6705679-1963_50_21.jpg
Digital In Arbeit

Eine Heimat für Studenten

Werbung
Werbung
Werbung

Eines der größten Anliegen unseres Oberhirten ist die Sorge um den Priesternachwuchs für das Kirchengebiet. So hat Bischof Dr. Rusch im Herbst 1950 an die Errichtung des Priesterseminars in Innsbruck schreiten müssen, da die bisherigen Notlösungen nicht mehr weitergeführt werden konnten. In den Jahren 1951 bis 1955 war mit Hilfe des ganzen Kirchengebietes das große Werk des Bischöflichen Priesterseminars errichtet und am 27. April 1955 durch die feierliche Konsekration der Seminarkirche und durch die Weihe des ganzen Hauses glücklich vollendet worden. Nun erfüllte eine andere große Sorge das Herz des Oberhirten, nämlich, daß immer wieder junge Leute den Weg zum Priesterberuf finden. Eine besondere Quelle für den Nachwuchs zum Priesterberuf ist in jeder Diözese das Bischöfliche Knabenseminar. Früher war es das Vincentinum in Brixen. Dann konnten die Studenten nicht mehr nach Südtirol ziehen, und Bischof Dr. Sigismund Waitz mußte 1928 ein Knabenseminar in Schwaz (Nordtirol) errichten unter der verständnisvollen Mitwirkung des damaligen Provikars Urban Draxl und der Opferbereitschaft des gläubigen Volkes der Administratur. Wie viele gute Berufe sind bis auf unsere Tage aus diesen zwei Seminaren der Heimatkirche zugekommen! Aber auch viele katholische Akademiker in den verschiedensten Berufen, die heute in unserer Heimat und auswärts segensreich wirken, verdanken die Mittelschulausbildung diesen zwei Seminaren.

Nun war es in den letzten Jahrzehnten eine Erfahrung, daß die Vorarlberger Studenten nicht gern nach Tirol zogen — die Eltern wollten ihre Kinder näher haben. So waren auch im Paulinum Schwaz nur ein Achtel Vorarlberger (im Verhältnis sollte es an sich ein Drittel sein). 1930 wurde in Feldkirch mit besonderen Bemühungen von HH. Dekan Ender ein Studentenkonvikt errichtet. Das Haus war für diesen Zweck nicht gut geeignet. Die Studenten besuchten das nahegelegene Bundesgymnasium. 1938 wurde es von den damaligen Machthabern aufgehoben. Immer wieder war der Ruf nach einem Bischöflichen Konvikt in Vorarlberg hörbar, da auch immer mehr Schwierigkeiten auftauchten, für die Studenten aus den Tälern und Gemeinden eine gediegene Unterkunft zu finden. Die früher so rühmlich bekannten Studentenmütter sind so gut wie ausgestorben.

Nachdem nun das Priesterseminar vollendet war, war es nun das große Herzensanliegen unseres Oberhirten Dr. Paulus Rusch und des Generalvikars Weihbischof Dr. Bruno Wech- ner, daß in Vorarlberg ein Bischöfliches Studentenkonvikt errichtet werde, um so vielen jungen Menschen aus den Dörfern und Bergtälern Gelegenheit zu geben, die Mittelschulstudien zu beginnen und auch den Weg zum Priesterberuf zu finden. (Es wird so sicher manches wertvolle Talent für Kirche und Heimat entdeckt und gefördert werden können.) Da in Feldkirch das humanistische Gymnasium an Schulraumnot litt, wurde als Standort für das Konvikt die Stadt Bregenz gewählt, und zwar ein äußerst günstiger Platz am Fuße des waldigen Gebhardsberges mit einem Ausmaß von über 11.000 Quadratmeter. Platz also nicht nur für die Gebäude, sondern auch für Spielplätze.

Der Bau ist in drei Etappen gedacht, der erste Teil für die Schüler des Untergymnasiums und als verbindender Bau die Wirtschaftsräume und der Speisesaal, der zweite Teil für die Schüler des Obergymnasiums, der dritte für die Kapelle. In Bregenz können die Studenten das Gymnasium besuchen und im Konvikt eine Heimat finden. Das Studentenkonvikt sollte dem besonderen Schutz der Gottesmutter empfohlen sein und erhielt den Namen „Marianum”. Zum Lourdes-Jubiläum am 11. Februar 1958 wurde dieses Bauvorhaben vom Bjschof dem katholischen Volk von Vorarlberg empfohlen. Nun begannen Vorbereitungen und die Ausschreibung für den Architektenwettbewerb. Architekt Werner Pfeifer von Schruns erlangte den I. Preis; ihm wurde der Bau des Bischöflichen Studentenegger und Lothar Burtscher in Bregenz übertragen. Im Schuljahr 1960/61 wurde der 1. Jahrgang des Studentenkonviktes provisorisch in einem Beneficiumhaus und im Haus der Fraternitas in Bregenz untergebracht. Am Fest der Mutterschaft Mariens, am 11. Oktober 1961, war die feierliche Weihe des I. Bauteiles.

konviktes übertragen. Am Fest Mariä Namen 1959 war die feierliche Weihe des Bauplatzes durch Bischof Dr. Bruno Wechner. Die Arbeiten für den I. Bauteil wurden am 18. September 1959 an die Baufirmen Josef Hinter

50 Studenten konnten nun mit großer Freude in das Haus einziehen. Sie fühlten sich sehr wohl darin. Lichte Räume, schöne Studierzimmer und Erholungsräume, heimelige Schlafzimmer erfreuten die jungen Menschen. Im Herbst 1963 waren es bereits 95 Studenten. Es mußten sogar noch Gemeinschaftsräume für Unterbringung benützt werden. So war der Weiterbau dringendst notwendig. Im Sommer dieses Jahres wurde nun der II. Bauteil begonnen; in ihm werden die Schüler des Obergymnasiums Platz finden. Dann fehlen noch die Kapelle und der Gemeinschaftssaal sowie das Personalhaus. Die Finanzierung erfolgte durch die Finanzkammer, eine Subvention der Vorarlberger Landesregierung und die Mithilfe des Volkes. Jährlich vier Quatember- und vier Monatsopfer in allen Pfarreien des Landes bringen sehr viel Hilfe. Dazu kommen noch so manche Spenden sowie das-Ergebnis der Wertlotterie 1962 und eine Bausteinaktion imDarlehen. Möge, auch dieses Werk unter der Obhut des Hochwürdigsten Bischof Paulus “find seines Generalvikärs Weihbischof Dr. Bruno Wechner mit Gottes Segen zur Vollendung kommen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung