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Erzdiözese und Kirchenprovinz

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Auf der Edmunidsburg etablierte sich nach großzügigen Umbauten das Internationale Forschungszentrum für Grundfragen der Wissenschaften. — In Hallein sorgten die Halleiner Schulschwestem durch die Errichtung des Don-Bosco-Heimes für Fachschüler. — Ein eigenes Heim für die studierende Jugend erstand nach dem zweiten Weltkrieg in einer schönen Lage zwischen Mönchsberg und Salzach in Mülln unter Leitung der PP. Marianisten. Das Heim führt den Namen Vlnzentinum.

Die Errichtung beziehungsweise Wiedererrichtung der Salzburger Universität ver-anlaßte den Bau neuer Heime für die Hochschuljugend. Der Universitätsverein erbaute an Stelle des zerbombten Hotels Wolf-Dietrich ein großes Haus für Universitäbsstuden-ten und nannte es Wolf-Dietrich-Heim; es könnte an sich gegen hundert Studenten aufnehmen, doch wird derzeit fast die Hälfte des

Hauses für Vorleaungsräume und Institute der Universität gebraucht.

Von St. Sebastian wurde 1961 ein neues Heim für Hochschülerinnen gebaut, das den Namen Notburgahaus erhielt; St. Sebastian selbst nimmt auch Hochschülerinnen auf. Eine „Studentenstadt“, vor allem für Universitätsstudenten, ist im Süden der Stadt im Bau; ein Trakt wird mit Anfang dieses Sommers bezugsfertig sein; der Initiator ist der Pater Anton Zottl von den Oblaten des heiligen Franz von Sales, der sich voll und ganz dem Wohle der studierenden Jugend widmet.

Außer diesen kirchlichen Heimen, Konvik-ten und Internaten führen auch weltliche Stellen solche Einrichtungen, zum Beispiel die Kammer der gewerblichen Wirtschaft ein Lehrlingshaim für rund 240 Buben; andere Internate, besonders für Hochschüler, sind noch geplant.

Die Katakomben an der Mönchsbergwand hinter St. Peter und die vita s. Severini, die Lebensbeschreibung des heiligen Severin (t 482) von seinem Schüler Ägyppius, deren Echtheit allgemein anerkannt ist, beweisen, daß es in Salzburg schon Christen gegeben hat, ehe der heilige Rupertus um die Wende des 7. zum 8. Jahrhundert nach Salzburg gekommen ist. Rupertus gründete auf den Ruinen des zerstörten Juvavum das Benediktinerkloster St. Peter und bald darauf das Stift Nonnberg. Als Zeit seiner Ankunft wird das Jahr 796 vermutet.

Von Salzburg aus wurde die bayerische Grenzmark nach Osten und Süden missioniert. St. Peter war damals ein herzogliches Eigenkloster und längere Zeit Sitz eines Abtbischofs. Eine Diözese mit fester Umgrenzung Und einem residierenden Bischof gab es noch

nicht. Herzog Theodo erstrebte zwar eine kirchliche Organisation des ganzen bayrischen Gebietes, wozu damals Salzburg gehörte; er reiste deswegen im Jahre 715 eigens nach Rom, aber sein baldiger Tod verhinderte die Ausführung. Die Organisation des Bistums mit Abgrenzung des Kirchengebietes erfolgte durch den heiligen Bonifatius im Jahr 739. Damals entstanden die Bistümer Salzburg, Passau, Freising und Regensburg. Der Bischofssitz von Freising kam erst spät nach München. Die volle hierarchische Ordnung,

das ist die Über- und Unterordnung der Bistümer mit ihrem Diözesan&Sböet, wurde erst in der Zeit Karl des Großen erreicht.

Auf Wunsch dieses Herrschers erhob Papst Leo III. am 20. März 798 Salzburg zum Erzr bistum. Seither führt der Bischof von Salzburg den Titel Erzbischof oder Metropolit. Ihm wurden folgende fünf Bistümer untergeordnet: Passau, Regensburg, Freising, Säben (Brixen) und Neuburg-Staffel, das bald mit Pas-au vereinigt wurde. Das Gebiet dar Diözesen, die zu einem Erzbistum gehören, bildet eine Kirchenprovinz. Die Kirchenprovinz Salzburg umfaßte um das Jahr 800 ganz Bayern bis an den Lech, Nord- und Südtirol ohne Trient, die Ostmark (Ober- und Niederösterreich), Böhmen, Mähren, Pannonien und Karantanien (Kärnten) bis an die Grenzen des Patriarchates Aquileia. Als südliche Grenze

wurde im Jahre 811 die Drau bestimmt. Vor dem Jahre 1000 erstreckte sich die Erzdiözese Salzburg vom Chiemsee bis zur Theiß und von der Donau bis zur Drau. Bald aber kam es zu bedeutenden Einschränkungen durch die Errichtung ungarischer Diözesen um das Jahr 1000, später durch Errichtung neuer Diözesen in Gurk (Klagenfurt) 1070, in Chiemsee 1215, in Seckau (Graz) 1218 und Lavant (Marburg) 1225, in Wien und Wiener Neustadt 1469 und in Leoben 1718. Auch der Umfang der Kirchenprovinz Salzburg wurde nach und

nach bedeutend verringert; Mähren und Pannonien wurden 873 dem Erzbistum des heiligen Methodius zugeteilt, Böhmen kam damals zur Kirchenprovinz Mainz, Wien wurde 1722 selbständige Kirchenprovinz, Passau wurde 1728 exemt erklärt und Leoben 1859 aufgehoben.

Nach verschiedenen provisorischen Änderungen in der Zeit der Napoleonischen Kriege — Berchtesgaden wurde damals vorübergehend Salzburg zugeteilt — und der Aufhebung der Diözese Chiemsee kam 1818 eine neue Diözesaneinteilung zustande. Damals wurde der Umfang der Erzdiözese Salzburg auf das Land Salzburg und den östlichen Teil von Nordtirol bis an den Ziller beschränkt; hingegen wurde das Fürstbistum Trient der Salzburger Kirchenprovinz zugeteilt.

Wie die Erzdiözese erlitt auch die Kirchenprovinz Salzburg besonders gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch Josef IL, durch die Napoleonischen Wirren und durch den unglücklichen Ausgang des ersten Weltkrieges (1914 bis 1918) große Einbußen. Alle Gebiete der Kirchenprovinz, die nach dem Friedensschluß von Saint-Germain außerhalb der Grenzen des jetzigen Österreich liegen, wurden von Salzburg abgetrennt. Der nord-

tirolische Teil der Diözese Brixen wurde Apostolische Administratur, das heißt, der römischen Kurie unmittelbar unterstellt. Erst 1964 wurde ein eigenes Bistum Innsbruck errichtet und der Kirchenprovinz Salzburg zugeteilt. Diese umfaßt daher heute außer dem eigenen Kirchengebiet die Diözesen Gurk/ Klagenfurt, Graz/Seckau und Innsbruck mit dem Generalvikariat Feldkirch.

Die Bedeutung Salzburgs ab 800, die Größe des ehemaligen Diözesan- und Kirchenpro-vinzgebietes fand ihren sichtbaren Ausdruck im Dombau. Der Dom des heiligen Virgilius (774 geweiht) wird urkundlich als Bau von sehr beachtenswerter Größe bezeichnet, noch mehr war der fünfschifflge romanische Dom aus dem 12. Jahrhundert das bauliche Wahrzeichen der Größe und Geltung Salzburgs im mittelalterlichen Heiligen Römischen Reiche ]>eutscher Nation. Dieser Dom bot jedenfalls Platz für mindestens 15.000 Menschen; der heutige Dom faßt rund 10.000. Salzburg hatte jedoch im Mittelalter durchschnittlich wohl kaum 10.000 Einwohner. Trotzdem erbauten die Erzbischöfe als die Metropoliten eines riesigen Kirchengebietes einen Dom, den die Stadtbevölkerung allein nicht einmal füllen konnte.

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