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Salzburger Erzbischöfe im Bild

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Erinnerung an den Glanz der einstigen fürstlichen Haupt- und Residenzstadt Salzburg tauchen auf: 80 Bilder geistlicher Landesherren werden in dieser Sommersaison bis 17. Oktober im sogenannten „Langen Gang“ des Dommuseums (wo im vergangenen Jahr die Benedikt-Ausstellung zu sehen war) gezeigt; dieser Trakt des Erzstiftes St. Peter war bis 1805 ein Teil der Residenz und hatte die Gemäldegalerie der Fürsten beherbergt.

Keineswegs aber ist die Reihe der 89 Oberhirten Salzburgs dokumentiert. Denn spät erst wandte man sich in der abendländischen Malerei dem Individuum, der Einzelpersönlichkeit zu. Porträtwert ist den Darstellungen bis zur späten Gotik mithin keiner zuzuerkennen. Ausgewählt wurden deshalb die 17 geistlichen Regenten der Spätzeit des Hoch- und Erzstiftes, wobei jeder mit mehreren Porträts vertreten ist, die zudem aus verschiedenen Lebensabschnitten stammen. Es handelt sich um die Bildnisse der Erzbischöfe von Leonhard von Keutschach bis Hieronymus Graf Colloredo, grobgesprochen also um die drei Jahrhunderte zwischen 1500 und 1800.

Die Veranstalter halten sich zugute, daß damit „ein nie gezeigtes Stück Kunst- und Kulturgeschichte“ zutage tritt und zwar aus einer Epoche, die das

architektonische und das geistige Antlitz des „Deutschen Rom“ bis auf den heutigen Tag prägt.

Drei Gestalten auf dem Thron des Rupertus sind es vor allem, die aus der Geschichte allein schon höchstes Interesse für sich beanspruchen können: Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1519-1540), Wolf Dietrich von Raitenau (1587-1612) und Hieronymus Graf Colloredo (1772-1803; gest. 1812).

Lang, der hervorragende Diplomat, der als „Schlüsselfigur der Reichspolitik“ im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts angesehen wird, ist der dritte (von fünfen der hochstiftlichen Zeit), dem die Kardinalswürde zuerkannt wurde, und zwar wegen seiner hervorragenden diplomatischen Fähigkeiten und Verdienste. Lang spann allerorten seine Fäden. Eine bisher noch unveröffentlichte Miniatur aus Privatbesitz zeigt diese einmalige Persönlichkeit.

Wenn heute Hunderttausende nach Salzburg kommen, um die Stadt zu sehen, tun sie es wegen jenes architektonischen Antlitzes, das Wolf Dietrich von Raitenau in italienischer Manier Salzburg zunächst aufgenötigt hat. Der Bewunderer von des großen Architekten Fontanas stadtbaulicher Fertigkeit in Rom schuf den unerhört reizvollen

Kontrast der großzügigen Fürstenstadt mit weiten Plätzen und Straßen zu den engen Gassen und bescheideneren Plätzen der bürgerlichen Stadt.

Salzburgs Weltrang ist sein Verdienst. Das Verdienst, Salzburg aus den Wirren des 30jährigen Kriegs herausgehalten zu haben, den neuen Dom geweiht und die Universität gegründet zu haben, kommt (um auch das zu erwähnen) Paris Graf Lodron zu, der dabei als selbstloser und frommer Mann geschätzt wurde.

Der letzte Bischof in dieser im Museum präsentierten Reihe ist Hieronymus Franz de Paula Graf Colloredo, der den Salzburger Hof noch einmal (wiewohl er schon wußte, daß es mit der weltlichen Herrschaft der Erzbischöfe nicht mfcr lange dauern konnte) ins Gespräch brachte; als Zentrum der katholischen Aufklärung sprach man damals wieder von Salzburg, weil Colloredo führende Köpfe eben dieser Bewegung hierher gerufen hatte.

Den drei ausführlicher skizzierten Bischöfen standen (unter anderen) drei Porträtisten von Rang gegenüber: Johann Heinrich Schönfeld porträtierte den damaligen Domdekan (späteren Erzbischof und Kardinal) Guidobald Graf Thun. Johann Michael Rottmayr, aus dem Erzstift gebürtiger Barockmaler, verewigte seinen Brotherrn Johann Ernst Graf Thun. Leopold Anton Freiherr von Firmian - zurzeit in der Prote- stanten-Ausstellung im Schloß Goldegg im Zusammenhang mit der Vertreibung von mehr als 20.000 Anhängern Luthers historisch scharf ausgeleuchtet —wurde von Hofmaler Jakob Zanusi gemalt.

Diese Porträt-Ausstellung mit sehr vielen unbekannten, in der kunsthistorischen Literatur noch nicht behandelten Werken, zeigt an den Persönlichkeiten in Haltung und Umgebung, mit den Accessoires, den allmählichen Abstieg des weltlichen Fürstseins der Salzburger Oberhirten. Gleichzeitig aber sind diese Porträts Charakterstudien (von künstlerisch zwar schwankender Qualität), die bei längerem Dialog mit den Gemälden so manches aufdecken, wodurch eine Person und ihre Tätigkeit in vielem verständlicher wird.

Die Ausstellung, die am Rande mit Arbeiten des Kunsthandwerks und sogenannten Totenschilden der Erzbischöfe ergänzt und illustriert wird, kann eine Lehrschau für das Porträt im Lauf von drei Jahrhunderten sein. Zudem aber zeigt sie in den knappen Viten der Dargestellten im Ausstellungskatalog eine Periode reichen Geschehens und auch glücklichen Aufstiegs dieser Stadt.

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