6967770-1985_19_14.jpg
Digital In Arbeit

Ein Hilferuf aus Friesach

19451960198020002020

Die Renovierung der aus dem Jahr 1256 stammenden Kirche mußte mangels Geld abgebrochen werden - eine Spendenaktion könnte das Werk zu einem glücklichen Ende führen.

19451960198020002020

Die Renovierung der aus dem Jahr 1256 stammenden Kirche mußte mangels Geld abgebrochen werden - eine Spendenaktion könnte das Werk zu einem glücklichen Ende führen.

Werbung
Werbung
Werbung

Noch ist die Arbeit nicht getan. Hilfe tut not.

Vor dem völligen Verfall gerettet werden konnte vorläufig die dem Hl. Nikolaus geweihte, älteste Dominikanerkirche des deutschen Sprach- und Kulturraumes in Friesach. Trockengelegt ist das durch Grundwasser, ein schadhaftes Dach und das Friauler Erdbeben rissig und feucht gewordene Mauerwerk, verlegt sind neue Elektroinstallationen, und ausgemalt wurden durch den Restaurator Walter Campidell das Haupt-, Süd- und Nordschiff. Mit den Arbeiten im Hochchor wurde eben begonnen.

Wie allerdings die noch anfallenden Kosten bezahlt werden sollen, ist offen. Denn veranschlagt wurde die vollständige Renovierung und Restaurierung mit viereinhalb Millionen Schilling. Das Haus selbst gab unter dem 1983 zum Prior ernannten Pater Jordan M. Gebhard OP bislang 1,800.000 Schilling zur Abdek-kung der vordringlichsten Schäden aus, der Bischof von Kärnten spendete 320.000 Schilling. Das Denkmalamt zahlte für die unter Denkmalschutz stehende Kirche 100.000 Schilling und die Stadt Friesach 30.000 Schilling. Aus einer Spendenaktion liefen 280.000 Schilling ein. Dazu kommen noch verschieden hohe Zuschüsse von den Ordensprovinzen in Österreich (Wien, Graz und Retz) und Süddeutschland (München und Augsburg). Etwa zwei Millionen Schilling werden noch benötigt.

Die letzte Gesamtfenovierung von Kirche und Kloster fand in den Jahren 1882 und 1890 statt Schließlich wollte der Orden damals wie heute dieses gotische Juwel der ältesten und über Jahrhunderte auch größten Stadt Kärntens - sie erscheint auf mittelalterlichen Stichen wie ein verkleinertes Abbild des vorbarok-ken Salzburgs - weder verkaufen, noch aufgeben.

Mit dem Bau der dreischiffigen Ordenskirche, die alle drei Zerstörungen und dreizehn Großbrände der Stadt überdauert hat, war um 1251 begonnen worden: 34 Jahre nachdem die Niederlassung des Dominikanerordens in Friesach urkundlich erwähnt wird.

Dabei handelt es sich nicht um irgendeine gewöhnliche Niederlassung des 1215 vom Heiligen Dominikus zur Ausbreitung und Verteidigung des Glaubens gegründeten und durch Papst Hono-rius III. bestätigten Prediger- und Bettlerordens, der bald zu höchstem Ansehen gelangen und Gelehrte und Prediger hervorbringen sollte wie Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Meister Eckhart, Johannes Tauler und Thomas Cajetanus. Es ist das erste Dominikanerkloster im deutschsprachigen Raum überhaupt.

Wie aus zeitgenössischen Quellen hervorgeht, war die Ordensgemeinschaft zunächst unter dem Rotturm untergebracht: einer Befestigungsanlage der durch Wehrmauern geschützten Stadt, die von 860 bis 1803 dem Erzbistum Salzburg gehörte. Dort, beim Rotturm im sogenannten Sack, begannen die ersten Patres nach Ankunft des Heiligen Hyazinth von Krakau mit der Errichtung eines Klosters und dem Bau einer einschiffigen, kreuzgewölbten Kirche, in der sich 1238 während einer Meßfeier das Wunder des Heiligen Blutes ereignet haben soll. Seither wird dieses Gotteshaus Heiligblutkirche genannt.

1252 erwarben die Dominikaner außerhalb der Stadtmauer nahe dem Neumarkter Tor ein Grundstück und erbauten ein neues Konventsgebäude. Das zwischen 1256 und 1268 vollendete Langhaus der Konventskirche erinnerte mit seiner ursprünglich flachen Holzdecke, die 1673 ein Opfer der Flammen werden sollte, an die umbrisch-toskanischen Saalkirchen und damit an die Mutterklöster des Ordens in Italien. Ganz der Gotik verhaftet ist die breite Spitzbogenarchitektur über mächtigen Pfeilern. Der 1300 geweihte Langchor und die Sakri-steikapelle (1320) weisen Kreuzrippengewölbe auf und sind im Gegensatz zu den schlichten Spitzbogenfenstern der Seitenschiffe mit Maßwerkfenstern ausgestattet. In den Jahren zwischen 1280 und 1290 entstanden, gelten die bemalten Glasfenster als die ältesten der Epoche und sind unter dem Titel „erste Architekturscheiben Österreichs in die Kunstgeschichte eingegangen. Seit 1838 schmücken sie allerdings die Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus.

In ihrem Inneren birgt die Dominikanerkirche, die trotz späterer Anbauten (der 1509 von Balthasar Thanhausen gestifteten Dominikuskapelle am südlichen Seitenschiff und die Einwölbung des Langhauses mit einem Kreuzgratgewölbe im Jahr 1690) zu den reifsten gotischen Bauwerken Österreichs zählt, eine Reihe erstrangiger Kunstschätze. Darunter die überlebensgroße, aus zahlreichen Publikationen bekannte „Friesacher Madonna”, eine frühgotische Sandsteinskulptur, die 1320 der Salzburger Weihbischof,

Gotische Kunstschätze ein ehemaliger Konventuale, anläßlich der Weihe des Hochchores gestiftet hat. Von nicht geringerer Schönheit ist das Astkreuz vom Anfang des 14. Jahrhunderts, ein Werk eines wahrscheinlich salzburgischen Meisters. Seit der Profanierung der Johanneskirche in der Neumarkter Vorstadt (1828) befindet sich auch der spätgotische Johannesaltar in der Ordenskirche, in einem Gotteshaus, das Zeugnis ablegt für die Höhen und Tiefen einer Ordensgemeinschaft.

(Spenden sind zu richten an das Kuratorium zur Rettung der Dominikanerkirche Friesach A-8530 Deutschlandsberg, Norbert-Ehrlich Siedlung 129, beziehungsweise an die Volksbank Deutschlandsberg (BLZ 40650) Konto: 352 125 90001, an die Volksbank Friesach (BLZ 42 640) Konto: 300 620 200 00 oder an das Postscheckamt München, Postscheckkonto 251 496-805.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung