher, die darüber launig berichten, Erfolg. So auch das vor nahezu hundert Jahren in New York erschienene „A Bad Boys Diary”, dessen Autor die Romanschreiberin Metta Victoria Victor war, was man lange nicht wußte, da sie sich zeit ihres Lebens nicht dazu bekannte.Nun hat Herbert Lederer dieses
Der Begründer der italienischen Charakterkomödie, Carlo Goldoni, hat auch noch Stücke mit Masken geschrieben. So die Komödie „Die venezianischen Zwillinge“, die vor jenem berühmten Jahr entstand, in dem er sechzehn Komödien verfaßte. Da lebt noch sehr merkbar die commedia deH'arte, und so ist es durchaus berechtigt, daß das Ensemble Theater, vordem „am Kärntnertor“, nunmehr in einem Saal des Künstlerhauses, diese Komödie unter der Regie des Pantomimen Samy Molcho in der Spielweise ganz in die Turbulenz des ehemaligen Stegreifspiels zurückführt. Die Rasanz der Geschehnisse,
Es ist verdienstvoll, Meisterwerke wieder zur Diskussion zu stellen. Dieses Verdienst kann man der Aufführung des bürgerlichen Trauerspiels „Maria Magdalena“ von Friedrich Hebbel im Kleinen Theater im Konzerthaus keineswegs zubilligen, das Stück wurde in letzter Zeit in Köln, Frankfurt, Hamburg, Berlin gespielt. Nun folgt Wien.Der Vorwurf dieses Trauerspiels von erheblicher literarhistorischer Bedeutung wirkt durch das Schicksal Klaras veraltet, das auslösende Erlebnis, die Hingabe des Mädchens an den gehaßten Ferdinand, ist unglaubwürdig, das wurde längst festgestellt. Trotz der
Ein seltener Fall: Eine Diseuse und Chansonniere wurde Boulevar-deuse. Wir haben schon drei Stücke von ihr gesehen. Sie heißt Franchise Dorin. Nun wird ihre Kompdie „Der Hit“ im Theater in der Josefstadt gegeben. Da geht es um einen bescheidenen Romanerfolg, der gegen einen großen Plattenerfolg steht. 5000 Exemplare eines qualitätsvollen Romans (gar nicht so wenig!) gegen den Hit von 600.000 Platten (gar nicht so viel!), deren hohe Verkaufsziffer angeblich von der Dummheit der kleinen Mädchen bedingt ist. Welch eine Diskrepanz! Aber nun nimmt die Autorin an, daß der Romanautor der
Das Mitspiel „Scherenschnitte“ von Paul Partner wurde an zwei Wiener Kleinbühnen aufgeführt. Nun ist im Ateliertheater sein Kriminalstück „Polizeistunde“ zu sehen, das ein erheblich erweitertes „Mitspielen“ des Publikums ermöglicht. In der Wirtschaft „Zum Treff“ wird nach der Sperrstunde Geburtstag gefeiert. Der Gefeierte ist der Liebhaber seiner Schwägerin, der Wirtin, einer ehemaligen Schauspielerin, seine Frau liegt krank im Oberstock, stirbt während dieser Zeit. Selbstmord oder Mord? Es gibt da noch Nichte und Neffe, allen vieren kann man den Mord zutrauen, Motive
Übt eine Gesellschaft von Nichtstuern heute Anziehungskraft aus? Wenn die betreffenden Herrschaften merkbar viel Geld haben, sich vorteilhaft anziehen und kultiviert benehmen? Anziehungskraft aus Animosität gegen das Leistungsprinzip, gegen das Etwas-tun-Müssen? Die Nichtstuer in der „trivialen“ Komödie „Buribury oder Die Bedeutung, ernst zu sein“ von Oscar Wilde, derzeit aufgeführt im Burgtheater, finden nach wie vor Gefallen. Vielleicht auch deshalb, weil sich Unglaubwürdiges begibt, etwa mit dem Namen Ernst, mit erfundenen Personen, mit einem Baby im Gepäck, aber man läßt
Der Exportkaufmann Kart Otto Mühl hatte außer Erzählungen bisher lediglich im letzten Krieg Texte für Lagerbühnen geschrieben. Nun, mehr als ein Vierteljahrhundert später, erreicht der etwa Fünfzigjährige mit dem Stück „Rheinpromenade“ einen durchschlagenden Erfolg auf den deutschsprachigen Bühnen. Dieses Stück, als „Praterpromenade“ von Harald Sommer eingewienert, wird derzeit in der „Tribüne“ gegeben.Der 77jährige ehemalige Schlossermeister Fritz trifft sich immer wieder mit der 26jährigen Martha, Küchenhilfe in einem Krankenhaus. Subtile Beziehung des
Unter den Wiener Bühnen führt einzig das Volkstheater bevorzugt Werke von österreichischen Autoren auf. So bringt heuer das drei Stücke umfassende Sonderabonnement drei Uraufführungen von Österreichern. Und in den Aufführungen des Volkstheaters in den Wiener Außenbezirken umfaßt der Spielplan in dieser Saison sieben ausschließlich österreichische Stücke.
Gibt es in den Vorstadthäusern nur Streit, Brutalität, Unflat und Verkommenheit? Fast könnte man zu dieser Ansicht kommen, sieht man das Stück „Was haben vom Leben“ des 31jährigen Oberösterreichers W. J. M. Wippersberg, das im Volkstheater uraufgeführt wurde.Der Vater, ein brutaler, ordinärer Biersäufer, drückt sich von jedweder Arbeit, mißbandelt Frau und Tochter. Diese Tochter Anna will aus dem Elend heraus, wird zum Schlampen, hat zwei Kinder von Vätern, die sich trollten, dennoch ist da ein braver junger Arbeiter, der sie heiratet, sich ihretwegen in erhebliche Schulden
Beckett schuf mit „Godot“ eine Cäsur in der dramaturgischen Entwicklung, wie es sie seit Aischylos kaum gab: das handlungslose Stück. Vorläufer waren Gerstenberg und in Einaktern Maeterlinck. Aber auch Anton P. Tschechow schrieb schon 1889, daß in Dramen des Alltags die Fabel fehlen könne. Das zeigt sich besonders bei seinem Schauspiel „Drei Schwestern“ aus dem Jahre 1901, das derzeit im Akademietheater aufgeführt wird.Es ist dies die Zustandsschilderung innerer Haltlosigkeit einer Gesellschaft, die Schwestern Prosorow und ihren Bruder betreffend, sowie deren befreundete
Die Faszination, die vom Grand Magic Circus ausging, läßt erheblich nach. Das zeigt sich derzeit in der „Arena 76“. Die Geschichte einer Zirkustnuippe im Niedergang, die Geschichte der jungen Marion, die von den Artisten aufgenommen wird, mit ihnen an den brasilianischen Königshof gerät, ist unter dem Titel „Les Grands Sentiments“ so unsinnig als nur möglich ersonnen. Jeröme Savary, der Chef des Circus, erläutert unentwegt englisch, was sich begibt, bedient das Schlagzeug, spielt verschiedene Instrumente. Gemeinplätze gelten als bedeutend, werden durch Aufleuchten einer roten
Die Verdüemste des englischen Spielleiters Peter Brook sind unbestritten, ja, seine Dandsleute bezeichnen ihn als „ roßten Regisseur der Welt“. Nun hat Brook vor acht Jahren in Paria ein internationales Theaterzentruim gegründet, das szenischen Versuchen dient, neue Thea-terfonmen ausprobiert., So war der neuesten Produktion „The Ik“, die in der Reihe „Arena 76“ im St. Marxer Schlachthof vollgeführt wird, mit besonderen Erwartungen entgegenzusehen.„The Ik“ sind ein afrikanischer Stamm im Norden Ugandas, der von der Jagd lebte, alber nach dem letzten Krieg durch die
Die Emigration ist eine Modellsituation unserer Zeit. Vertriebene oder Menschen, die vorsorglich ihre Heimat verließen, gibt es fast überall. Der 46jährige Pole Slawomir Mrozek bezeichnet sich als Nomaden, er lebt seit 1963 im Ausland, freiwillig, zeitweilig erzwungen. Es sind eigene Erfahrungen, die er in dem Zweipersonenstück „Emigranten“, das derzeit im Kleinen Theater im Konzerthaus aufgeführt wird, objektiviert hat.
Auch ein Gespräch ohne alle dramatischen Akzente kann von der Bühne her wirken. Das zeigt sich bei den fünf Szenen für zwei Personen „Nestwärme“ der jungen Oberösterreicherin Brigitte Schweiger, die derzeit in der „Tribüne“ aufgeführt werden. Zwei Arztensgattinnen einer Kleinstadt unterhalten sich, in allen Szenen Cremeschnitten essend, Front zum Publikum, über Familienangelegenheiten. Der gemächlich dahin-plätschernde Dialog entlarvt amüsant die geistige Enge der beiden Plaudernden, wobei selbst der Freitod der Tochter der einen der beiden, von dem wir erfahren, zu keiner
In vollem Gegensatz au dem, was sich im Burgtheater begibt, bietet eine Kleinbühne, die „Werkstatt“, die zum letztenmal im Theater am Kärntnertor spielt und dann in ein Kino übersiedelt, das umgebaut wird, eine Spitaenaufführung voll Phantasie und sprühender Einfälle, die nicht im Gegensatz zur Spielvorlage steht, sondern aus ihr adäquat hervorgeht. Und zwar ist dies das Stück „Elisabeth Eins“ des jungen Amerikaners Paul Foster, einem ,,La-Mama“-Autor, in der Bearbeitung durch das Ensemble.Da führt eine Wandertruppe der elisabethinischen Zeit das Leben dieser Königin vor,
Die Frage, wann ein Regisseur Eingriffe in ein Bühnenwerk vornehmen darf, ist wieder aktuell. Es wird darüber noch anläßlich der kommenden „Fausf'-Inszenierung im Burgtheater zu sprechen sein. Vorerst ein anderer Anlaß: Georg Büchners Fragment „Woyzeck“, das derzeit im Theater am Belvedere zu sehen ist. Dieses Fragment, das erst 1913 in München uraufgeführt wurde, gibt es in verschiedenen Fassungen. Was der dreiundzwanzigjährige Autor hinterließ, sind oft nur hingekritzelte Entwürfe auf Bogen, die er nicht paginiert hat. So existieren gegenüber der meist gespielten Anordnung
Ionesco ist der Meinung, es sei nichts so schwer, wie für das Theater zu schreiben. Wolfi Bauer, wie er liebevoll von den Gazetten genannt wird, hat eine Methode entdeckt, es sich leicht zu machen. Da beteilige ich mich einfach an einem netten Spiel (Theater), erklärt er, da gibt's was zu gewinnen. Und er gewinnt erfreulich. Der Bauer als Millionär.Also die Methode. Der eigene Umkreis genügt völlig, Freun-derln, weiblicher Anhang, Suff, Hasch uqd so weiter, was sich da begibt oder begeben könnte, ist schon das Stück. Die Schreiberei als nettes Spiel, es stimmt schon, funktioniert und
In Niederösterreich gab es etwa 600 Herrschaftssitze, ungleich mehr als dn den anderen Bundesländern, bedingt durch die Grenzläge und die besondere Fruchtbarkeit des Bodens. Viele davon sind längst Ruinen. Aber so manche wurden es erst im Gefolge des Zweiten Weltkriegs. Das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung unterstützt nun finanziell die Wiederherstellung dieser Bauten, die dann vom Bundes-denkmalamt betreut wird. Derzeit betrifft dies neben anderen Restaurierungen zwei Schlösser und eine Burg, die im nordöstlichen Niederösterreich gelegen sind; allesamt Bauten, die
Wir sahen die Komödie „Der Geizige“ von Moliere vor eineinhalb Jahren im Burgtheater unter der Regie von Jean-Paul Roussilon. Nun bot ein Gastspiel der „Comedie Francaise“ dieses Stück, „L'Avare“, ebenfalls unter der Regie Roussilons. Abermals beherrscht eine mächtige Treppe in einer schäbigen Halle die Bühne, auf der die Beziehungen der Figuren untereinander immer wieder in Bewegungsvorgänge umgesetzt werden, doch zeichnet nicht wie damals Jacques Le Marquet für das Bühnenbild, sondern nun Savignac. Komödiantisches Theater trimphiert vor allem in Michel Aumont als
Im Rahmen der „Festlichen Tage in Sankt Stephan“ führte eine Laienspielgruppe der Jugendgemeinschaft St. Stephan das Mysterienspiel „Das Salzburger große Welttheater“ von Hugo von Hofmannsthal im Stephansdom vor. Spielbereich war der Raum vor der Apsis zwischen den mächtigen gotischen Pfeilern. Ohne irgendwelche Dekorationen, nur bei wechselnd starkem Scheinwerferlicht, entfaltete sich unter der geschickten Regie von Karl Rühringer in Bewegungsvorgängen das Spiel. Starker Eindruck, den kein Theater bieten kann, durch die optische Überhöhung der Vorgänge im Blick nach oben ins
Auch heuer tagte wieder das Grillparzer-Forum auf Burg Forchtenstein. Wissenschaftler, Theäter-praktiker und Theaterkritiker aus sieben Ländern Europas, aus den USA und Kanada unter dem Präsidium von Intendant Herbert Alsen und der Tagungsleitung von Heinz Kindermann hoben das Gegenwartsnahe, Lebendige der Grillparzer-schen Dramatik am Beispiel der „Medea“ hervor, die heuer bei den Burgspielen Forohtenstein aufgeführt wurde.Elisabeth Orth, die Darstellerin der Titelrolle, bezeichnete in einer der Sitzungen diese Tragödie als eines der aufregendsten Frauen-stücke, die es gibt. Konrad
Am Tag, da sich der Geburtstag von Max Reinhardt zum hundertstenmal jährte, am 9. September, fand im Theater in der Josefstadt eine Matinee statt, bei der fünf weißhaarige Wiener Spitzenschauspieler und vier Wiener Spitzenschauspielerinnen, die unter Max Reinhardt tätig waren. Texte von ihm lasen: Erinnerun--gen an die vierte Galerie des Burgtheaters, Programmatisches über das Theater, das Höhung des Lebens, Freude zu bieten habe. Ein „Szenischer Prolog“ von Hugo von Hofmannsthal, Anno 1924 fiktiv hinter, de facto vor dem Vorhang gesprochen, führt witzig die unterschiedliche
Man kann Goldonis überaus beschwingtes Lustspiel „Der Diener zweier Herren“ in sprudelnder Laune komödienhaft spielen. Max Reinhardt war es, der sich in seiner einstigen Aufführung auf die Ausdrucksformen der Commedia deU'arte besann. Giorgio Strehlers berühmte Inszenierung dieses Stücks fußte hierauf, wurde zu einer völligen Erneuerung der alten Spielart. Seine neueste szenische Darbeitung des „Arlecchino servitore di due padrone“ in der Salzburger Felsenreitschule als Gastspiel des Piccolo Teatro di Milano erfolgte berechtigt „in memoriam Max Reinhardt“.In den drei
Schon einmal, vor dreizehn Jahren, wurde bei den Burgenländischen Festspielen im Graben der Burg Forchtenstein Grillparzers Trauerspiel „Die Ahnfrau“ aufgeführt, Regie führte damals Otto Ambros. Diesmal wählte die Festspielleitung mit gutem Grund die vieraktige Urfassung, die gegenüber der seinerzeit von Schreyvogel angeregten fünfaktigen Bühneneinrichtung erhebliche Vorzüge besitzt. Dem Stück kommt heute erhöhte Bedeutung zu, da es die Abhängigkeit von rational nicht erfaßbaren Mächten zeigt, die der sich autonom dünkende Mensch von heute leugnet.Unter der Regie von Ernst
Es gibt in den heutigen Theatern eine bedenkliche Erscheinung: Die Jugend fehlt in den Zuschauerräumen. Da die jungen Menschen aber nicht immer jung bleiben, müßten in zwei, drei Jahrzehnten alle Theater geschlossen werden, es sei denn, es kommt doch dazu, daß sie das Publikum von morgen bilden.Da ersteht die Frage, ob für diese jungen Menschen, die keinen der Weltkriege mitgemacht haben, die im nicht selbst erarbeiteten Wohlstand aufgewachsen sind, aber eine Front gegen alle auch nur wenig Älteren bilden, das Theater als Erlebnisbereich grundsätzlich und daher für immer abgetan ist.
Letzte Veranstaltung der „Arena 72“ im Museum des 20. Jahrhunderts: Der Pariser „Grand Magic Circus“ von Jkröme Savary führte die romantische Oper in 43 Bildern „Die letzten Tage der Einsamkeit von Robinson Crusoe“ vor. Oper? Zirkus? Beides, somit Musik, Gesang, Clownerie, Akrobatik, weißgeschminkte Gesichter und aufgesetzte Nasen, groteske Kostüme, Zirkusgags, aber auch Kabarettspäße, witzige Dialoge, grelle Mimik, kurz, sämtliche Ausdrucksfonmen des Szenischen werden kcanprimiert um die Vorlage „Crusoe“ ohne vorgeschriebenen Text, improvisiert dargeboten. Und dies in
„Stromschnelle, Windsbraut, das Pathos selbst“, hatte nach dem ersten Weltkrieg Hermann Bahr den damals 32jährigen Albert Paris Gütersloh genannt, er sei „wie die Zukunft, gleichsam aus dem Hinterhalt eines fernen Jahrhunderts und siedendheiß von Uberlebendigkeit“ über seine Zeitgenossen hergefallen. Der Fünfundachtzigj ährige — sein Geburtstag ist am 5. Februar —, der sich heute vorweg als Schriftsteller bezeichnet, war Novize des Deutschen Ritterordens, Bühnenbildner und Regisseur bei Max Reinhardt in Berlin, Oberregisseur am Münchner Schauspielhaus, Pariser Kunstkritiker
Ödön von Horväth wechselte in seiner Schulzeit viermal die Unterrichtssprache, und erst mit vierzehn Jahren schrieb er den ersten deutschen Satz. Diese erstaunliche Tatsache ist auf einer der neunzig Wandtafeln zu lesen, die in der derzeitigen von der Wiener Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur im Verein mit der Berliner Akademie der bildenden Künste Im Wiener Museum des 20. Jahrhunderts veranstalteten Horväth- Ausstellung zu sehen sind. Anlaß der Dokumentation, die von Hans F. Prokop erarbeitet wurde: Horväth wäre heuer siebzig Jahre alt geworden.Ein Überblick
Klabund meinte, Christopher Marlowe reiche Shakespeare bis mindestens an die Schulter. Das erweist die Szenenfolge „Die tragische Historie vom Dr. Faustus“, die derzeit vor Prandtauers großartiger Fassade der Melker Stiftskirche gespielt wird, keineswegs. Dieser Faust, der eingangs ungeheuren Machtwillen bekundet, setzt die ihm durch den Teufelspakt verliehene magische Kraft ausschließlich für szenisch sehr wirksamen, aber reichlich läppischen Klamauk ein. Die Gestalt schrumpft im Verlauf der Begebenheiten mehr und mehr. Doch gibt es Stellen, die nicht nur den Szeniker, sondern auch
Raymond Queneau schrieb vor 23 Jahren „Stilübungen“, die durch ihre Sprachequilibristik internationales Aufsehen erregten und zur Initialzündung für Sprachexperimente so mancher Autoren wurden. Eine szenische Darbietung gab es sofort in Paris, vor fünf Jahren in Berlin, Aufführungen an sonstigen deutschsprachigen Bühnen folgten. Nun sind diese zahlreichen kurzen Etüden unter dem Titel „Autobus S“ im Kleinen Theater der Josefstadt zu sehen.Die Schilderung eines völlig belanglosen Begebnisses in einem Autobus und eine ebenso belanglose Beobachtung vor einem Bahnhof, die nur
DER DETEKTIVROMAN. Von Bolle tu- Narcejc. He rmann-Luchterh nd-Verlar, Neuwied und Berlin.Zwei Kriminalromanautoren schreiben einen neuen Krimi: die Geschichte des Detektivromans, eines Teilgebietes des Krimis, 60 Seiten erstmalig deutsche Bibliographie, dazu Sekundärliteratur und Register — alle Achtung! Im Hintergrund steht ein Wort Paul Horands: „Seine Rolle ist nicht, die Nachtseiten der Seelen zu sondieren, sondern mit der Präzision eines Uhrwerks Marionetten in Gang zu setzen.“R. H.HE, JOE in drei Sprachen. Von Samuel Beckett. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 1968. 96 Seiten
Die „Komödianten“ im Theater am Börseplatz nehmen im Bereich des Wiener Theaters durch originäre Leistungen eine Sonderstellung ein. Sie haben sich einen eigenen Aufführungsstil erarbeitet, geeignete Stücke werden weitgehend ins Gestische, ja, Pantomimische umgesetzt Gegebenenfalls bieten sie auch Gedichte, Prosa, Lieder szenisch, sozusagen als theatralische Environe- ments dar, womit sie ebenfalls die Konvention durchbrechen. Diesmal heißt sich das Programm „Kaiser- und Küchenlieder", dazu stellt die Bühne eine Küche samt allem Zubehör dar. Und während Ilse Scheer als Köchin