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Hinter Klostermauern...

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Das 1140 gegründete Chorherrenstift Seckau in der Steiermark, seit dem 13. Jahrhundert auch Sitz eines Bischofs, aufgelöst von Josef IL, neu besiedelt durch die Beuroner Benediktiner im Jahre 1883, besitzt derzeit innerhalb seiner Kommunität auch einen ausgezeichneten Geschichtswissenschaftler und Kunsthistoriker. Es ist P. Benno Roth, der seit Jahren unermüdlich tätig ist in der Erforschung sowohl der historischen wie auch der kunsthistorischen Vergangenheit seines Klosters. Nun legt P. Roth für die vielen Freunde Seckaus, für die vielen Besucher, die dieses Kloster alljährlich „visitieren“, zwei kleine, treffliche Darstellungen vor, die auf kleinstem Raum die Quintessenz seiner Forschungen wiedergeben. Ausgezeichnete Bilder ergänzen diese Rückblicke in die Vergangenheit Seckaus, das an Hand dieser Bücher oder gar unter der kundigen Führung des Autors zu erleben nur jedermann angeraten werden kann.

DAS CHORHERRENSTIFT VORAU. Von Pius Fank. Im Kommissionsverlag Styria, Graz. 330 Seiten, 66 Abbildungen. Preis 56 S. _

In drei Jahren, 1963, kann das steirische Chorherrenstift Vorau sein 800jähriges Bestandsjubiläum feiern. Von den zahlreichen Chorherrenstiften, die es in der grünen Mark gab — erwähnt seien nur Stainz, Pöllau, Seckau, Rottenmann —, ist es das einzige, das bis heute sich erhalten und alle Katastrophen überdauern konnte. (Die letzten zwei großen Katastrophen waren die Aufhebung des Konvents durch die NS-Machthaber und die | Zerstörung der Baulichkeiten durch die Kriegsfurie im April und Mai 1945.) Im Gegenteil, nach allen überstandenen Gefahren erhob es sich zu neuer innerer und äußerer Blüte und bildete immer wieder ein Zentrum katholischer Geistigkeit, Frömmigkeit und Kultur an der östlichen Grenze der Steiermark.

Pius Fank, Chorherr von Vorau, bekannt auch als Pädagoge, als Erzieher, als hervorragender Kenner augustinischen Lebens, zeichnet in schönen, herben Bildern die bewegte Geschichte seines Klosters, das aus der Geistesgeschichte der grünen Mark nicht weggedacht werden kann.

DIE GESCHICHTE DES KOLLEGIATSTIFTES MARIA-WÖRTH. Von Franz Pagitz. Mit einem Beitrag „Zur Kunst in Maria-Wörth“ von Richard Milesi. Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten, 1960. 216 Seiten, 17 Abbildungen.

Welcher Besucher des Wörther Sees vergißt je den Anblick der schönen Halbinsel Maria-Wörth mit ihren zwei Kirchen? Wer von diesen Besuchern fragt sich aber, warum dieses kleine Eiland zwei Kirchen besitzt? Die Antwort auf diese kaum gestellte Frage gibt die Abhandlung von Pagitz, die dankenswerterweise auf Grund der Unterstützung des Kärntner Geschichtsvereines erscheinen konnte. Die eine der beiden Kirchen war das Gotteshaus des Kol-legiatkapitels zu Maria-Wörth, das im 10. Jahrhundert von einem Bischof von Freising, welcher Diözese das Gebiet von Maria-Wörth gehörte, gegründet und dann von Otto von Freising, Sohn Markgraf Leopolds des Heiligen, erstem Abt von Heiligenkreuz, bedeutendstem Geschichtsschreiber des Mittelalters, reformiert worden war. Die zweite Kirche war die Pfarrkirche, die ein Kanoniker von Maria-Wörth als Pfarrer verwaltete. 1528 wurde das Kollegiatsstift dem St.-Georgs-Ritter-Orden inkorporiert, und damit endete seine Geschichte als selbständiges Stift. Geblieben sind bis in unsere Zeit herauf zwei schöne Kirchen, die das Entzücken aller Besucher des Wörrher Sees finden ...

MUTTER MARIA BARBARA LERCHENFELD. Ein

Lebensbild. Von Josephine Gräfin Lerchenfeld. Verlag Preßvereinsdruckerei St. Pölten. 270 Seiten, 11 Abbildungen.

„Mutter der Armen, Mutter der Kranken“ wurde sie genannt. „Sie“ war eine geborene Gräfin Lerchenfeld-Köfering, die 1897 in Versailles in die Kongregation der Armenseelenschwestern eintrat und in Frankreich und Österreich bis zu ihrem Tode im Mai 1945 unermüdlich tätig war, den geistig und körperlich Armen eine gute Mutter zu sein. Das ist alles, was von ihr zu berichten ist. Alles? Ist es nicht unendlich viel, in unserer Zeit, die so sehr nach Müttern ruft, allen jenen, die eine entbehren müssen, die Mutter zu ersetzen? So kann ein Leben, das äußerlich von großen historischen Taten „frei“ ist, dennoch nur zu oft ein wahrhaft großes Leben sein. Alle die vielen, denen Mutter Barbara je geholfen, werden gerne zu diesem Buche greifen, das ihnen erlaubt, die Erinnerung an ihre große Wohltäterin aufzufrischen.

BÖHMERWALDSOHN UND BISCHOF VON PHILADELPHIA. Johann Nepomuk Neumann CSsR. Von Augustin R e i m a n n CSsR Sudetendeutsches Priesterwerk, Königstein 1960. 103 Seiten, 23 Abbildungen.

Die Sudetendeutschen sind ein zäher, intelligenter und unendlich fleißiger Menschenschlag. Sind sie auch noch Katholiken, so verbringen sie wahre Wunderwerke für ihre Kirche. Das kann man wieder an Johann Nepomuk Neumann ersehen, dessen Lebensbild sein Ordensbruder Reimann mit viel Liebe darstellt. Neumann wurde 1811 in Prachatitz geboren, studierte in Budweis und Prag, ging noch während der Studien als Missionär nach Amerika, erhielt dort die Priesterweihe, wurde Redemptorist, nicht nur dies, sondern auch Oberer dieser Kongregation in Nordamerika, schließlich gar Bischof von Philadelphia. 1860. als Neunundvierzigjähriger, erlosch sein Leben. Was nicht verwunderlich ist, denn Neumann war ein rastloser Seelsorger, ein unermüdlicher Hirt seiner Herde, der seine angeborenen Talente verbrennen ließ für das Werden des Reiches Gottes in Amerika. Neumann gehörte zu jenen Pionieren des Katholizismus in Amerika, die ihre Kirche aus einem hoffnungslosen Diasporadasein zu ihrer jetzigen imponierenden Größe emporführten. So bietet das Buch von P. Reimann nicht nur eine gute Biographie von Neumann, sondern gibt auch ein sehr anschauliches Bild über die Frühzeit des Katholizismus in den Staaten. Sehr gutes Bildmaterial ewänzt„d,e Jjjss:q, Pwstfdtu. Das kleinen Wenks, ist ein richtiges Denkmal für den schlichten Böhmer-wajdsohn, das seine .Jäten, für kommende Generationen festhält.

DDr. Willy Lorenz

ANFECHTUNG UND TROST. Von Ignace L e p p. Verlag Styria, Graz 1959. 268 Seiten.

In guter Übersetzung werden uns hier die „Bekenntnisse eines Bekehrten“ vorgelegt, der sich vom Kommunismus zum katholischen Priestertum durchgerungen hat. Man könnte das Buch eine vom persönlich Erlebten her geschriebene christliche Apologetik nennen, die darum auch von persönlicher Enge nicht ganz freigeblieben ist. Dabei schlägt immer wieder das gewollte, vielleicht sogar etwas gesuchte Bemühen des Autors durch, christliche Männlichkeit mit Demut zu verbinden. Manchmal möchte man ein Fragezeichen machen, nicht weil es falsch ist, sondern weil nicht das Tiefste gesagt ist, das sich sagen ließe. Der Autor will den „Anfechtungen“, die er mit anderen, nicht in der katholischen Religion herangewachsenen und zur religiösen Überzeugung ausgereiften modernen Intellektuellen durchkämpfen mußte, gegenüberstellen, worin er dabei „Trost“ gefunden hat. Zuweilen zeigt sich auch bei Lepp, wie jeder etwas an sich trägt von dem, was ihn in der Jugend geformt hat. Es gelingt ihm darum nicht immer, sich von Einseitigkeiten freizuhalten. So müßte man bei Besprechung der christlichen Askese dem paulinischen „omnia possidentes et tamquam nihil habentes“ (2. Kor. 6, 10) zur Ergänzung gegenüberstellen das „nolite conformari huic saeculo“ (Rom. 12, 2). Alles in allem ein Buch zum Denken und zum Schenken für reife Leser, die einen Weg vom Schein zum Sein, vom Idol zum Ideal, vom Götzen zu Gott suchen.

Piks Fank, Can. reg., Stift Vorau

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