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Sein und Seiner Diener Heim

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Die Bautätigkeit einer Diözese erstreckt sich auf den Kirchenbau einerseits und auf die Wohnraumbeschaffung für den Seelsorger anderseits. Je nach Dringlichkeit wird der Bischof einmal den Kirchenbau, dann wiederum den Pfarrhausbau forcieren müssen. Darüber hinaus sind naturgemäß Jahr für Jahr hohe Summen des Diözesanbudgets für Renovierungsarbeiten an Pfarrkirchen und Pfarrhäusern bereitzustellen. Allen diesen Erfordernissen gerecht und ausreichend Rechnung zu tragen, ist mit eine Hirtensorge eines jeden Diözesanbischof s.

Auf dem Bausektor sind die Wünsche einer Diözese immer größer als deren Möglichkeiten. Uber die Bautätigkeit der Diözese St. Pölten sei hiermit ein kurzer Uberblick gegeben: Nach den Plänen Architekt Doktor Julius Bergmanns wird gegenwärtig die neue Kirche samt Pfarrhaus in Prinzersdorf fertiggestellt. Wenn alles nach Wunsch verläuft, wird die neue Kirche in einigen Monaten die bischöfliche Weihe erhalten. Das zum Turm hin geneigte Dach des Kirchenschiffes erregt vielfach Verwunderung, dem Kirchenraum hingegen bringt man uneingeschränkte Bewunderung entgegen. Der Vorplatz ist groß genug, um die dominierende Stellung des Gotteshauses im Ortsbild hervorzuheben beziehungsweise zu unterstreichen.

Architekt Dr. Hans Petermair ist der Schöpfer der neuen Kirche und des neuen Pfarrhofes in Greifenstein. Dieses Bauprogramm steht unmittelbar vor der Fertigstellung. Die etwas hohe Lage der Kirche ist nicht etwa durch die gelegentlich aggressive Donau, sondern durch die Tatsache bedingt, daß in der langgezogenen Ortschaft kein anderer Baugrund aufzutreiben war. Das Äußere der Kirche erinnert an eine Wehrkirche, so trotzig und Geborgenheit verheißend steht das Bauwerk auf einer Anhöhe. Das Innere der Kirche ist sehr einheitlich und klar; die Sicht zum Altar ist von jedem Punkt aus gewährleistet.

Das Presbyterium von Waldenstein, der aufstrebenden Wallfahrtskirche im Waldviertel, war durch verschiedene Einbauten restlos verunstaltet gewesen. Nach den Plänen der beiden technischen Angestellten des Diözesanbauamtes, Bauinspektor Ing. Johann Kräftner und Bautechniker Franz Glatz, ist ein hervorragender Umbau entstanden, der dem Presbyterium die ersehnte Klarheit gibt. Die Pfarrangehörigen von Waldenstein haben Großartiges geleistet — manuell und finanziell —, um dieses Bauvorhaben zu verwirklichen.

Neuentstandene Großsiedlungen zwangen die Diözese, in den Ortschaften Neuda bei Pöchlarn und Spratzern bei St. Pölten an einen Kirchenbau zu schreiten. Aus finanziellen Gründen wurde in beiden Fällen zunächst der Ausbau des Pfarrsaales in Angriff genommen, der vorderhand als „Notkirche“ dient. Nach Maßgabe der vorhandenen Mittel wird in absehbarer Zeit die eigentliche Kirche errichtet werden, worauf die „Notkirche“ ihre Funktion als Pfarrsaal übernehmen wird. Die „Notkirche“ in Neuda ist bereits fertig und erfreut sich besonderer Beliebtheit bei den Pfarrangehörigen; die „Notkirche“ Harland in der Pfarre St. Pölten-Spratzern steht im Rohbau fertig. Beide Projekte sind von Bauinspektor Ing. Johann Kräftner und Bautechniker Franz Glatz erstellt.

Laut Beschluß der Bischofskonferenz errichtet jede Diözese eine pädagogische Akademie zur Heranbildung von Lehrkräften. Demnach wird es in jedem Bundesland nicht nur eine staatliche, sondern auch eine kirchliche pädagogische Lehrerakademie geben. Aus dem diesbezüglichen Wettbewerb der Diözese St. Pölten ging Architekt Diplomingenieur Paul Pfaffenbichler als Sieger hervor. Seine Idee nimmt inzwischen in Krems an der Donau schon Wirklichkeit an. Rund 250 Hörer beziehungsweise Hörerinnen und 120 Internatszöglinge sollen in unserer pädagogischen Lehrerakademie eine Lern- beziehungsweise Wohnstätte finden. — Wenn die Bischöfe der Errichtung einer solchen Akademie im Bereich ihrer Diözese trotz der damit verbundenen schweren finanziellen Belastung zugestimmt haben, so nur aus der Erwägung, daß die jetzt notwendigen materiellen Opfer ihre Früchte auf ideeller Ebene tragen werden. So gesehen ist die Errichtung einer kirchlichen pädagogischen Lehrerakademie ein Kirchenbau im übertragenen Sinn; wie im Gotteshaus, soll auch in der Akademie das Wort der Lehrer und Erzieher auf fruchtbaren Boden fallen und tausendfältige Frucht bringen. — Die Fertigstellung der Kremser pädagogischen Lehrerakademie wird, so Gott will, in zwei bis drei Jahren erfolgen.

Es wäre zweifellos kurzsichtig, beim Ruf nach Kirchenneubauten den ebenso lauten Ruf nach neuen Pfarrhäusern zu überhören. Dies um so mehr, als so mancher alte Pfarrhof aus sanitären und aus Gründen der Wohnkultur einer Gegenüberstellung mit einem durchschnittlichen Familienhaus nicht mehr standhalten kann. Kein Bischof läßt gerne einen alten Pfarrhof niederreißen. Wenn es aus verschiedenen Gründen aber keinen anderen Ausweg mehr gibt, dann steht das Wohl der Seelsorger über allen anderen Erwägungen. Mit den Planungsaufträgen für alle in den letzten Jahren erbauten Pfarrhäuser waren stets die beiden technischen Angestellten der Diözese, Bauinspektor Ing. Johann Kräftner und Bautechniker Franz Glatz, betraut. Ihrem Fleiß und ihrer Erfahrung verdankt die Diözese St. Pölten folgende Pfarrhausneubauten in den letzten vier Jahren: Pfarrhaus und Pfarrsaal in Am-stetten. Beide Objekte stehen an der Südseite der Stadtpfarrkirche, wodurch eine Seel-sorgseinheit gegeben ist. Der sehr ansprechende Pfarrsaal bildet ein Bindeglied zwischen Kirche und Pfarrhaus.

Wenn die Sorge um das Pfarrhaus den Seelsorger mehr als notwendig beansprucht, geht ihm diese Zeit bei seiner eigentlichen Aufgabe ab. Der Pfarrer von Kollmitzberg ist durch seinen neuen„ der schönen Landschaft sehr gut angepaßten Pfarrhof der ersten Sorge jedenfalls ledig.

Die Umgebung der Kirche Loosdorf a. d. b. wird sehr stark durch den neuen Pfarrhof und den neuen Pfarrsaal geprägt. Grundverkäufe mußten durchgeführt werden, um dieses Projekt zu finanzieren. Dieser Tage übersiedelt der Pfarrer in sein neues Heim.

Freundorf, Dobersberg, Grafenschlag und Petzenkirchen erhalten gleichfalls neue Pfarrhäuser. Während ersterer schon fertig ist, gehen die anderen ihrer Vollendung entgegen. In allen Fällen kann man von einem gelungenen Neubau sprechen, der dem Pfarrer zur Freude, der Pfarre aber zum Stolze gereicht.

Wieselburg a. d. Erlauf darf sich rühmen, einen der schönsten neuen Pfarrhöfe unserer Diözese zu besitzen. Möge sich diese Tatsache segensreich auch auf die Pfarre auswirken.

Abschließend seien mir noch ein paar Worte zur kirchlichen Kunst gestattet. — Seit Jahrtausenden ist die Kunst auf religiösem Sektor und speziell im Kirchenraum heimisch. Die größten Kunstwerke aller Zeiten sind zum Großteil Schöpfungen religiösen Inhalts. In den letzten Dezennien ist sowohl in puncto Quantität als auch in puncto Qualität ein beängstigendes Vakuum kirchlichen Kunstschaffens entstanden. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Kirche als Auftraggeberin kann aus rein finanziellen Gründen ihr einstiges Kunstmäzenatentum nicht mehr verwirklichen. Die Bauverpflichtungen — bedingt durch einen langjährigen Leerlauf auf dem Bausektor — sind so groß, daß die Kunst zwangsläufig zu kurz kommt. Dies erklärt den Quantitätsmangel neueren Kunstschaffens im Kirchenraum. — Der Qualitätsmangel hingegen trifft nur zum Teil den Auftraggeber; insofern nämlich, als Künstler unserer Zeit keine hochwertigen religiösen Kunstwerke schaffen können, wenn sie dafür keinen oder nur selten einen Auftrag bekommen. Des Künstlers Aufgabe hingegen ist es, die gegenwärtige Stille auf dem religiösen Kunstsektor zu nützen, eine echte religiöse Aussage zu suchen, nämiich bei allem Modernen doch sakral zu bleiben. Der Schlüssel zum Erfolg wird nicht nur eine handwerkliche und ideelle Neuorientierung, sondern auch eine religiöse Vertiefung unserer Künstler sein müssen. Nur wer aus Überzeugung spricht, wird auch überzeugen können! Unser gläubiges Volk wartet auf diese Überzeugung durch die moderne Kunst...

Mögen also die Bau- und Kunstwerke der Kirche dazu beitragen, das Lob Gottes zum Wohle der Menschen zu künden.

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