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Kirchliche Denkmalpflege

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Die Gesamtrestaurierung der Domkirche in Eisenstadt war im Jahre 1960 fast zur Gänze abgeschlossen. In den folgenden Jahren erhielt die Kirche die restlichen modernen Glasfenster nach Entwürfen von Frau Professor Margaret Bilger. In der instand gesetzten Krypta wurde die Bronze-Pieta von Anton Hahak wirkungsvoll aufgestellt. Vom denk-malpflegerischen Standpunkt aus bemerkenswert war die Restaurierung des spätgotischen ölberges, der einen neuen Aufstellungsort in der Eingangshalle gefunden hatte. Die häßlichen ölanstriche wurden entfernt, wobei ein großer Teil der alten farbigen Fassung des schönen Steinreliefs freigelegt und erhalten werden konnte. Die vorzügliche Arbeit führte Bildhauer Oskar Bottoli durch. Außerdem wurden zwei großartige Altarbilder von Stefan Dorfmeister, das alte Hochaltarbild sowie eine Darstellung der Immaculata, durch die Restauratoren Kaspar und Pfaffenbichler vorbildlich restauriert und im Inneren der Domkirche wieder aufgehängt.

Auch die Gesamtrestaurierung der Wallfahrtskirche Frauenkirchen war im Jahre 1960 nahezu beendet. Abschlußarbeiten galten dem Chorgestühl auf der Orgelempore, dessen reizvolle landschaftlichen Hintergründe auf den Darstellungen der Franziskuslegende nunmehr schön zur Geltung kommen, sowie der Orgel selbst, die marmoriert wurde. Für die nächste Zukunft geplant ist die fachgemäße Instandsetzung zweier schöner barocker Sakristeikästen.

Die Innenrestaurierung der zweiten hochbedeutenden Wallfahrtskirche des Burgenlandes, der barocken Pfarrkirche in Loretto, wurde seit 1960 insbesondere durch die tatkräftige Initiative des damaligen Pfarrers Fennes vorangetrieben und inzwischen beendet. Hier stellte sich nicht nur die Aufgabe, den Innenraum neu zu färbein, sondern vor allem die sehönen Stuckdekorationen in den Seitenkapellen freizulegen, die Fresken in den Stuckfeldern zu restaurieren und eine ganze Reihe von Freskokartuschen innerhalb der Stuckrahmen von späteren Übermalungen zu befreien und dem Ganzen farbig einzugliedern. Die Seitenaltäre wurden Stück für Stück auf Glanz gebracht, teilweise neu marmoriert, die Ornamente vergoldet und die Altarbilder und Figuren restauriert.

Eine Restaurierungsaktion größeren Um-fanges bildete die Innenrestaurierung der .Pfarrkirche von Pinkafeld, deren Xnnen-raum eine neue Färbelung erhielt. Außerdem wurden sämtliche wertvollen Einrichtungsgegenstände und Altarbilder, darunter die schöne Orgel und eine lebensgroße Gruppe der Taufe Christi, durch das Restauratorenteam Kaspar und Pfaffenbichler sorgfältig restauriert.

Aus der großen Anzahl der Restaurierungen an anderen Pfarr- und Filialkirchen sollen nur einige besonders markante Beispiele herausgegriffen werden. Besonderes Augenmerk verdient die schöne Pfarrkirche von Kleinhöflein, deren umfangreiche Innenrestaurierung mit interessanten Ergebnissen abgeschlossen werden konnte. Nach der Restaurierung und Marmorierung des aufwendigen Hochaltars kam die schöne barocke Kanzel sowie der linke Seitenaltar an die Reihe. Hier gelang es, eine besonders schöne barocke Figur der Immaculata, die bisher im Eisenstädter Pfarrhof ein unbeachtetes Dasein geführt hatte, mit den alten barocken Altarelementen zu einer wirkungsvollen Einheit zu verschmelzen, nachdem die Figur in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes vorzüglich restauriert worden war.,

Die Restaurierung einer der schönsten gotischen Kirchen des Burgenlandes, nämlich der Fischerkirche in Rust, konnte in den letzten Jahren weitestgehend gefördert werden. Nach der Freilegung und Sicherung der Fresken im Inneren wurde ein Außenputz angebracht, bei dessen Herstellung versucht wurde, den originalen gotischen Eindruck einer lebendig und handwerklich einwandfrei ausgeführten Oberfläche wieder zu erreichen. Nach der Instandsetzung der Umgebung der Kirche, insbesondere der Wehrmauer, wurden im Inneren weitere Restaurierungsarbeiten vorgenommen, wovon die sorgfältige Freilegung der Fassung der spätgotischen Holzfigur der Immaculata sowie die Restaurierung eines Ölbildes mit der Darstellung des heiligen Dominikus zu erwähnen wären; das Ölbild entpuppte sich als Werk von Stefan Dorfmeister.

Besondere Aufmerksamkeit schenkte die Denkmalbehörde der Gesamtrestaurierung der Wallfahrtskirche in Rattersdorf. Nach der Herstellung des Außenputzes sowie anderer dringender Arbeiten konnte mit der Innen-färbelung und der sorgfältigen Restaurierung der Einrichtung ein hervorragender Raumeindruck wiedergewonnen werden.

Ein romanisches Kunstdenkmal, das zwar klein, aber architektonisch von großer Bedeutung ist, die St.-Jakobs-Kirche auf dem Friedhof in Güssing, die alte Pfarrkirche des Ortes, wurde innen und außen so instand gesetzt, daß auch hier mit Hilfe der Oberfläche und der Farbe des Putzes der ursprüngliche Eindruck des Baudenkmales wieder erreicht wurde. Über dem Triumphbogen kam ein romanisches Ornamentband zum Vorschein, das sorgfältig restauriert wurde. Bei der Gesamtrestaurierung der Pfarrkirche in Parndorf, deren barocker Teil einen Entwurf des Architekten Lukas von Hildebrand zur Vorlage hat, wurde der verbaute Raum im Unterteil des Turmes freigelegt, zum Teil der originale Wandputz erhalten, ein Plattenboden gelegt und auf diese Weise eine Täuf-kapelle geschaffen, deren eindrucksvolle Erscheinung durch die Wucht der romanischen Wände und Mauern gesteigert wird. Andere romanische Kirchen oder romanische Bauteile wurden restauriert in Neudorf bei Parndorf, Pama, Willersdorf und Oberpetersdorf; die alte romanische, ursprünglich katholische Kirche von Goberling, in deren Apsis eine Majestas Domini freigelegt wurde, dient heute der evangelischen Gemeinde als Kirchenraum. Eine bedeutende Aufgabe stellte die Gesamtinstandsetzung der Wallfahrtskirche Maria Weinberg bei Gaas, die eine schmucke Außenerscheinung erhielt und deren Innenraum nach der Färbelung der Wände und Gewölbekappen, sowie der Reinigung der Rippen einen großartigen Eindruck vermittelt.

Ein denkmalpf legerisch schwieriges Problem stellte die 1960 bereits im Gang befindliche Erweiterung der Pfarrkirche in St. Margarethen, deren spätgotischer Teil von 1519 zum breitgelagerten Vorraum für den neuen Teil der Kirche adaptiert wurde. Bei dieser Gelegenheit mußte eine in die romanische Zeit zurückgehende Brachsteinmauer vollständig abgetragen werden, deren steingerechte Aufnahme allerdings als Dokumentation für baugeschichtliche Forschungen festgehalten wurde. Andere Arbeiten dieser Art galten einer romanisch-gotischen Mauer über der sogenannten Familienkapelle der Domkirche in Eisenstadt, außerdem der möglicherweise karolingischen Kirchenruine von „Königsbrunn bei Bruckneudorf sowie einen Keller auf dem Schlößlberg von Mogersdorf, der„?¥!<: Grangje der Zi#er*i?nser ..gehört“, haben dürfte, ferner einer sehr reizvolle^ Wegkapelle des heiligen Nepomuk von 1745 am Ortsausgang von Neudörfl.

Besondere Obsorge widmete die Denkmalbehörde der Erhaltung von wertvollen Altären, in der Hauptsache aus der Barockzeit, die ja im Zuge der Erneuerungstendenzen hie und da gefährdet erscheinen. Prachtvolle Zeugnisse der heimischen Steinmetzkultur sind die monumentalen Steinaltäre der Pfarrkirche in Kaisersteinbruch, die Bildhauer Roubik restaurierte, wobei eine hölzerne Kreuzigungsgruppe, welche die Gefährdungen der Kriegszeit überstanden hatte, in vorzüglich restauriertem Zustand wieder aufgestellt werden konnte. Ein Glanzstück der neuen Kirche in Markt Allhau ist der vorzüglich restaurierte barocke Hochaltar. Einen überaus sehenswerten Eindruck macht der Innenraum der Kirche in Klostermarienberg nach der geglückten Gesamtrestaurierang. Nicht vergessen sollen werden die vorzüglich restaurierten Innenräume der Rosalienkapelle in Neustift, der Pfarrkirchen von Bernstein, Eberau, Frankenau, Mannersdorf a. d. Rabnitz, Rechnitz und Unterloisdorf. Die Kirche der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt erhielt bei der Fassadenerneuerung ihren ursprünglichen barocken Turmhelm wieder. Als gelungen darf auch die Instandsetzung der Turmfassade der Wallfahrtskirche in Stotzing bezeichnet werden. Mit der Instandsetzung der Schloßkapelle auf der Burg Güssing wurde begonnen.

Aus der Reihe der Etazelkunstwerke, die vor dem Verfall gerettet und restauriert werden konnten, seien genannt: das Hochaltarbild der Pfarrkirche von Zurndorf, nach einem Vorbild F. A. Maulpertsch' von einem seiner Schüler gemalt; das frühere Hochaltarbild in Unterfrauenhaid von F. Sigris, die Pietä in der Pfarrkirche von Mogersdorf. Die Kapelle auf dem Schlößlberg wurde von Architekt Ottokar Uhl zu einem modernen Kirchenbau adaptiert und erhielt als bedeutendes Altarwerk den Marienaltar von Herbert Böckl. Auf die Zahl restaurierter Bildstöcke und anderer kleiner Denkmäler sei nur hingewiesen. Ferner ist noch die Erweiterung der Pfarrkirche in Unterpetersdorf zu erwähnen. In gemeinsamer Anstrengung aller öffentlichen und kirchlichen Stellen konnte ein bedeutendes Unternehmen vorangetrieben werden: Die Freilegung der Wehrmauer von Marz, wodurch die Pfarrkirche hervorragend in Erscheinung treten wird.

Zusammenfassend darf gesagt werden, daß durch das glückliche Zusammenwirken der beteiligten Stellen, sowohl des Diözesanbauamtes als auch der Kulturabteilung der Landesregierung, die kirchliche Denkmalpflege im Burgenland in den letzten fünf Jahren auf sehenswert Leistungen zurückblicken kann.

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