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Venedigs Werden und Sein

19451960198020002020

Heinrich Decker: Venedig — Antlitz und Kunst der Stadt in 238 Lichtbildern gezeigt und textlich erläutert. Verlag Anton Schroll & Co., Wien. S 260.—

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Heinrich Decker: Venedig — Antlitz und Kunst der Stadt in 238 Lichtbildern gezeigt und textlich erläutert. Verlag Anton Schroll & Co., Wien. S 260.—

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Venedig-Bücher in Abundanz. Aber das vorliegende ist doch eine Sonderheit, unterschieden von anderen schon durch seinen einleitenden stadtgeschichtlichen Abriß, den wissenschaftlicher Ernst und Schönheit der Sprache auszeichnen. Der Leser folgt dem Werden der Großstadt in den Lagunen von ihren Anfängen, von der' Zeit an, wo von den Alpen herabfegende Völkerstürme die friedlichen Siedler der friaulischen Ebene und ihres Umlandes hinaus in die schützende Kleininselwelt der Lagunen drängten. Schon in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts schaffen sich Flüchtlinge vom Festland auf dem Laguneneiland Torcello, geführt von ihrem Bischof Maurus, planmäßig eine neue Heimat, einen kleinen Stadt-Staat, die „Civitas Torcellana“; im gleichen Jahrhundert, vierzig Jahre später, wird das erste Fundament für das künftige Venedig gelegt, als Siedler von der Lagune Rialto auf der nahen Insel Olivolo, die gegen die stets drohende Feindgefahr primitiv befestigt worden ist, die Errichtung eines Bistums sichern können, das in dem Lagunen-

raum um Rialto eine kirchenrechtliche Gemeinschaft bildet und staatsrechtlichen Inhalt empfängt, als ein Menschenalter später durch den zwischen dem fränkischen und oströmischen Reiche geschlossenen Frieden die vene- zische Lagunenwelt dem letzteren zugeteilt wird und der Doge dieses republikanischen Siedlerbundes der Inselgemeinschaft Rialto als seinen Sitz erwählt. Noch bedarf dieses Zentrum des sakralen Palladiums, das ihm 824 zuteil wird, als sich venezianische Kaufleute in einem verwegenen Handstreich in Alexandrien der Reliquien des hl. Markus bemächtigen und sie in die Heimat bringen. Wie dann die Inselstadt an der Westgrenze des byzantinischen Reiches aus einem unerhört wechselnden politischen und kriegerischen Geschehen emporsteigt zu ihrer Herrlichkeit, einer Höchstleistung christlich-weltlicher Kultur, könnte in solcher gedrängter Fassung nicht fesselnder dargestellt werden.

An der reichen Bebilderung des Werkes ist besonders zu schätzen, daß sie an verschiedenen Stellen den herkömmlichen Trott verläßt und Stätten weist, auf die der nichthistorisch geschulte Besucher Venedigs kaum aufmerksam wird. So auch, wenn sie nach der idyllischen Insel San Lazzaro führt, dem europäischen Hauptsitz des armenischen Mechitaristenordens. Acht Bilder, ausgezeichnet gewählt, sind Torcello gewidmet, der vereinsamten kleinen Inselgemeinde, die niemand vergessen wird, der je den feierlichen Emst ihrer Schönheit empfunden hat. Selten gezeigt sind Aufnahmen von San Michele in Isola, aus der Ca’ d'Oro und Ca' Rezzonico. Einzelne Fehlstellungen stören. Die Tafel 213 zeigt zum Beispiel ein Himmelbett aus dem Palazzo Labia und läßt diesem Interieur erst acht Bilder von anderen Palazzi und aus Kirchen folgen, bevor die Aufnahmen wieder zum Palazzo Labia mit einigen Freskowiedergaben zurückkehren. Das ist nicht ein einzelner Fall. Ernster zu nehmen sind technische Bildverstellungen, wie die Schau in das Querschiff von Santa Maria Gloriosa, die in der so bekannten Kirche dei Frari den Hauptaltar erkennbar auf die falsche Seite weist (114); ebenso verstellt ist 190, in dem alle Statuen der Kuppelvaluten von Santa Maria della Salute aus dem Zentrum weggerichtet erscheinen. Einige alltägliche Veduten vom Markusplatz wären in dieser sonst so vorzüglichen Auswahl gewiß leicht durch andere zu ersetzen gewesen; sie fallen aus dem Gesamttypus des Werkes heraus. Auch 199, die nicht.leicht enträtselbare Maske vom Campanile von San Bartolomeo. Diese, wenn auch nicht zahlreichen Schönheitsfehler, möchte man um so lieber missen, als die Bebilderung dieses in vollendeter Drucktechnik hergestellten Werkes, im ganzen gesehen, eine wahre Pracht aus virtuoser Hand entfaltet.

Die Beziehungen des Stiftes Lambach zu Burgenland. Burgenländische Forschungen. Herausgegeben vom Landesarchiv und Landesmuseum, Heft 19. Von Josef Rittsteuer. Eisenstadt 1952. 75 Seiten.

Die Söhne St. Benedikts gelangten am

24. Oktober 1692 durch den Fürsten Paul Esterhazy in den Besitz der Pfarre Klein-

Der heutigen Auflage liegt ein Prospekt des Verlages Rupertuswerk, St. Peter, Salzburg, bei.

Girardi ist tot. Gestorben am 2 0. April 19 18, am Geburtstage des schrecklichen Vereinfachers, der den bunten Glanz Alt-Wiens aus ganzer Seele haßte ... Ihm wurde jene Ehre zuteil, die die Geschichte Menschen zukommen läßt, die für eine Zeit repräsentativ sind: ihre Geburts -und Sterbejahre fallen mit deren Angelpunkten zusammen. — Rudolf Holzer, dessen .„Ferdinand Sauter die letzte neue Rolle Girardis war, hat ihm und seiner Zeit nun dies Denkmal gesetzt.

Dr. Friedrich Heer Frauenhaid, eine der ältesten Pfarren Bürgenlands. 50 Jahre lang versahen die Mönche vom Stift Lambach (Oberösterreich) die Seelsorge an der Wallfahrtskirche „Unserer Lieben Frau auf der Straßen", die die Errichtung eines Stiftes daselbst planten. Aber sie vermochten im Burgenland nicht recht Fuß zu fassen. Diese Pfarre stellte vielmehr eine wirtschaftliche Belastung für das Stift dar. Trotz eifriger Seelsorger war es den Benediktinern nicht gelungen, auch nur einen einzigen Nachwuchs für Lambach zu gewinnen. Nachdem 1743 vertraglich zwischen dem Patronatsherrn A. Esterhazy und dem Abt Florentius von Lambach einem Weltpriester die Seelsorge anvertraut wurde, verzichtete 1781 das Stift schließlich auf alle Rechte. Der Verfasser hat mit der Aufhellung der wechselvollen Geschichte dieses Marienheiligtums einen wesentlichen Beitrag für die' Kirchengeschichte Burgenlands geleistet.

P. Dr. Benno Roth O. S. B„ Seckau

Drei kleine Hunde. Von Erwin H. Rainalter. Paul-Zsolnay-Verlag, Wien. 139 Seiten.

Die weitverzweigte und nuancenreiche Tierliteratur, der wir schriftstellerische Meisterwerke verdanken, offenbart immer wieder die Intensität der Beziehungen zwischen dem Menschen und der seinen Lebensbereich teilenden Tierwelt. Sie erfordert Anschaulichkeit der Darstellung, über die auch der Autor des vorliegenden Erzählungstendes verfügt. Und eine gewisse .„maze" der Tonlage, die hier nicht immer gewahrt bleibt: „Aus der Freude, die wir eben noch gefühlt, wuchs eine grauenhafte Bängnis empor und ließ uns die Herzen gefrieren... Die Welt schien uns zu wanken, ich hielt mich an dem kalten, blechbeschlagenen Operationstisch fest..." Es handelt sich hier um die Behandlung eines schwer erkrankten, dem Erzähler besonders lieb gewordenen kleinen Spaniel. Der Rezensent gesteht, selbst sehr tierliebend zu sein, aber...

Carl Peez

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