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Hans Valkenauer

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Zu den bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten der österreichischen Spätgotik, der auch dem Kunstkreise Kaiser /Maximilians I. und des Erzbisdiofs Leonhard von Keut-schach angehörte, zählt der Sdiöpfer zahlreicher Grabdenkmale Hans Valkenauer. Bedingt durdi den Reichtum vorzüglicher Marmorarten in der Umgebung Salzburgs, entwickelte sich daselbst die Steinbildhauerei “und fand sowohl bei den zahlreichen Bauten der Salzachstadt, insbesondere aber in der Grabmalplastik, weitestgehende Beschäftigung. So entstanden eine Anzahl von Bildhauerwerkstätten, und die Bürgerbüdier der Stadt Salzburg führen auch eine Reihe von Bildhauern an, die als Bürger aufgenommen wurden, so unter anderen audi 1479 Valkenauer. Woher der Meister kam, ist trotz der Bemühungen Halms nicht klärbar, ebenso, wer sein Lehrer war. Halm, der tiefst-schürfende Forsdier der süddeutsch-bayrischen Plastik, nimmt Hans Eybenstock* an, der einer der führenden Meister der spät-gotisdien Plastik in den Alpenländern war. Von ihm stammen der figurale Grabstein für den Seckauer Bischof Georg Ueberacker in Seckau sowie der herrlidie Doppelgrab-stein für die Gurker Bischöfe Sonnenburg und Sdiallermann in der Kollegiatkirche zu Straßburg und der Wappenstein für den einstigen salzburgischen Pfleger Erhart Ueberacker in Friesach. .

Neben den alternden Meister trat nun der junge, der sich im Laufe der Jahre zum angesehensten Plastiker emporarbeitete, der seinem geistlichen Görmer das herrliche Grabmal auf der Hohensalzburg schuf und von Kaiser Maximilian I. aufgefordert wurde, für die Habsburgergräber im Dome zu Speyer ein mäditiges Ehrenmal zu errichten. Doch teilte letzteres das Schicksal so vieler Pläne des Kaisers, daß es über die Anfänge nicht hinauskam und so ein Torso blieb.

Als das früheste Werk Valkenauers gilt das Relief des Lukas Lamprechtshauser, in der Dominikanerkirche zu Regensburg, dem gegen Ende der achtziger Jahre das zarte des Mardis von Nußdorf und der Spornella von Säben folgte, bei welchen der Stil Valkenauers sich schon deutlidi zu erkennen gibt. Das hübsdie Relief befindet sich in Laufen am Inn und stellt unter sich kreuzendem Segmentbogen Maria mit dem Kinde dar. Halm führt nun als nächstes das Bildnisepitaph für Bisdiof Mauerkircher an. Demgegenüber aber glaube ich, als Zwischenglied das figurale Grabmal des salzburgischen Ritters Balthasar von Weißpriach, der auch in Kärnten reich begütert war, einfügen zu können. Die symmetrische Anordnung der geharnischten Gestalt mit den gespreizten Füßen sowie die Haltung der rechten Hand mit der Rennfahne weisen auf den Grabstein für den Grafen von St. Georgen und Pösing in St. Georgen bei Preßburg hin, eine Arbeit, die Eybenstock zugeschrieben wird. Der schöne rotmarmorne Grabstein befindet sich in der an Grabdenkmälern reichen Sankt-Jakobs-Kirche zu Villach. Dem Weißpriach-Steine folgte jener des Bischofs Mauerkircher in Braunau und bald darauf das Relief des heiligen Rupertus am Tor der Hohenstock-kaserne in Salzburg.

Valkenauers Ruf drang inzwischen auch nach Nürnberg, von wo aus der Meister den Auftrag erhielt, für den Kaufherrn Kunz Horn und dessen Gattin ein Relief für die Lorenzkirche herzustellen. Nach dieser Arbeit schuf der Meister drei Rittergrabsteine: für den Rat ,Kaiser Maximilians I.

Hans Plerzheimer in Aussee, Wolfgang Pa-nidiner in Kudil sowie jenen des salzburgi-schen Vizedoms in Friesach, Balthasar von Thannhausen, eines der vorzüglichsten Rittergrabmäler der Spätgotik. Dieser Gruppe reihe ich nodi das Hochgrab des Christoph Ungnad in der einstigen Stiftskirche zu Eberndorf in Kärnten an, in welchem Stifte einst Leonhard von Keutsdiach als Sdiaffer tätig war. Zwischen diesen im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts entstandenen Arbeiten schuf Valkenauer das herrlidie Grabmal für seinen geistlichen Förderer, das heute die Außenwand der Kapelle auf der Hohensalzburg ziert.

Gleidisam mit seherisdiem Blick schaut Erzbischof Leonhard über sein geistliches Reich auf Erden, und die Sage erzählt, daß er sich in einer Vision selbst sdiaute. Segnend erhebt er die Redite und die Legende am Grabmale schreibt audi: „Hie gibt Erz-bischove Leonhart zv Zalczbvrg geborn von Kevtschach den segen vber des Stifits S'alczbvrg laneft 1515.“ Für sein Gesdileeht aber ließ er am Dome zu Maria-Saal, in dessen Nähe Schloß Tanzenberg liegt, das er für seine Brüder erwarb, das prächtige Epitaph, eine Marienkrönung zeigend, herstellen. Es steht an der südlichen Außenwand und fesselt sogleich jeden Besucher des altehrwürdigen Domes Seine nächste Sdiöp-fung war wieder für einen Freund des Kaisers: für den Rat Wolf gang von Polheim und dessen Gattin Anna von Borselle und befindet sich in der Paulanerkirche zu Talheim, eine der feinstempfundenen Grabmalplastiken dieser Zeit.

Inzwisdien war Valkenauers Ruf selbst zu Maximilian I. gedrungen, der nun eine seiner Lieblingsideen in Stein verwirklicht sehen wollte. Er, der in kiinstlerisdien Dingen sehr großzügig dachte, wollte für die Ahnen seines Hauses ein monumentales Ehrenmahl für den Dom zu Speyer errichten und trat deshalb mit Valkenauer in Unterhandlung. Arn 5. Februar 1514 schloß der Kaiser mit dem Bildhauer den Vertrag ab; wobei sich Maximilian auf das Keut-schadier-Grabdenkmal auf der Veste Hohensalzburg berief, das er ein „köstlich Grab“ nannte, worunter wir heute kostbar, wertvoll, verstehen. Leider ist dieses Werk nie-m .Ls zustandegekommen; auch bei diesem Werke lag, wie so bei vielen, die der Kaiser begann, die Tragik maximilianeisclier Ideen, so daß vom Ganzen nur ein Torso blieb, Einzelstüdce, die man durch glückliche Zufälle in Salzburg und dessen Umgebung fand. Die kunstgesd-iichtl'che Forschung hatte sie als Bruchstücke des Ehrenmales erkannt, und von diesen ging dann die weitere Valkenauer-Forschung aus, die vor allem von Philipp Maria Halm betrieben wurde. Ihm ist es zu verdanken, daß er einen der bedeutendsten Künstler der österreichischen Spätgotik entdeckte und so einen wertvollen Beitrag zur Kenntnis dieser Zeit vermittelte.

Gerade dieses Zeitalter Maximilians I, und seines getreuen Paladins Erzbischo; Leonhard, die österreichische Spätgotik und Frührenaissance, die Jahrzehnte um die Jahrhundertwende, sind eines der . färben reichsten und interessantesten Kapitel der österreichischen Kunst- und Kulturgeschichte, dessen Durcharbeitung auf geistes- wie kunstwissenschaftlichem Gebiete eine der dankbarsten Aufgaben künftiger Forschung sein würde. Dieses Zeitalter ist allerdings keine spezifisch österreichische Erscheinung, sondern eine allgemein-europäische, aber wie uns Huizinga tut den Nordwesten das wunderschöne Buch vom „Herbst des Mittelalters“ schenkte, so wäre es dankbare Aufgabe, ein solches für den Südosten in Angriff zu nehmen.

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