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In burgenlandischer Sicht

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Am vergangenen Sonntag wurde in allen katholischen Kirchen des Burgenlandes ein Hirtenbrief von Bischof Dr. Stefan L ä s z 1 6 verlesen, der sich mit dem neuen Schulgesetz und dessen Auswirkungen auf das katholische Schulwesen in der jüngsten Diözese Österreichs befaßt. Obgleich, wie der Bischof in seinem Kanzelwort betonte, das Ergebnis der Verhandlungen zwischen den einzelnen Interes-sentengrunpeo, dem Staat, der Kirche, der Elternschaft und den Pädagogen, nur ein Kompromiß sein konnte, das nicht alle Wünsche erfüllt, so bietet die neue Regelung doch Möglichkeiten zur positiven Weiterentwicklung des katholischen Schulwesens. Der Bischof erinnerte daran, daß es im Burgenland bis zum Jahr 1938 die öffentliche katholische Schule gab, deshalb wai die Errichtung privater katholischer Schulen, wie dies in anderen Diözesen der Fall war, nicht erforderlich. Die Aufhebung der öffentlichen katholischen Schule nach dem Anschluß Österreichs brachte für die Katholiken in der Frage der Erziehung wesentliche Nachteile. Um hier Abhilfe zu schaffen und die größtmöglichste Gleichstellung mit den Katholiken in anderen Bundesländern zu erreichen, wendet der Staat der Diözese Eisenstadt 45 Millionen Schilling in fünf Jahresraten zu.

120 Schulgebäude des Burgenlandes sind in kirchlichem Besitz, werden aber von den Gemeinden benützt.

Ein Überblick über die Aufbauarbeit in der jüngsten Diözese Österreichs ergibt einen Stand von 161 katholischen Ffarreien, in denen 168 Weltpriester und 27 Ordenspriester (Kamilianer, Franziskaner, Serviten, Redemtoristen und Zisterzienser) wirken. In 130 Gemeinden ist die Seelsorgesprache Deutsch, in 28 Kroatisch, in den beiden Pfarreien Mitterpullendorf und Unterwart Ungarisch. 12 Gemeinden sind gemischtsprachig. Deshalb wurdo von der Diözese ein viersprachiges Rituale (Latein-Deutsch-Kroatisch-Ungarisch) herausgegeben.

Das umfangreiche Bauprogramm der Diözese, zum Teil bereits durchgeführt, zum Teil noch in der Planung, umfaßt die innenarchitektonische Umgestaltung der Eisenstädter Stadtpfarrkirche St. Martin zur Domkirche des Bistums, ferner den Ausbau des „Bischofshofes“, das Internat für die Katholische Lehrerbildungsanstalt in Eisenstadt sowie das Knabenseminar und Schülerheim in Mattersburg. Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch die Krypta der Domkirche ausgestaltet, als zukünftige Ruhestätte der Bischöfe von Eisenstadt. In diesem Raum fand Anton Hanaks berühmte Bronze-Pieta Aufstellung. Für das Domkapitel soll ein eigenes Kanonikerhaus errichtet werden, überdies ist der Bau eines Schulgebäudes und einer Kirche für die Katholische Lehrerbildungsanstalt Eisenstadt geplant.

Der Gesamtaufwand im Zeitraum von 1950 bis 1962 betrug 70 Millionen Schilling, für die weitere Bautätigkeit werden 65 Millionen Schilling veranschlagt. „Allmählich wird Eisenstadt ein .richtiges' Bistum“, wie Bischof Dr. Läszlö ausführte. Von Seiten des Landes erhält die Diözese außer Sonderzuweisungen jährlich die Summe von 300.000 Schilling.

Kirchliche und staatliche Stellen kamen überein, kein neues burgen-ländisches Landeskrankenhaus zu errichten, sondern das bereits bestehende Spital der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt durch den Zubau neuer fünfgeschossiger Trakte wesentlich zu erweitern, so daß es seiner Aufgabe als zentrales Krankenhaus des Burgenlandes vollauf gerecht werden kann. Die neuen Anlagen sind bereits im Bau.

Die wirtschaftlichen Veränderungen des Burgenlandes brachten ein rasches Anwachsen des Pendlerwesens mit sich. Auf dem Arbeitsprogramm der Diözese steht damit auch die seelsorgerische und soziale Betreuung von Burgenländern, die ihren Arbeitsplatz in Wien haben. So wurde bereits für jugendliche Arbeiter in der Wiener Innenstadt ein Zentrum geschaffen, der Bau eines eigenen Pendilerheimes ist geplant.

Wie Bischof Dr. Läszlö sagte, kommt der Großteil des burgenlän-dischen Priesternachwuchses aus dem Gebiet des „Seewinkels“, aus Gemeinden in der unmittelbaren Nähe des Eisernen Vorhangs...

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