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An der Schwelle neuer Zeit und Seelsorge

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Mit dem 18. Jänner 1469 ist die Bulle „In supremae dignitatis specula“ datiert, mit der Papst Paul II. (1464—1471) das Bistum Wien errichtete.1468 stand das beschriebene Territorium unter der Hirtensorge des Bischofs von Passau, südlich von Wiener Neustadt aber unter dem Erzbistum Salzburg.

Vom Passauer Bischof bestellte Offi-ziale nehmen seit dem 11. Jahrhundert die kirchliche Verwaltung für die Länder ober und unter der Enns wahr, ab 1357 schlugen sie dann ihre Residenz in Wien auf, bei Maria am Gestade, woran noch heute der „Passauer Platz“ erinnert. Ein Babenberger, Leopold VI., genannt der Glorreiche, unternimmt 1206 bei Papst Innozenz III. einen Versuch, für Wien einen Bischofssitz zu erlangen; er begründete sein Ansuchen in folgender Weise: Erstlich gehört Wien, sagt er, zu den größten Städten des Reiches und werde an Größe und Bevölkerung nur von Köln übertroffen. Zweitens sei die Entfernung Wiens von Passau eine so große, daß die kirchliche Verwaltung dadurch notwendig Schaden leiden müsse. Der Papst zeigte sich geneigt und schrieb an Bischof Mangold nach Passau, doch verliefen alle weiteren Bemühungen im Sande.

Die Babenberger Sterben mit Friedrich II., dem Streitbaren, aus, der 1246 in der Schlacht an der Leitha fällt. Przemysl Ottokar gewinnt Österreich und die Steiermark. Ottokar verliert Land und Leben im Kampfe gegen Rudolf von Habsburg. Unter dessen Nachkommen ragt besonders hervor Rudolf IV., der Stifter genannt; dieser gründet die Wiener Universität (1365) und beginnt den Neubau des gotischen Domes; an dieser Kirche errichtet er auch ein Kollegialkapitel, das bereits unabhängig ist von Passaus Jurisdiktion. Das nachfolgende 15. Jahrhundert erschwert das Los der Bewohner Österreichs; 58 Jahre dieses bewegten Säkulums ist Friedrich Regent des geprüften Landes, als österreichischer Herzog Friedrich V., ab 1435 als deutscher Körnig der IV., von 1452 trägt die Kaiserkrone des heiligen römischen Reiches, als solcher Friedrich III.

Die Gründung im Jahre 1469

Nachdem Friedrich III. im Wiener Konkordat 1448 vom Papst schon das Mitwirkungsrecht bei der Besetzung der obersten Kirchenämter erwirkt hatte, gelang es ihm bei seinem zweiten Romzug 1468, daß Papst Paul II. die beiden Bistümer Wien und Wiener Neustadt errichtete. Die Geburtsstunde des neuen Bistums hat also geschlagen, aber es war ein kleines Kind, das da geboren wurde. Das Territorium umfaßt das ummauerte Stadtgebiet von Wien mit seinen drei Pfarren St. Stephan, St. Michael und Schotten, dazu 17 Landpfarren aus der nächsten Umgebung. Dazu stand es noch nur auf dem Papier. Damals regierte in Passau der energische Bischof Ulrich von Nußdorf (1451 bis 1479). Als er etwas spät von der Errrichtung des Wiener Bistums erfuhr, setzte er mit energischen Protesten ein; der Kaiser -.e nicht zv“ Publikation schreiten.

Dazu kamen die besonderen Schwierigkeiten mit dem ersten Bischof von Wien, dem 25jährigen Grafen Leo von Spaur, der aus dem Geschlechte der Herren von Burgstall stammt. Schon am 9. August 1469 wurde er zum Bischof ernannt, ließ sich auch in Rom die bischöfliche Weihe geben, strebte aber dann das Bistum Brixen an, das durch den Tod von Kardinal Nikolaus Cusanus erledigt war. Der Bischofsitz wurde aber durch Georg Golser besetzt, und so erhielt Spaur am 23. Dezember 1471 zum zweiten Male die Ernennung zum Wiener Bischof, erkrankte aber bald sehr schwer, so daß er in der Person des geflüchteten Graner Erzbischofs Johann Pfluger, genannt Peckensloer, 1477 einen Koadjutor erhielt. 1479 oder 1480 stirbt Spaur. Am 2. September stirbt auch Bischof Ulrich von Passau. Der vom Domkapitel gewählte Bischof Friedrich Mauerkirchner kann sich in Passau halten, während der vom Kaiser präsentierte Georg Basler von Wels aus den Ostteil der Passauer Diözese regierte.

Diese Lage benützt der Kaiser, um endlich das Wiener Bistum zu promulgieren. Am 17. September 1480 läßt der päpstliche Legat Bischof Alexander Numai von Forli die Bulle in der Kathedralfcirche zu St. Stephan verlesen und danin unter dem Nordturm anschlagen. Viele Schwierigkeiten bringen es mit sich, daß auch durch die folgenden drei Jahrzehnte keine Bischöfe ernannt werden können; Administratoren (sieben an der Zahl), meist Nachbarbischöfe, besorgen die Leitung.

Endlich kann Kaiser Maximilian I. einen Bischof präsentieren. Er ernennt den Magister der neuen kaiserlichen Hafmusifckapeile Georg von Slatkonja. Papst Leo X. bestätigt ihn; die bischöfliche Weihe erteilt dem neuen Oberhirten der Raaber Weihbischof Gregor von Szegedin in der Domkirche am 13. November 1513.

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