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Das Kreuz in Stadt und Land

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Waren schon vor dem zweiten Weltkrieg wegen der Bevölkerungszunahme neue Gotteshäuser notwendig, so wurde das Kirchenbauproblem nach dem Krieg durch das Entstehen neuer Stadtteile und durch den Fortschritt der Industrialisierung auf dem Lande um so dringender. Dazu kam der Aufbau der zerbombten Kirchen. Durch Bomben wurden in der Stadt Salzburg schwer beschädigt: der Dom, die Stadtpfarrkirchen St. Andrä (zweimal getroffen) und Itzling sowie die Klosterkirche Loretto. Als erste wurde die letztgenannte Kirche durch die Tüchtigkeit der Schwester Oberin wiederaufgebaut. Es folgten Itzling und St. Andrä; doch bedarf diese große Kirche an der Westbahnstraße, der größten Verkehrsader der Stadt, noch einer entsprechenden Ausstattung. Vor allem fehlen noch Hochaltar und Orgel.

Die Arbeiten am Dom begannen im Juli 1945. Trotz des täglichen Einsatzes freiwilliger großer Arbeitsteams brauchte es Monate, bis der Schuttberg mit einem Volumen von zirka 3500 Kubikmetern weggeräumt und die ruinösen Mauern so weit gesichert waren, daß mit dem Wiederaufbau begonnen werden konnte. Dieser wurde von Erzbischof Dr. Andreas Rohracher dem Wiener Dombaumeister Dr.-Ing. Karl Holey übertragen. Die unmittelbare Leitung lag von Anfang bis jetzt in der Hand des Architekten Dipl.-Ing. Peter Zacherl. Die Bombe hatte die Kuppel, die Gewölbe des Hauptschiffes und einen Teil des Langhauses zerstört. Im Frühjahr 1949 war der Rohbau vollendet, am Feste Christi Himmelfahrt konnte das Kreuz auf die Kuppel aufgesteckt werden. Bis dorthin hat hauptsächlich die Erzdiözese die Kosten getragen; die Vollendung und Ausstattung subventionieren seit 1954 dec Bund, das Land und die Stadt Salzburg, Tirol und Vorarlberg. Einen Großteil leistet die Erzdiözese selbst. In diesen Tagen werden die Wiederaufbauarbeiten und die Gesamtrenovierung abgeschlossen, ein Ereignis, das der Feier einer Festwoche mit Hinsicht auf die Geschichte und ehemalige Geltung Salzburgs und der Bedeutung des Domes heute noch würdig ist. Die Neuerscheinung „Der Dom zu Salzburg”„ herausgegeben anläßlich der Vollendung des Wiederaufbaues, gibt einen tiefen Einblick in Geschichte, Kunst und Kult dieses einzigartigen, stilistisch fein und rein gehaltenen Renaissancebaues.

Eine neue Kirche entstand in Eben im Pongau; wunderschön steht sie in der herrlichen Bergwelt zwischen Dachsteingebiet und Radstädter Tauern. Eisenwerk und Arbeiterschaft bauten sich unter Beihilfe der Diözesan- finanzkammer eine geräumige Kirche in Tenneck, die Tauern-AG. eine Werkkirche in Kap run, der „Felserbauer” Cyriack Steiner eine Almkirche am Radstädter Tauern. Kufstein plante schon seit Jahrzehnten einen Kirchenbau; inzwischen erstand westlich der Stadt eine große Südtiroler Siedlung, weshalb die neue Kirche in S p a r c h e n bei Kufstein gebaut wurde; die Seelsorge übernahm der Franziskanerorden. — Im Industrieort Bürmoos an der Grenze gegen Oberösterreich erbaute die Diözesanfinanzkammer Kirche und Pfarrhof. E r p f e n d o r f bei St. Johann in Tirol baute sich eine sehr gefällige Filialkirche (Architekt: Prof. Clemens Holzmeister, Wien). Die übrigen neuen Kirchen erstanden im Stadtgebiet der Metropole selbst: Maxglan, St. Elisabeth, Parsch (von der man sagt, sie sei die modernste Kirche Oesterreichs), die Kirche in Glasenbach in Verbindung mit der Kapelle des neuen Ursulinenklosters, und die Stadtpfarrkirche St. Erentrudis mit einem Kloster der Eucharistinerinnen an der Alpenstraße. Eine eigene Kapelle baute sich die Salzburger Jägerschaft in der Stadtpfarre Aigen.

Gleichzeitig mit den Neubauten wurden seit Kriegsende 75 Prozent aller Kirchen im Di- özesangebiet renoviert — eine Leistung, die nur durch den Opferwillen der Bevölkerung möglich war und die von der Liebe und Anhänglichkeit der Gemeinden an ihre Gotteshäuser ein schönes Zeugnis gibt. Einige Renovierungen, die sich durch künstlerisches Geschick und durch die Achtung vor den ehrwürdigen Denkmälern, die unsere Gotteshäuser größtenteils sind, besonders auszeichnen, seien angeführt. In der Stadt Salzburg: die Stiftskirche St. Peter, die Dreifaltigkeitskirche, die Ursulinen-, nun Markuskirche genannt, die Kirche St. Johannes im Landeskrankenhaus, die Erhardkirche und St. Blasius. Aus dem übrigen Diözesangebiet seien erwähnt die Stiftskirchen Mattsee und Seekirchen, die Filialkirche Irrsdorf, Hallein, Kuchl, Bischofshofen, Pfarrwerfen, Altenmarkt, Maria-Pfarr (mit Entdeckung berühmter Fresken), Tamsweg, Leogang, Waidring, Söll, Kitzbühel, Ebbs, Kirchbichl, Kundl, Brixlegg und Reith.

Eine Kirchenbauausstellung 1955 ermöglichte weiten Kreisen einen Einblick in die Bauaufgaben der Erzdiözese, noch mehr aber in die moderne Kirchenbaukunst. Das Salzburger Vorbild, auf diese Weise das Interesse für den Kirchėnbau zu wecken und in die Kirchenbaukunst unserer Zeit einzuführen, fand andernorts sofort Nachahmung. Ein eigener Kirchenbauverein hält das Interesse am Kirchenbau und die Opferbereitschaft hierfür ständig wach.

Hand in Hand mit dem Kirchenbau und den Kirchenrenovierungen ging der Wiederaufbau der katholischen Schulen und Heime. Bekanntlich wurden in der NS-Zeit alle konfessionellen Schulen und Schülerheime „übernommen”, für die Kirche also aufgehoben. Salzburg besaß schon immer eine stattliche Anzahl gut get führter kirchlicher Schüler- und Schülerinnen- heime. Es gelang, bisher folgende Heime wieder bzw. neu zu errichten: Konvikt und Privatgymnasium der Herz-Jesu-Patres in Liefering, Konvikt und Privatgymnasium der Missionäre vom göttlichen Wort am Kreuzberg bei Bischof shofen, das Kollegium Rupertinum für Studenten verschiedener Schulen, das Schülerheim der PP. Pallottiner am Mönchsberg, das Studentenheim Vincentinum, das an Stelle der ehemaligen Kinderkrippe neu gebaut wurde, die Edmundsburg am Mönchsberg für Studenten; vor allem aber lag dem Oberhirten die Wiedererrichtung des erzbischöflichen Borromäums, das ist des Knabenseminars der Erzdiözese Salzburg, und des Priesterseminars am Herzen. Für die weibliche Jugend stehen folgende Institute wieder zur Verfügung: ein Konvikt im Stift Nonnberg, ein Mädchenpensionat der Ursulinen im neugebauten Kloster in Aigen bei Salzburg, ein Schülerinnenheim der Vöcklabrucker. Schwestern in der Schwarzstraße, das Caritasheim in der Plainstraße und das Institut St. Sebastian in der Linzer Gasse, letztgenanntes sowohl für Schülerinnen wie auch für Lehrmädchen.

Das Vertrauen zu den kirchlichen oder im Geiste der Kirche geführten Institute und Schulen ist wieder vorhanden, es war trotz der Unterdrückung nicht erloschen, weshalb es nach dem Kriege sofort wieder ungebrochen auflebte. Ein einziges Heim, das Johanneum, konnte sich als Schüler- und Lehrlingsheim nicht halten, obwohl es nach 1945 die Tätigkeit wieder aufgenommen hatte. Wenn irgendwie möglich, wird das zentral gelegene Haus neben der Stadtpfarrkirche St. Andrä in absehbarer Zeit einem anderen sozialen Zweck dienen.

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