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Aus Österreichs Schatzkammern

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KUNST AUS ÖSTERREICH - ROMANISCHE ZEIT. Von Hermann Fillitz. Herausgegeben von der Actien-Geiellschah der VSslauer Kammgarn-Fabrik, Bad Vöslau, 48 ganzseitige Abbildungen. - GOTIK IN ÖSTERREICH. Von Peter von Baldasi, Walther Bnchowiecki, Rupert Feuchtmüller, Wilhelm Mra-z e k. Forum-Verlag. Wien, 1961. 12 Seiten, 130 Bildtafeln, davon 24 in Farben. Preis 220 S. - MEISTERWERKE DER BAROCKMALEREI IM LANDESMUSEUM JOANNEUM-GRAZ. Eingeleitet und bearbeitet von Karl Woisetschliger. Anton-Schroll-Verlag, Wien, 1961. 100 Bildtafeln, davon 20 in Farben. Preis 180 S. — GLANZ DES EWIGEN. Sakrale Kunst in Österreich. Von Erich Widder. Oberösterreichischer Landesverlag. Linz, 1961. 60 Seiten Text, 154 Abbildungen, davon 14 in Farben. Preis 228 S.

Alljährlich versendet und verschenkt die Aktien-Gesellschaft der Vöslauer Kammgarn-Fabrik als Neujahrsgruß einen im Eigenverlag erscheinenden Kunstband, der der „Kunst aus Österreich“ gewidmet ist. Sie hat damit eine Möglichkeit des Mäzenatentums gefunden, die ihren Stund ausländischen Freunden die kulturellen Leistungen auf dem Gebiet der bildende Kunst in Österreich in ansprechendster Weise vor Augen führt und in würdiger Form für unser Land, seine verborgenen und offenkundigen Schönheiten zu werben weiß — eine Tat, die nicht genug begrüßt werden kann. Der vorliegende Band, von Dozent Hermann Fillitz prägnant eingeleitet und mit ausführlichen Bilderläuterungen versehen, ist der romanischen Kunst in Österreich gewidmet. Er zeigt in eindringlicher Weise die Spuren, die diese großartige Kunstepoche, deren geistige und künstlerische Bedeutung vor nicht allzu langer Zeit erst wieder entdeckt wurde, auf unserem Boden hinterließ und beschränkt sich dabei nicht darauf, auf schon Bekanntes hinzuweisen, sondern macht auch kaum oder selten Gesehenes sichtbar. Von den großformatigen, sorgfältig gedruckten Abbildungen seien besonders die des Tragaltares aus dem Stift Melk, die des Kruzifixes aus dem Tiroler Landesmuseum, der Fresken aus Pürgg, Stift Nonnberg und Gurk, des Scheibenkreuzes aus Kremsmünster, des Pastorales aus Admont, vom Tympanon des Riesentores zu Sankt Stephan und die Beispiele der Buchmalerei hervorgehoben. Mit ihnen rundet sich das Buch zu einer eindrucksvollen Dokumentation der künstlerischen Leistungen einer alten Kulturlandschaft und wird selbst zum Beispiel nobler und kulturbewußter Gesinnung.

Besonders schön in Gestaltung und Ausstattung repräsentiert sich der Band des Forum-Verlages über die „Gotik in Österreich“, eine der wenigen österreichischen Publikationen, in denen eine zeitgemäßere Aufmachung zum Durchbruch kommt. Hier vor allem findet man wenig bekanntes und neues Abbildungsmaterial, das, sorgfältig ausgewählt, den Reichtum Österreichs an der Kunst dieser Zeit, der sich bis in die kleinsten Bergdörfer hinein erstreckt, beweist. Bemerkenswert ist, daß auch das Bekannte unter neuen Blickwinkeln dargeboten wird und das Unbekannte zu wahren Entdeckungsreisen anzuregen vermag. Die eigentliche Leistung des Buches liegt darin, daß es in wohl-ausgewogener Balance die ganze Fülle gotischen Formenreichtums vor uns ausbreitet und dabei nicht auf Innenarchitektur, Hausrat und Kunstgewerbe vergißt. Damit wird in den Abbildungen der Geist und das Lebensgefühl dieser Epoche in den österreichischen Landen lebendig, die allein in der Malerei so bedeutende Namen wie Michael Pacher, Rueland Frueauf den Älteren und den Jüngeren, Könrad Laib, Wolf Hüber, Albrecht Altdorfer, den Meister von Pulkau, den Schottenmeister und den damals in Wien weilenden Lucas Cranach aufzuweisen hat. Die Qualität der Farbabbildungen muß besonders hervorgehoben werden. Der Text, über die einzelnen Gebiete der Baukunst, der Glasmalerei, die

Wand-, Buch- und Tafelmalerei, die Plastik und das Kunsthandwerk, von bekannten Fachleuten verfaßt, stellt manchmal wissenschaftliche Akribie über geistige Zusammenhänge und Bedeutungen und gewinnt dadurch für den Laien nicht an Lesbarkeit.

Der bedeutenden Sammlung an barocker Malerei, die das steiermärkische Landesmuseum Joahneum besitzt, ist, zum 150jährigen Bestand dieser Institution, der Band des Schroll-Verlages gewidmet, der als erstes Werk einer Sammlung J o a n-n e a, Publikationen des Museums, gedacht ist. Er erschien als Festgabe und enthält die Hauptwerke der Sammlung an barocker Malerei Österreichs sowie einige Werke der süddeutschen Barockmalerei, vor allem die Ölskizzen, die in der Hauptsache den Bestand der Galerie ausmachen und im 18. Jahrhundert immer mehr dem Künstler zur Notierung seiner Bildvorstellung dienten. Denn es ist die Malerei des 18. Jahrhunderts, die in Österreich noch mit barockem Formengut operiert, wenigstens soweit es die Monumentalmalerei, betrifft, während sich in der Landschaftsdarstellung eines Norbert Grund oder Johann Christian Brand bereits andere Tendenzen durchsetzen. Die eindrucksvollste Gestalt dieser Zeit ist ohne Zweifel Johann Martin Schmidt, genannt „Kremserschmidt“ (1718 bis 1801), dessen malerisches Werk den Übergang vom Hochbarock bis in die Anfänge des Klassizismus umspannt. Seine Skizzen, von großer zeichnerischer Sicherheit und hoher malerischer Sensibilität, stellen die stärksten Leistungen in diesem Band dar und brechen zuweilen aus dem doch durch das Provinzielle bestimmte Niveau in manchmal überraschender Stärke in gültigere malerische Bereiche vor. Schade, daß eines seiner bemerkenswertesten Bilder im Besitz der Galerie, „Der bethlehemitische Kindermord“, nicht abgebildet wurde. Neben — oder nach — ihm wäre Franz Anton Maulbertsch zu nennen, dessen expressionistischer Manierismus oft durch seine subtile Farbigkeit und ekstatische Form überzeugt. Der Tintotetto-Schüler Giovanni Pietro Telesphoro de Pomis ist mit einem äußerst bemerkenswerten Altarbild vertreten.

Der schön ausgestattete Band, dessen Farbbilder von ausgezeichneter Qualität sind, schafft damit die hervorragende

Dokumentation einet bedeutenden und noch zuwenig bekannten Galerie. Es ist wirklich zu hoffen, daß dieser Publikation noch andere, gleichwertige, folgen.

Der Glanz des Ewigen strahlt — nicht nur nach der Meinung des Verfassers — aus dem Band des Oberösterreichischen. Landesverlagej, der der sakralen Kunst in Österreich von ihren Anfängen bis zur unmittelbaren Gegenwart gewidmet ist. Die Tatsache, daß der Verfasser die Aufnahmen in mühe- und liebevoller Arbeit selbst anfertigte, gibt dem Buch eine starke Kontinuität und Geschlossenheit. Auch hier wird, wie in dem Band „Gotik in Österreich“, Abgelegenes und wenig Bekanntes zum beredten Zeugnis geistiger Tradition, wobei der Autor den glücklichen Gedanken hatte, alle mittelbar oder unmittelbar dem Sakralen dienenden Formbereiche in seine Darstellung einzubezie-hen. So findet man den Innenraum des Linzer Domes neben dem Schlüssel zum Haupttor des Domes von Michael Blümel-huber, die Orgelempore der Friedhofskirche von Mauterndorf ' neben einem Fresko aus Altenburg bei Perg, den Kuppelraum des Salzburger Domes neben einem Gitter aus dem Stift Schlägl. Dadurch gewinnt der Betrachter nicht nur das charakteristische Bild einer Epoche, sondern auch ein Gefühl für die verschiedenen Temperaturen der Frömmigkeit, die sie auszeichneten. Bei den elf Aufnahmen, die der sakralen Kunst unseres Jahrhunderts gewidmet sind, fällt das sichere Maßhalten in der Auswahl auf, die in dem erschütternden und grandiosen Schmerzensmann aus den Seckauer Fresken von Herbert Boeckl gipfelt. Auch hier ist die Qualität der Farbtafeln hervorzuheben und der knappe, sich auf das Wesentliche beschränkende Text. Ein hervorragender Band, der zur Besinnung und Besinnlichkeit anregt.

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