6792672-1970_46_15.jpg
Digital In Arbeit

Zehn Jahre Arbeit

19451960198020002020

Die Diözese Eisenstadt beging am diesjährigen Festtag des hl. Martin, dem 11. November 1970, den zehnten Jahrestag ihrer Gründung. Nicht ein großes Jubiläum sollte es werden, denn dazu ist die zurückgelegte Zeit noch zu kurz, sondern ein einfaches und schlichtes Gedenken, das der Bedeutung dieser Tatsache entspricht. Wenn wir unsere Nachbarbischöfe und ebenso andere Persönlichkeiten und Freunde unserer Diözese dazu eingeladen haben, dann nur deshalb, um diesen Tag im Kreise vieler wohlgesinnter Menschen verbringen zu können.

19451960198020002020

Die Diözese Eisenstadt beging am diesjährigen Festtag des hl. Martin, dem 11. November 1970, den zehnten Jahrestag ihrer Gründung. Nicht ein großes Jubiläum sollte es werden, denn dazu ist die zurückgelegte Zeit noch zu kurz, sondern ein einfaches und schlichtes Gedenken, das der Bedeutung dieser Tatsache entspricht. Wenn wir unsere Nachbarbischöfe und ebenso andere Persönlichkeiten und Freunde unserer Diözese dazu eingeladen haben, dann nur deshalb, um diesen Tag im Kreise vieler wohlgesinnter Menschen verbringen zu können.

Werbung
Werbung
Werbung

Zehn Jahre Diözese bedeuten zunächst zehn Jahre intensiver Arbeit in der Seelsorge. Es wäre sicherlich noch verfrüht, darüber ein Urteil abzugeben, was in dieser Zeit geschehen ist. Wenn es aber gestattet ist, auf das eine oder andere besonders hinzuweisen, dann hatte die Arbeit dieser Jahre besonders das Ziel, das Verantwortungsbewußtsein bei allen Christen zu wecken und diese für die missionarische Arbeit zu gewinnen. Zweifellos hat hier die Katholische Aktion Bedeutendes geleistet. Mit der Weckung für das Laien-apostolat ging Hand in Hand die Bildungsarbeit. Es wurde daher der Erwachsenenbildung immer mehr Raum gegeben.

Naturgemäß galt es in diesen zehn Jahren auch, die Diözese weiter auf- und auszubauen. Das bereits vor zehn Jahren begonnene Werk wurde weitergeführt. Weil der Schulfrage in unserer Diözese immer große Bedeutung zugemessen wurde, sei auf die Errichtung der Stiftung „Pädagogische Akademie Burgenland“ besonders hingewiesen. Kirche und Staat haben sich in einem Vertrag frei entschlossen, am Werk der Lehrerbildung gemeinsam mitzuarbeiten. Die Errichtung dieser Stiftung und ihre gemeinsame Führung sind sicherlich ein Werk, das Beachtung verdient. Auf diözesaner Ebene sei dann auch noch das „Haus der Begegnung“ genannt, dessen Einrichtung und Eröffnung im Zusammenhang mit der Patronatsablöse möglich geworden ist. Mit dem Auf- und Ausbau der Diözese ging Hand in Hand auch der Ausbau der Pfarren. Nahezu jedes Jahr konnte eine Pfarrkirche errichtet werden, wozu noch ebensoviele kleinere Kirchen in Filialen kamen. Ebenso wurden in dieser Zeit viele Pfarrhöfe, mehrere Pfarrheime und Kindergärten errichtet. Sicherlich war all das nicht das Wichtigste. Aber es war notwendig und mußte bald geschehen, um ein gedeihliches Wirken in der Seelsorge zu ermöglichen. Zehn Jahre Diözese Eisenstadt bedeuten zugleich auch einen Abschnitt der verflossenen Kirchengeschichte Österreichs. Bekanntlich wurde die Diözese Eisenstadt anläßlich ihrer Errichtung der Wiener Kirchenprovinz eingegliedert und wurde damit ein Teil der Kirche Österreichs. Ihr Leben und ihre Aktivitäten waren in den letzten Jahren besonders durch jenes Erneuerungswerk ausgefüllt, das durch das Zweite Vatikanische Konzil ausgelöst wurde. Die Kirche Österreichs erhielt damit nicht nur neue Aufgaben, sondern auch neue Verantwortung, die ihr für diesen Teil der Weltkirche auferlegt wurden. Naturgemäß waren wir bemüht, in diese Kirche Österreichs immer mehr hineinzuwachsen und unseren Beitrag am gemeinsamen Werk zu leisten. Wir hatten hiebei sogar auch noch Sonderaufgaben. Die Liturgie, die wir für die deutschsprachige Bevölkerung aus den allgemeinen Texten übernehmen konnten, hatten wir für die kroatisch und ungarisch sprechenden Teile unserer Bevölkerung eigens zu bearbeiten. Ein besonderes Kennzeichen unseres Landes und unserer Diözese sind die vielen Wanderarbeiter, die sogenannten Pendler. Sie arbeiten nicht nur außerhalb des Landes, sondern sie verbringen daselbst den größten Teil ihres Lebens. Sicherlich erwachsen damit unseren Nachbardiözesen neue Verantwortungen. Doch auch die Heimatdiözese weiß sich weiterhin um sie besorgt. Das Arbeiterwohnheim für Burgenländer in Wien möchte davon nur Zeugnis ablegen und zugleich einen tatkräftigen Beitrag leisten.

Zehn Jahre Diözese Eisenstadt bedeuten auch zehn Jahre Leben der Kirche in einem bestimmten Teil der Welt. Es gehört sicherlich zu den erfreulichsten Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils, daß die Diözese nicht nur eine selbständige Einheit bildet, sondern auch ein Teil der Weltkirche ist, für die sie mit die Verantwortung trägt. Eine solche Gesinnung war sicherlich auch bisher mehr oder minder vorhanden. Sie wurde aber besonders geweckt durch das eben erwähnte Konzil. Dies nicht nur deshalb, weil die Bischöfe in der Konzilszeit einander nfher gekommen sind und einander kennengelernt haben, sondern aus echter christlicher Haltung. Es ist schon zu einer Selbstverständlichkeit geworden, daß wir immer bereit sind, zu helfen, wenn irgendwo in der Welt Not ist. Die Fastensammlung zur Linderung von Not und Krankheit in der Welt ist schon zu einer ständigen Einrichtung in unserer Diözese geworden. Doch nicht nur mit Geld gilt es zu helfen, sondern auch von Mensch zu Mensch. So haben die ersten Entwicklungshelfer aus unserer Diözese die Heimat bereits verlassen. Andere befinden sich in Vorbereitung auf diesen Beruf. Wir dürfen hoffen, daß noch weitere folgen werden. Die Verbundenheit mit der Weltkirche kommt auch dadurch zum Ausdruck, daß immer wieder Priester und Schwestern, besonders aus Afrika, zu uns kommen, um hier Erfahrungen zu sammeln, die sie dann zu Hause verwenden wollen. Mit diesen Zeilen wollte und konnte selbstverständlich keineswegs ein vollständiger Bericht über die ersten zehn Jahre der Diözese gegeben werden. Auch wollte nicht der Eindruck erweckt werden, als ob alles vollkommen und nichts besser zu machen gewesen wäre.

Wenn wir bei der Begehung der Zehnjahresfeier all dessen gedenken, dann dürfen wir nicht vergessen, daß es mit der Gnade Gottes Menschen waren, die all dies ermöglicht haben.

Ihnen allen, den Priestern wie den Laien, sei für ihre Treue, ihren Eifer und ihren Einsatz gedankt. Zu danken gilt es aber auch noch vielen anderen. Gerne stelle ich fest, daß wir oft das Wohlwollen des Landes und auch das des gemeinsamen Vaterlandes erfahren haben, wofür auch an dieser Stelle herzlich gedankt

Wie bisher wird sich die Diözese Eisenstadt auch weiterhin mit der Kirche Österreichs verbunden fühlen und zusammen mit dieser auch fürderhin ihre Dienste im Geist ihres Stifters den Menschen von heute anbieten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung