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Die Diözese Gurk baut

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Als Bischof Dr. Josef Köstner im August 1945 die Leitung der Kärntner Diözese übernahm, wurde ihm auch die Sorge für zirka 1000 Kirchen, Kirchlein und Kapellen in mehr als 330 Pfarren übertragen.

Bei dieser großen Zahl Hegt das Schwergewicht der kirchlichen Bautätigkeit in der Erhaltung, also in der Sanierung und Restaurierung des überkommenen Baugutes. Wer durch das Land reist, findet, daß* in verhältnismäßig kurzer Zeit sehr viele Gotteshäuser instandgesetzt wurden, er findet aber auch, daß auf Grund des Zusammenwirkens von Burrtdesdenkmaiamt, Diözese, Pfarren und tüchtigen Restauratoren wertvolle Arbeit geleistet wurde. Zahlreiche Anerkennungen — auch von Fachleuten — laufen jährlich ein, und das Kirchenvolk reagiert ausnahmslos immer mit freudiger Dankbarkeit und Opfer-gesfaniunig.

Schwer fällt oft die Entscheidung, ob ein einsam gewordenes Kirchlein bei den hohen Kosten hoch erhalten werden soll, wenn eine seelsorgdiche Auswertung kaum noch gegeben ist. Und doch wurden in den vergangenen zwei Dezennien ganz wenige Kirchen aufgegeben, zumal bei den FilialMrchen das Bumdes-denkmalamt und das Land Kärnten sehr fühlbare Beiträge leisten. Wichtig ist, daß es der Parrgeistlichkeit dann gelingt, die renovierten Gottesdiensträuime pastoreil zu nutzen, das heißt in der Regel, aufgegebene Traditionen wieder aufleben zu lassen.

Das für die Kärntner Kirchen so typische Steinplatten- und Schindeldach muß nun auch mehr und mehr dem Eternit (Schindeldoppei-deckung) Platz machen. Die Steinplatten werden wegen der überaus hohen Gewinnungskosten seit einer Reihe von Jahren nicht mehr hergestellt. Lärchenschindeln und -brettein werden zwar noch erzeugt und auch noch als Dachhaut verwendet, die Abwehr der Pfarr-kirchenräte wird aber wegen der hohen Gestehungskosten und erhöhten Versicherungsprämien immer deutlicher.

Die konailiairen Forderungen und Empfehlungen in die meist gotisch-barocken Räume zu den oft prachtvollen Hochaltären zu komponieren, ist in der Regel recht schwierig. Es wurden daher noch verhältnismäßig wenige definitive Änderungen in diesen Kirchen vorgenommen. Meist experimentiert der Pfarrvorsteher mit provisorischen Einrichtungen (Voltosaltar, Amlbo, Session usw.). Fixe Lösungen hat sich die Diözese vorbehalten. Sie kommen in der Weise zustande, daß der Pfarrkirchenrat einen Vorschlag zur Genehmigung einreicht, der dann von einer von der bischöflichen Behörde entsandten Kommission, in der auch der Herr Landeskonservator Dr. Siegfried Hartwanger vertreten ist, an

Ort und Stelle behandelt wird. Es wirken dabei auch der Kunstrat und die liturgische Kommission mit. Ein Detail daraus: die Kanzel. Sie wird von den Predigern in kleineren Kirchen kaum noch benutzt, die Ambo-gebilde befriedigen meist nicht. In einer Reihe von Kirchen konnte glücklicherweise die künstlerisch wertvolle Kanzel eis Ambo in Verwendung kommen. Dies kann aber keinesfalls dort geschehen, wo die Kanzel nicht ohne Schaden aus dem ganzen Gefüge der Einrichtung herausgelöst werden darf.

Auf zwei große diözesane Sorgen sei im Zusammenhang hingewiesen: Die eine ist die ruinöse Fassade des Domes zu Kiagenfurt. Die Diözese ist längst bereit, sie neu zu gestalten und drängt darauf, ist aber deshalb von der Stadt Klagenfurt abhängig, weil diese Eigen-

tümerin des Domplaitzes ist, den sie zum Teil verbauen will, sich aber bisher noch nicbt zu einem der zahlreichen Projekte entschließen konnte. Die Fassade des Domes und der Neubau der Gemeinde müssen aber aufeinander abgestimmt werden.

Die andere Sorge bereiten auch hier die zahlreichen Diebstähle von Kunstgegenständen, besonders Statuen aus unseren Kirchen. Den Sicherheitsbehörden ist es noch immer nicht gelungen, die bestehenden Fäden aufzudecken, denn es handelt sich offensichitlich nicht nur um Einzelaktionen.

Zu den Kirchenneubauten: Unser hochwür-digster Bischof hat bald nach Antritt seines Hirtenaimtes dem Kirchenvolk angekündigt, es werde notwendig sein, etwa 30 neue Kirchen zu schaffen oder wenigstens Vergröße-

rungen vorzunehmen. Obwohl jährlich ein bis zwei Kirchweihen stattfinden, ist die angekündigte Zahl noch nicht merklich zurückgegangen; so rasch vollzieht sich die Bildung neuer Großsiedlungen. Dabei ist für die Pfarren und die Diözese größte Wachsamkeit geboten, daß Baugründe rechtzeitig und an der rechten Stelle erworben werden.

Was den Stil anlangt, ist man in Kärnten bisher kaum irgendwo radikale Wege gegangen. Einladende Freundlichkeit wird diesen Kirchen meist nachgesagt. Dennoch bedauern nicht wenige die Nüchternheit dieser Bauten; kein Wunder, wenn sie unter dem Eindruck naher alter Kirchen mit herrlichem gotischem und barockem Dekor stehen. Die vorgenommenen Raumerweiterungen (zum Beispiel in St. Gertraud, Arnoldstein, Spittal an der

Drau) werden als geglückt bezeichnet, obwohl die barocken Einrichtungen in die modernen Räume übernommen wurden.

. In den Pfarrhöfen ist noch viel Arbeit zu leisten, wiewohl jährlich einige modern bewohnbar gemacht werden. Der Weg, den alten Pfarrhof abzubrechen und einen neuen aufzubauen, wird sehr selten beschritten. Die Kosten selbst eines durchgreifenden Umbaues sind in der Regel immer noch niedriger als ein Neubau, und die dicken Mauern haben nicht nur Nachteile. Selbstredend wird, wenn irgend möglich, auf die hautigen Bedürfnisse Rücksicht genommen. Das bedeutet Einleitung von Wasser, Bad, Errichtung von Garagen und, wenn es die finanziellen Mittel gestatten, einer Zentralheizung. Bei der Überlastung des Klerus kann darauf nicht verzichtet werden.

Die Internate der Diözese und der Klöster haben fast durchwegs auch in baulicher Hinsicht gewaltig aufgeholt oder sind eben daran. Die Auflockerung der großen Massen von Jugendlichen in erfaßbare kleinere Gruppen ist schon weitgehend durchgeführt. Bei den hohen Kosten ist der Mut auch kleinerer Schwesternkonvente oft bewundernswert.

Überall ein Pfarrheim zu schaffen, war schon Gebot der Ddözesansynode 1958. Dies geschah in der Mehrzahl der Pfarren in der Form der Adaptierung des einen oder anderen Seelsorgeraumes im Pfamhof ' oder in einem anderen kirchlichen Gebäude. Ausgesprochene Säle werden nur noch für Großpfarren oder dann errichtet, wenn sie über-pfarrlichen Zwecken dienen. Für die wenigen Großveranstaltungen einer kleineren Pfarr-gemeinde läßt sich meist ein zivilen Zwecken dienender Saal mieten. Außer dem dem Bistum Gurk gehörigen zentralen Bildungsheim in St. Geargen am Längsee und dem Bildungsheim in Tainach, das vorwiegend den Gläubigen slowenischer Sprache dient, ist über das Land noch eine Reihe von Pfarrheimen (eigenen Gebäuden) verstreut, in deinen Exerzitien und Bildungskurse verschiedenster Art auch über die Pfarre hinaus gehalten werden. In der Großpfarre St. Nikolai-Villach besteht seit einem Jahr ein „Haus der offenen Tür“, das sich wohl bewährt hat.

An die Neuerrichtung von Kindergärten kann seit einigen Jahren nicht mehr geschritten werden, da die Mittel, besonders für die Erhaltung solcher Institute, nicht aufgebracht werden können, zumal hierzulande die zivilen öffentlichen Stellen minimale Beiträge leisten — mit einigen hervorzuhebenden Ausnahmen. So beschränken sich die kirchlichen Stellen darauf, die bestehenden Kindergärten weiterzuführen, sie zu modernisieren, wenn möglich auch in Neubauten unterzubringen, wie dies erst vor wenigen Jahren in Spittal an der Drau und 1966 in Feffernitz (ehemaliges Flüchtlingslager) geschehen ist

Die vielgerühmte Kärntner Landschaft schmücken unzählige, für dieses Land typische Bildstöcke. Es war lange zu befürchten, sie würden verfallen. Gottlob werden sie nun aber schon seit einer Reihe von Jahren instandgesetzt und sogar mit Bildern, in der Regel nach den herkömmlichen Motiven, ausgestattet. Selbst der Moloch Straßenverkehr verschlingt sie nicht. Denn wenn ihm ein Bildstock schon weichen muß, so wird ein anderer, an stets naher Stelle, wieder aufgerichtet Finanziell werden die kirchlichen Stellen selten belastet, da sie in der Regel auf privatem Grund stehen; es kommen dafür meist die Gemeinden und das Land Kärnten auf. Pfarrvorsteher und Ordinariat wirken vermittelnd und beratend mit. Höchst verdienstvoll betätigt sich hier außer dem Herrn Landeskonservator auch Herr Dr. Bd. Skudnigig, ein Beamter in Kiagenfurt, der diesen reizvollen Kleinbauten auch geschichtlich forschend nachgegangen ist; ein kürzlich erchienenes Buch bietet eine Fülle von Erkenntnissen.

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