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Zehn Tahre Generalvikariat

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Seitdem das Generalvikariat Feldkirch im Jahre 1819 gegründet wurde, dessen Grenzen sich mit denen des Bundeslandes Vorarlberg decken, hat es als kirchlicher Verwaltungsbezirk im Verband der Gesamtdiözese immer eine besondere kirchenrechtliche Stellung eingenommen. Während im allgemeinen der Generalvikar als Stellvertreter des Diözesan-bischofs für die ganze Diözese bestimmt wird, ist für Vorarlberg ein eigenes Generalvikariat errichtet worden, in dem ein eigener Generalvikar, der zugleich Weihbischof ist, residiert. Man kann diese Sonderstellung des General-vikariates innerhalb des Diözesanverbandes wohl am besten mit dem Ausdruck einer relativen Selbständigkeit charakterisieren.

Diese relative Selbständigkeit zeigte sich von Anfang darin, daß der Vorarlberger Klerus mit ganz wenigen Ausnahmen nur innerhalb des Generalvikariates zur seelsorglichen Dienstleistung berufen und nur ausnahmsweise in den anderen Teil der Diözese versetzt wurde. Diese relative Selbständigkeit wurde auch von dem derzeitigen Dözesan-bischof Dr. Paul Rusch weiter gefördert, nämlich dadurch, daß für Vorarlberg ein eigenes Seelsorgeamt und eine eigene Caritasstelle in

Feldkirch und ein Bischöfliches Knabenkon-vikt in Bregenz errichtet wurden. Gemeinsame kirchliche Amtsstellen für 'die ganze Diözese sind das Kirchliche Gericht, die Bischöfliche Finanzkammer und das Priesterseminar, die ihren Sitz in Innsbruck haben. Aus dieser Sonderstellung des General-vikariats ergibt sich auch die Sonderstellung des Generalvikars und Weihbischofs für Vorarlberg. So spendet der Weihbischof in Vorarlberg fast ausschließlich die Firmungen, führt auch die Kanonische Visitation der Pfarreien durch und weiht seit mehreren Jahren dank des Entgegenkommens des Diözesanbischofs jeweils die Vorarlberger Neupriester.

Seit 1955 ist Dr. Bruno Wechner Weihbischof und Generalvikar in Feldkirch, nachdem er zwanzig Jahre zuerst Leiter des Kirchlichen Gerichts und dann Provikar in Innsbruck war.

Vorarlberg hat in diesen zehn Jahren einen starken wirtschaftlichen Aufschwung erlebt und hat prozentuell den höchsten Bevölkerungszuwachs in Österreich. Die Einwohnerzahl des Landes ist von 80.000 bei der Gründung des Generalvikariats auf 248.000 gewachsen, von denen 95 Prozent dem katholischen Bekenntnis angehören. Die besonders in den letzten Jahren stark ansteigende Bevölkerungszahl brachte auch für die Seelsorge neue Aufgaben, und der wirtschaftliche Aufstieg ermöglichte eine Reihe von kirchlichen Neubauten, die in Weihbischof Wechner einen bereitwilligen Förderer fanden. In dieses Dezennium fällt der Bau des Bischöflichen Knabenkonviktes Marianum in Bregenz, das aus der Sorge um den Priesternachwuchs entstanden ist und außer durch Subventionen von kirchlichen und staatlichen Stellen durch die große Opferwilligkeit der katholischen Bevölkerung Wirklichkeit wurde. Es beherbergt bereits 100 Stundenten von der 1. bis zur 5. Gymnasialklasse. Der letzte Bauabschnitt, Kapelle und Festsaal, steht im Rohbau und dürfte 1966 vollendet werden. Das Seelsorgeamt in Feldkirch mit seinen Dienststellen für Jugend-, Männer- und Frauen-seelsorge, dem Bildungswerk, dem kirchlichen Erholungsdienst fand im neuen kirchlichen Verwaltungsgebäude in der Bahnhofstraße seit 1964 ein zweckentsprechendes Haus, nachdem diese Stellen jahrelang in verschiedenen Häusern sehr notdürftig untergebracht waren.

Für die Jugend- und Erwachsenenbildung erweist sich das Haus St. Arbogast in seiner schönen Lage auf einer waldigen Höhe über dem Rheintal, zum Gemeindegebiet Götzis gehörend, als immer wichtiger. Der erste Bauabschnitt ist seit einigen Jahren vollendet und das Haus ist fast dauernd' besetzt mit Kursen für die Jugend, für Brautleute, für Schulentlassene, um nur einiges zu nennen. Der Spatenstich zum zweiten Bauabschnitt erfolgte in diesem Frühjahr. Der junge Weltorden der Schwestern von der Frohbotschaft in Batschuns baute mit kirchlicher und staatlicher Unterstützung in Batschuns in herrlicher Lage ein Exerzitien- und Bildungshaus, das eine notwendige Lücke schließen soll, nachdem das alte Exerzietienhaus in Feld-kirch-Tisis einer anderen Bestimmung zugeführt wird. Die Einweihung dieses neuen Exerzitien- und Bildungshauses in Batschuns fand am 11. Juli statt, am achten Todestag des ersten, verdienten Seelsorgeamtsleiters und Gründers des Batsehunser Weltordens. Msgr. Dr. Edwin Fasching Damit ist auch schon der Anteil religiöser Orden und Genossenschaften am kirchlichen Leben in Vorarlberg berührt. Neben dem neuen Exerzitienhaus in Batschuns betreuen die Schwestern von Batschuns schon seit mehreren Jahren eine Familienhelferinnenschule in Bregenz-

Vorkloster, eine in diesem Jahre neu errichtete Krankenpflegeschule in Bregenz.

Im Dienste der christlichen Erziehung finden wir die Jesuiten mit dem bekannten Gymnasium und Kolleg „Stella-Matutina“ in Feldkirch, die Zisterzienser mit ihrem Gymnasium in Mehrerau. Ein Internat für die LBA und Handelsschule führen die Schulbrüder in Feldkdrch, die in diesen Tagen mit einem Erweiterungsbau begonnen haben. Für die Mädchenerziehung finden wir die verschiedenen Schulen und Internate der Dominikanerinnen in Bregenz-Marienberg, der Sacre-Coeur-Schwestern in Riedenburg und der Kreuzschwestern in Feldkirch. Auf sozialem Gebiet sind vor allem die Barmherzigen Schwestern der beiden Mutterhäuser Innsbruck und Zams in Kranken- und Altersheimen tätig. Diese Ordensfamilien haben im Vorarlberger Weihbischof einen verständnisvollen Förderer.

Uber die verhältnismäßig zahlreichen Kirchenbauten der vergangenen Jahre berichtet ein eigener Beitrag dieser Nummer der „Furche“. Zu seiner Tätigkeit als General-

vikar und Weihbischof für Vorarlberg betreut Weihbischof Dr. Wechner einige Sonderaufgaben. Er ist Referent für Familienfragen in der österreichischen Bischofskonferenz; er nimmt sich immer wieder Zeit, um selber Einkehrtage und Exerzitien im Dienst der guten Familie zu halten. Die Kirchenmusik hat in ihm, der selber in jüngeren Jahren Kirchenchöre dirigiert hat, in dieser Zeit des liturgischen und kirchenmusikalischen Umbaues einen guten Kenner und Berater, der sowohl dem guten Alten wie auch dem guten Neuen der Kirchenmusik im Gotteshaus Heimatrecht zu wahren und zu sichern bestrebt ist.

So kann der Vorarlberger Weihbischof in diesem Jahre auf ein arbeitserfülltes wie-auch erfolgreiches Jahrzehnt zurückblicken, das dem Land Vorarlberg nicht nur einen wirtschaftlichen Fortschritt gebracht, sondern auch erfolgreiches Bemühen um das Wachstum des krichlichen Lebens.

Wenn nicht alle Anzeichen trügen, scheint die Zeit nicht mehr allzu fern, in der die bisherige relative Selbständigkeit des Gene-ralvikariats Feldkirch sich zur vollen kirchlichen Selbständigkeit entwickeln wird, in der auch das kleinste Bundesland Österreichs, das österreichische Alemannenland, eine kleine, aber eigene Diözese erhalten wird.

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