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Gute Zusammenarbeit

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Wer um das Wohl der Menschen besorgt ist, muß von der Tatsache ausgehen, daß der Mensch aus Leib und Seele besteht. Wer nur an das leibliche Wohlergehen denkt und für den Lebensstandard der Seele nichts übrig hat, wird im privaten Glückstreben, aber auch im öffentlichen Bemühen um das allgemeine Wohl Schiffbruch erleiden.

Aus dieser Erkenntnis ist es von ungeheurer Wichtigkeit, daß zwischen staatlichen und kirchlichen Stellen eine gute Zusammenarbeit besteht, die darauf abzielt, sich gegenseitig in dem Wirken für das Heil der Menschen zu unterstützen und zu ergänzen. Dieser Gedanke war auch für uns in Vorarlberg wegleitend für verschiedene Entschlüsse, über die ich gerne in aller Kürze berichte.

Der außergewöhnlich starke Bevölkerungszuwachs bedingt nicht nur umfangreiche Woh- nungs- und Schulbauten, sondern, wo neue Gemeindeviertel oder Stadtteile entstehen, gehört dringend auch eine neue Kirche dazu. Seit 1955 sind denn auch in Vorarlberg sechzehn Kirchenneubauten in Angriff genommen worden, zu denen das Land über 4 Millionen Schilling beigetragen hat. Diese Post ist im • Voranschlag so selbstverständlich geworden wie die Wohnbauförderung, und auch die Gemeinden sind diesem Beispiel gefolgt.

Ebenso wie der Nachwuchs an Lehrern ist auch der Priesternachwuchs eine öffentliche Sorge. Der Bau des Priesterseminars in Innsbruck und auch die Errichtung des bischöflichen Knabenseminars in Bregenz erfuhren deshalb ebenfalls eine Förderung durch das Land mit 2,6 Millionen Schilling einschließlich des Jahres 1964. Sogar für ein neues Exerzi- tienhaus wurden 800.000 Schilling Landesmittel beigetragen.

Nicht weniger wichtig als finanzielle Beiträge ist die Anerkennung kirchlicher Einrichtungen als gleichwertige Institutionen. So erhalten Pfarrkindergärten, Pfarrbüchereien, kirchliche Ferienheime, Studentenheime, Lehrlings- oder Fremdarbeiterheime die gleichen Kostenbeiträge wie weltliche, was nicht zu unterschätzen ist.

Auf der gleichen Linie liegt eine Bestimmung des Vorarlberger Spitalbeitragsgesetzes,

wonach nicht nur den Gemeindespitälern 80 Prozent des Defizits abgenommen werden, sondern auch den Privatspitälern, die meistens kirchlichen Orden gehören. Die Erhaltung dieser Spitäler ist nicht weniger im öffentlichen Interesse gelegen als die der anderen.

In Vorarlberg hat überdies die katholische Caritas die Betreuung der Suchtkranken schon seit Jahren mit Erfolg in die Hand genommen. Das Land gibt dazu einen Beitrag in der Höhe des Personalaufwandes, womit die Aufgabe gut gelöst ist.

In gleicher Weise sind in Vorarlberg einige Haushaltungsschulen, ferner die landwirtschaftlichen Fachschulen und die Familienhelferinnenschule als konfessionelle Schulen eingerichtet, die ebenfalls mit Landesmitteln gefördert werden. Hier muß man auf alle Fälle zugeben, daß diese Schulen viel teurer kämen, wenn sie als weltliche Landesschulen geführt werden müßten.

Eine Besonderheit in Vorarlberg besteht auch darin, daß es auf Seite der Volkspartei keine politische Jugendbewegung gibt, und zwar aus Rücksichtnahme gegenüber der katholischen Jugendbewegung. Aus dieser Einstellung heraus spricht das Vertrauen, daß alle jene jungen Menschen, die zu gewissen-

haften und charaktervollen Menschen erzogen werden, später selbst wissen müssen, in welches politische Lager sie gehören.

Noch mehrere Gebiete könnten in diesem Zusammenhang erwähnt werden, so zum Beispiel das Zusammenwirken für den guten und gegen den schlechten Film, das Eintreten für zeitliche Polizeistunden und gegen Auswüchse im Unterhaltungswesen, für echte Volksbildung und für Jugendschutz. Der Bericht wäre aber nicht vollständig, wenn nicht auch angeführt würde, daß das Land Vorarlberg jährlich eine Million Schilling für Entwicklungshilfe gibt, und zwar ganz überwiegend für konkrete Projekte im Wege über die kirchlichen Missionen. Gerade in dieser Frage haben wir neben dem leiblichen Wohlergehen auch an die geistige Not gedacht, und es ist erfreulich, daß wir in all diesen aufgezählten Belangen allermeisten zu einstimmigen Beschlüssen gekommen sind.

Wir sind uns klar, daß der religiöse Wert eines Volkes nicht mit Ziffern gemessen werden kann, so schön sie auch klingen mögen. Wir glauben aber, damit wenigstens einen bescheidenen Dank abstatten zu können für den Segen, dessen wir uns schon seit Jahrzehnten erfreuen dürfen. Wir knüpfen aber auch die Hoffnung daran, daß der einmütige und alte Wunsch unseres Volkes’ nach Errichtung einer eigenen Diözese mit dem Sitz in Feldkirch baldige Erfüllung finde.

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