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Mit Einsatz & Fantasie
Durch Erbschaft oder eigene Romantik zum Seminarhotel, zur Tourismusattraktion. Ohne Bundes/Landes-Zuschüsse geht‘s nicht.
Durch Erbschaft oder eigene Romantik zum Seminarhotel, zur Tourismusattraktion. Ohne Bundes/Landes-Zuschüsse geht‘s nicht.
Der Schriftsteller und Politiker Jörg Mauthe brachte den Erwerb eines baugeschichtlich interessanten Objekts - frei nacherzählt — auf folgenden Nenner: Familie macht gern Ausflüge, sieht Burgen, denkt sich, eigentlich möchten wir auch eine. Während einer Rast macht sie der Wirt auf ein zu erwerbendes Objekt aufmerksam. Die Familie besichtigt, ist begeistert und kauft.
So ungefähr dürfte der Erwerb der nördlich der Donau gelegenen Mollenburg durch die Familie Mauthe im Jahr 1973 vor sich gegangen sein. Bis heute haben drei Söhne und deren Frauen schwerste körperliche Arbeiten beim Verputzen, bei Fußbodenverlegung, Heizungsinstallation und so weiter geleistet. Die Mollenburg besteht aus zwei Bereichen: der Vorburg, in die vier Wohneinheiten eingebaut wurden, und der Ruine, die nach strengen Auflagen des Bundesdenkmalamtes instandgehalten wird. Jede Mauernkronensicherung muß den Auflagen entsprechen, will man die Subventionen beanspruchen. Soweit wie möglich sind Renovierungen den vorgegebenen Strukturen anzupassen oder es ist sogar gefordert, alles in dem bisherigen Zustand zu belassen.
Familie Niederhofer hat in dem im Waldviertel gelegenen Dorf Dal- lein ein Bauernhaus gekauft, dessen Baugeschichte bis ins Mittelalter zurückreicht. Das nicht denkmalgeschützte Haus ist ein typisches Beispiel eines großbäuerlichen Objekts, das im Laufe der Jahrhunderte mehrere tiefgreifende Umbauten erlebte. Die historisierende Fassade aus der Jahrhundertwende mit einer Länge von 32 Metern und einer Höhe von fünf Metern wurde mit einem Kostenaufwand von 400.000 Schilling restauriert, im Gegensatz zu früher bekamen einzelne Stuckelemente, die besonders stark der Witterung ausgesetzt sind, ein Zinnblechdach.
Die völlig verfallenen Innenräume wurden mit einer Fußbodenheizung ausgestattet, was zwar nicht dem ursprünglichen Zustand entspricht, dafür aber dem zeitgenössischen Anspruch an gehobenen Lebensstandard. Die alten Gewölbekonstruktionen wurden erhalten, die sogenannten Spangen, die den Druck des Daches auffangen und die tragenden Wände Zusammenhalten, erneuert.
Ein Unternehmen der besonderen Art stellt die Revitalisierung der Burg Plankenstein im Texingtal im Alpenvorland dar. 1187 bereits urkundlich erwähnt, um 1530 zum Renaissanceschloß umgebaut, seit 1740 in Verfall und ab 1976 zu 90 Prozent aus den Einnahmen der Besichtigung und der Burgtaverne von dem
Architekten Peter Trimbacher restauriert. Der jetzige Burgherr hatte ursprünglich eine Ruine erworben, in deren 40 Räumen und 20 Nebenräumen sowie auf deren Stiegen und Gängen Berge von Schutt lagen. Dach- und Deckenreste schwankten bedrohlich im Wind. Alle hundert Fenster waren kaputt, die Stöcke verfault oder herausgerissen, Teile des Bauwerks völlig eingestürzt. Mit enormem eigenem Arbeitsaufwand, Eigen- und Fremdkapital sowie Landes- und Bundeszuschüssen gelang die Revitalisierung. Ein Hotelbetrieb, die Ausrichtung von Seminaren, Verkaufsausstellungen von Teppichen gestatten den weiteren Erhalt des geschichtsträchtigen Bauwerks.
SAURER REGEN GEGEN FRESKEN
Ganz anders ist die Situation des in Tirol gelegenen Schlosses Tratzberg, das sich seit 250 Jahren im Besitz der Grafen Enzensberg befindet. Der spätgotische Bau, der während der Renaissancezeit erweitert und reichhaltig ausgestattet wurde, diente Kaiser Maximilian und den Fuggern als Jagdschloß. Deutlich fühlt der jetzige Burgherr die kulturelle Verantwortung, das Schloß auch weiterhin öffentlich zugänglich zu erhalten. Die Erhaltungskosten belaufen sich auf jährlich zwischen 500.000 und 1,5 Millionen Schilling. Manche Sanierungsarbeiten überschreiten die Finanzkraft der Grafen Enzensberg bei weitem.
So wird während der nächsten Jahre das Dach teilweise erneuert werden müssen. Schindeldächer haben eine Lebenserwartung von vierzig Jahren. Der Quadratmeterpreis für ein Schindeldach beträgt etwa 4.000 Schilling, von den 4.000 Quadratmetern der gesamten Dachfläche werden 1.500 in den nächsten Jahren zu ersetzen sein. Auch die Fresken im Innenhof bedürfen einer Sanierung, ihnen setzt der saure Regen zu. Diese Kosten werden auf ungefähr sieben Millionen geschätzt. Man ist selbstverständlich auf Zuschüsse des Landes und des Bundes angewiesen, dazu kommen noch Gelder aus Stiftungen. Als Musterbeispiel einer gelungenen Renovierung ist die Waffenkammer anzusehen. Die Sammlung ist in einem neu adaptierten Saal untergebracht, Ha-logenleuchten und unaufdringliche Vitrinen gestatten, Waffen, Helme und Rüstungen in ihrer handwerklichen Perfektion zu betrachten.
Was treibt Menschen dazu, solche Gebäude zu erhalten, und sich selbst derartig in den Dienst einer Sache zu stellen, daß es an Selbstausbeutung grenzt? Die Frage ist einfach zu beantworten, wenn es sich um eine Erbschaft handelt.
Doch warum Menschen sich freiwillig solch eine Aufgabe aufbürden, läßt sich nicht mit wenigen Worten sagen. Sicherlich hat es mit dem Reiz der Geschichte zu tun, sicherlich mit romantischen Vorstellungen, sicherlich auch mit der Vorstellung, ein bißchen an der Unsterblichkeit der Objekte teilzuhaben.
„OBJEKTE DER BEGIERDE“
Sicher ist auch, daß Menschen, die sich der Mühe unterziehen, jeden freien Schilling in das Objekt ihrer Begierde zu stecken, gezielter investieren als die öffentliche Hand es kann. Das Phänomen der Überrestaurierung, die historische Phasen verwischt und alte Gebäude so aus- sehen läßt als wären sie eben fertiggestellt worden, gibt es bei Privaten nicht. Sie suchen im Schutt nach dem passenden Stein, lassen sich altes Baumaterial, das anderswo nicht mehr gebraucht wird, anliefern, um es stilecht zu verwenden.
Als beispielsweise in Wien eine handgeschlagene Granitpflasterung bei der Restaurierung eines Bundesgebäudes herausgerissen wurde, ließ die Familie Niederhofer mehrere Tonnen Granitsteine nach Dallein karren, um die Steine unter fachkundiger Anleitung selbst in der Einfahrt und im Hofe zu verlegen. Zwar ist dort nie solch ein Granitboden gelegen, aber er hätte dort lie-gen können. Jetzt sieht es jedenfalls so aus, als wären die Steine eigens für den Bauernhof gemacht worden.
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