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20 Jahre Dienst am Menschen

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Am Fest des burgenländischen Landes- und Diözesanpatrons St. Martin, am 11. November, gedenkt die Diözese eines bedeutsamen Ereignisses: Vor 20 Jahren wurde die damalige Apostolische Administrator Burgenland zur Diözese Eisenstadt erhoben. Ausdruck der Bedeutung dieses Ereignisses war sicherlich auch die Tatsache, daß an der Feier der Errichtung der Diözese die höchsten Vertreter des Staates und der Kirche teilgenommen haben.

Der Weg bis dahin war lang gewesen und nicht ohne Schwierigkeiten. Noch im letzten Augenblick gab es Probleme: als nämlich der Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und der Republik Österreich ins Deutsche übersetzt wurde, entdeckten römische Christen in der Ubersetzung Ungenauigkeiten, wenn auch formaler Natur. Es entspricht der Großzügigkeit des verewigten Papstes Johannes XXIII., daß er die Ratifizierung dennoch genehmigte.

Die Erhebung der Apostolischen Administrator zur Diözese stellte einen bedeutsamen Akt auch insoferne dar, als damit das Konkordat vom 1. Mai 1934 anerkannt wurde. Darüber hatte es divergierende Auffassungen gegeben.

Durch die Errichtung der Diözese wurden die kirchlichen Grenzen an die des Staates angeglichen. Als auf Grund der Friedensverträge von Saint-Ger-main und Trianon im Jahr 1921 das heutige Burgenland an Österreich angegliedert wurde, war auch eine Neuordnung der kirchlichen Verwaltung notwendig.

Hatte unser Kirchengebiet bis dahin zu den Diözesen Györ (Raab) und Szombathely (Steinamanger) gehört, so gelangte es nun in Verwaltung durch den Heiligen Stuhl. Wir waren von unseren Mutterdiözesen abgeteilt, aber nicht abgetrennt. Es gab daher keine eigene kirchliche Leitung; damit war der Wiener Erzbischof betraut.

Dieser bestellte jeweils einen Provikar (den Wiener Domherrn Franz Hla-wati und später Prälat Josef Koller). Einen Schritt in Richtung Verselbständigung des Kirchengebietes bedeutete

1949 die Ernennung des Dechant-Pfarrers von Wien-Mauer, Josef Schois-wohl, zum Apostolischen Administrator des Burgenlandes.

Eine selbständige Teilkirche wurde die Diözese Eisenstadt vor nunmehr 20 Jahren. Voraussetzung für ein gedeihliches kirchliches Leben war die Schaffung der notwendigen baulichen und verwaltungsmäßigen Strukturen.

War unter Erzbischof Schoiswohl bereits in Eisenstadt der Bischofshof errichtet worden, so folgten später das Bischöfliche Knabenseminar, das Bur-genländische AfbeiterWohnheim in Wien, die Stiftung Pädagogische Akademie Burgenland (deren Träger Bund, Land und Diözese sind), das diözesane Bildungshaus „Haus der Begegnung”, die Caritas-Altenpension „Haus St. Martin”, um Beispiele zu nennen.

Errichtet bzw. erweitert wurden in den vergangenen beiden Jahrzehnten auch 39 Pfarrkirchen in der rund 230.000 Katholiken zählenden Diözese.

Spirituelle Meilensteine bildeten zwei Synoden: ging es bei der ersten Di-

özesansynode (1959) um die Schaffung einer einheitlichen Synodalverfassung für das Kirchengebiet, so bei der zweiten (1970-71) um neue pastorale Schwerpunkte aus dem Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Das Bemühen um ein gutes ökumenisches Klima - Katholiken und Protestanten leben in unserem Land seit Jahrhunderten - sowie die Respektierung und Förderung der ethnischen Gruppen war stets Anliegen der Diözese. Als ein Zeichen dafür sei erwähnt, daß das vom Pastoralamt herausgegebene „Burgenländische Jahrbuch” die Einheit der Kirche des Burgenlandes in der Vielfalt der Volksgruppen (Deut-' sehe, Kroaten, Ungarn) durch Beiträge in der jeweiligen Sprache zum Ausdruck bringt.

Der Gedenktag „20 Jahre Diözese” ist ein Anlaß zur Besinnung auf dem weiteren Weg im Dienst am Menschen. Im Mittelpunkt stehen wird die Sorge um den Menschen, der heute von innen und außen bedroht ist.

Die Bedrohung von innen sei durch die Begriffe Orientierungsdefizit, Sinn-und Werteverlust kurz angedeutet. Uber die vielfachen Bedrohungen des menschlichen Lebens von außen gibt allein ein Blick in die Tageszeitungen (Verbrechen, Terror usw.) beredt Auskunft.

Vordringliche Aufgabe in den nächsten Jahren wird es sein, den Menschen immer wieder ihre ihnen von Gott verliehene Würde und die persönliche Verantwortung füreinander vor Augen zu stellen und sie zu befähigen, ihr Leben in der Familie, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft aus dem Geist der Frohbotschaft Jesu zu gestalten.

In diesem Sinn hat der Heilige Vater Papst Johannes Paul II. die 900 Burgenländer anläßlich der Romwallfahrt im August 1980 ermuntert, „im gemeinsamen Bemühen die Botschaft Christi der Welt von heute mit Zuversicht und Kraft zu verkünden, um so am Heil des Menschen, das Christus seiner Kirche als Weg und Aufgabe zugewiesen hat, mitzuwirken”.

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