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Neues Leben in Ruinen

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In Niederösterreich gab es etwa 600 Herrschaftssitze, ungleich mehr als dn den anderen Bundesländern, bedingt durch die Grenzläge und die besondere Fruchtbarkeit des Bodens. Viele davon sind längst Ruinen. Aber so manche wurden es erst im Gefolge des Zweiten Weltkriegs. Das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung unterstützt nun finanziell die Wiederherstellung dieser Bauten, die dann vom Bundes-denkmalamt betreut wird. Derzeit betrifft dies neben anderen Restaurierungen zwei Schlösser und eine Burg, die im nordöstlichen Niederösterreich gelegen sind; allesamt Bauten, die wert sind, daß man sie kennenlernt.

Schloß Ladendorf, im Besitz einer geborenen Khevenhüller, wurde nach zweimaligen Zerstörungen im Jahr 1722 unter Graf Wierich Daun von Theano, Vizekönig von Neapel, Vater des Siegers von Kolin und Hochkirch, vermutlich von Donato Feiice d'Allio, der später den Chor der Stiftskirche Klosterneuburg umbaute, hochbarock neugestaltet. Die Räume waren noch bis 1940 völlig eingerichtet, nun wirken sie Hünenhaft. Der zweigeschossige Festsaal vollends macht einen desolaten Eindruck. Ihn wiederherzustellen, ist ein Verdienst, vor allem wegen des Stuckreliefs und der Decke, das helle Figuren auf blauem Grund derzeit nur ahnen läßt. Herakles,- der Sohn des Zeus und der Gattin des Amphi-tryon, kämpft da gegen die Hydra. In ihm, dem Helden schlechthin, sah sich wohl der Bauherr selbst gleichnishaft verkörpert.

Dem Johanniter-(Malteser-)Orden gehört seit 1156 das imposante Schloß Mailberg, das von einem 20 Meter breiten Graben umgeben ist. Es wurde unter dem Komtur Anton Graf Colloredo 1752 barock umgebaut. Dieser karitativ vielseitige älteste Ritterorden hat derzeit 4500 Mitglieder, in Österreich 350. Nur wer eine Ahnenreihe von sechzehn Adeligen aufweist, kann Mitglied werden. In diesem erheblich restaurierbedürftigen Schloß will man in einigen Räumen ein Museum des Malteserordens, das einzige der Welt, einrichten, in dem zahlreiche Exponate die geschichtliche Entwicklung der Ritterschaft seit Zypern vorführen, sollen. Derzeit wird der große Rittersaal hiefür wiederhergestellt

Nur wenige Kilometer von der tschechoslowakischen Grenze entfernt befindet sich auf steiler Felsengruppe die neunzig Meter lange Burgruine Kaja, die zur Zeit der Babenberger Stammsitz der Cheyawer war und nun der Familie Waldstein-Wartenburg gehört. Der „Burgen-und Schlössererhaltungsverein Wildberg-Kaja“ hat die Burg durch eine 40 Meter lange Brücke wieder zugängig gemacht, der ruinenhafte Rittersaal, in dem es noch bis in den Zweiten Weltkrieg Möbel, Porzellan, Speere gab, wird nun neu eingedeckt. Es ist zunächst geplant, hier eine Ausstellung zu veranstalten, die den Bauern in seiner Beziehung zur Grundherrschaft darstellen soll.

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