6668155-1960_46_17.jpg
Digital In Arbeit

Stein auf Stein

Werbung
Werbung
Werbung

Am 11. September d. J. wurde in Eisenstadt in Anwesenheit hoher Vertreter des Bundes und des Landes das neue Internatsgebäude der Katholischen Lehrerbildungsanstalt durch den Bischof feierlich geweiht und seiner Bestimmung übergeben. Am 1. Oktober d. J. konnte im Rahmen einer religiösen Feier dem Fundament des Katholischen Schülerheimes in Mattersburg ein geweihter Stein eingefügt werden. Diese beiden Ereignisse markieren den Schwerpunkt der kirchlichen Bautätigkeit des Burgenlandes in den letzten zwei Jahren.

Mit dem Internat der Katholischen Lehrerbildungsanstalt ist der erste Teil eines katholischen Bildungszentrums für die Diözese Eisenstadt vollendet worden. Ihm sollen noch das Schulgebäude der Lehrerbildungsanstalt mit einer Übungsvolksschule, ein Volksbildungsheim für die Erwachsenenbildung und eine Kirche folgen; ein Großprojekt, das noch mehrere Jahre Bauzeit beanspruchen wird.

Für die Planung des Gesamtvorhabens war ein Wettbewerb ausgeschrieben worden, aus dem die Jury am 10. April 1958 den Architekten Dr. Ladislaus Hruska, Wien, als einen der Preisträger ermittelte und dem Bischof für die eigentliche Planung empfahl. Ihm wurde dann auch der Auftrag für den ersten Bauteil, für das Internat, erteilt. Sein Plan hatte nämlich gegenüber denen der anderen neun Wettbewerbsteilnehmer den Vorzug, daß er nicht einen einzigen großen Baukörper projektierte, sondern, unter Ausnützung des vorhandenen einmalig schönen Parkgeländes (fünf Hektar) sowie durch Anordnung von Einzelbauten am Rande der Grundstücksgrenzen, den Garten in fast unveränderter Form, mit der Kirche im

Zentrum, erhalten konnte. Diese Streuung ermöglicht auch die etappenweise Verwirklichung des Gesamtprogramms und die sofortige Benützung jedes fertiggestellten Bauteiles.

Am 6. Juli 1959 begann die Arbeitsgemeinschaft Kienzl und Lauggas, Eisenstadt, mit dem Bau des Internats für 150 Lehramtskandidaten. Zwei Baugesellengruppen aus Belgien, Holland und Österreich stellten ihre Kräfte in den Dienst der guten Sache und trugen mit dazu bei, daß schon am 3. Oktober des gleichen Jahres die Grundsteinweihe und genau zwei Monate später, am 3. Dezember, die Gleichenfeier des viergeschossigen Gebäudes begangen werden konnte. Nach knapp einem Jahr Bauzeit wurde das Werk, das als bestens gelungen bezeichnet werden kann, am 11. September 1960 seiner Bestimmung übergeben.

Erfreulicherweise konnte auch die künstlerische Gestaltung des neuen Hauses noch bis zu seiner Eröffnung bewältigt werden. Der akademische Maler Giselbert Hoke stellte in drei Etagen der Stiegenhalle auf etwa 100 Quadratmeter Mauerfläche die Aufgabe dieses Hauses in Al-Fresko-Technik dar, nämlich die körperliche, geistige und religiöse Formung des jungen Menschen. Die großflächigen Bilder beeindrucken durch ihre kühne Einfachheit und durch die Kraft ihrer Farben.

Für die Finanzierung des Baues haben Bund, Land und Diözese die Mittel teils als Subvention, teils als Kredit zur Verfügung gestellt.

Der Neubau des Katholischen Schülerheimes Mattersburg, das bis zum September des kommenden Jahres für 150 Mittelschüler bezugsfertig sein soll, steht unter der Bauoberleitung von Architekt Professor Robert Kramreiter, Wien. Die Verwirklichung seiner Pläne besorgt die Arbeitsgemeinschaft Lauggas-Strod-Koch, Mattersburg.

Das neue Haus ersteht gegenüber dem ebenfalls von Prof. Kramreiter projektierten Burgen-Kndischen Knabenseminar, in dem sich die künftigen Priester auf ihren Beruf vorbereiten. Im Katholischen Schülerheim soll den übrigen Mittelschülern für die Zeit ihres Studiums eine wirkliche Heimstatt und die Möglichkeit einer guten Berufs- und Lebensvorbereitung geboten werden. So wie die beiden Häuser hier einträchtig nebeneinanderstehen und sich als aufeinander abgestimmte Baukörper gegenseitig ergänzen werden, so sollen ihre Bewohner auch später im Leben als Priester und Laien in christlichem Geist zusammenstehen und zusammenarbeiten.

Neben diesen Bauten, die im Dienste der christlichen Erziehung und Bildung stehen, müssen andere aus den Bedürfnissen der Verwaltung und der Seelsorge geplant werden. Die Erhebung der Apostolischen Administratur Burgenland zur Diözese machte tine Erweiterung des Bischofshofes unvermeidlich. In den Jahren 1959/60 wurde der unter Bischof Dr. Schoiswohl errichtete Bau um einen Trakt vergrößert, der, wie der übrige Bischofshof, vom Büro Frau Architekt Martha Bolldorf-Reitstätter, Wien, entworfen wurde. Die Ausführung besorgte die Firma Vogl, Eisenstadt.

Auch in den Pfarren ruht die Bautätigkeit nicht. Beachtliche Mittel wurden in den letzten zwei Jahren für Kirchen- und Pfarrhofbauten aufgewendet. Neue Kirchen werden gebaut beziehungsweise wurden fertiggestellt in Stoob und Allhau durch Architekt Dr. Ladislaus

Hruska, in Rohrbach und Wiesen durch Architekt Patzelt, in Lackenbach durch Architekt Dr. Petermair, in St. Margarethen durch Professor Kramreiter, in Sulz durch Architekt Brestyansky, in Neutal durch Architekt Splett und in Inzenhof durch Architekt Podlipny.

Ein Rückblick auf die Bautätigkeit in der Diözese Eisenstadt seit 1945 ergibt folgende Bilanz: Vieles wurde bisher schon geleistet, doch warten noch große Vorhaben auf ihre Verwirklichung; sie müssen in den nächsten Jahren in Angriff genommen werden. Wie bereits erwähnt, sind im Katholischen Bildungszentrum in Eisenstadt noch das Schulgebäude der LBA, das Volksbildungsheim, die Übungsvolksschule und die Kirche ausständig. Weiter ist ein Heim für Burgenländer in Wien geplant, das 150 Lehrlingen und Arbeitern Wohnmöglichkeit bieten soll. Dazu kommen eine ganze fteihe von notwendigen Kirchenneubauten, Kirchenvergrößerungen, Pfarrhofbauten, Kindergärten und Pfarrheimen.

Alle diese Bauten sind uns einerseits Notwendigkeit, anderseits aber auch ein heiliges Symbol. So wie für diese Gebäude Stein auf Stein gelegt wird und sie nach oben ihrer Vollendung entgegenwachsen, so sollen die Getauften als lebendige Steine zu einem geistigen Gebäude mit dem Eckstein Jesus Christus auferbaut werden zu einem heiligen, lebendigen Tempel Gottes. Das ist der letzte und tiefste Sinn aller Bautätigkeit auch in der Diözese Eisenstadt. Ob Kirche oder Pfarrhof, ob Kindergarten oder Pfarrheim, ob Volksbildungsheim, Schule oder Arbeiterheim, alle dienen diesem einen großen Ziel: die Menschen mit Christus zu verbinden, damit sie in dieser heiligen Christusgemeinschaft ihrer Vollendung entgegenwachsen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung