6637293-1957_23_11.jpg
Digital In Arbeit

Aus Österreichs Heldenzeitalter

Werbung
Werbung
Werbung

Einer der baulustigsten Herren seiner Zeit, Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein, schrieb in seinem zwischen 1670 und 1680 erschienenen Werk von der Architektur: „Denn dieses ist die einzige und höchste Ursache der vornehmen und stattlichen Gebäu: der unsterbliche Name und Ruhm und ewige Gedächtnus, sc von dem Structore hinterlassen wird.“ Nicht allein dieser Name, nicht das Gedächtnis, das sich erst wieder seit den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts der Barocke und damit eines Johann Bernhard Fischer von Erlach entsann, ist das Ueberwältigende der Schau in der Neuen Hofburg und jener im Prunksaal der Na- t i o n a 1 b i b 1 i o t h e k. Es ist vielmehr die klare Erkenntnis, wie sehr sich der neuen territorial-politischen Weite irdischer Herrschaft, gekennzeichnet durch die drei Herrschergestalten Leopold L, Josef I. und Karl VI., brüderlich die Kunst der Barocke gesellt mit Formengeist und Erlebniswelt, sinnenhafter und symbolischer Gebärde, und wie sie die Realität geschichtlicher Vorgänge vermählt mit der Irrationalität des Raumgefühls. Die Erde steigt auf zum Himmel, der Himmel öffnet sich der Erde.

Die Schau in der Neuen Burg ist bereits in Graz und Salzburg gezeigt worden. Die Wiener Ausstellung aber bietet gut das Doppelte des in Graz Gezeigten und weit mehr als in Salzburg. Schon jetzt haben sich als Nachfolge die Akademie der schönen Künste in München für September, Stuttgart im Rahmen einer „Oesterreichischen Woche“ für November und fürs kommende Jahr die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich angemeldet. Das Fischer- Gedenkjahr erschöpft sich erfreulicherweise nicht in theoretischer Schau, sondern hat mit dem Beginn der Restaurierung von Niederweiden, des Grazer Mausoleums und der erstmaligen exakten Bauausmessung der Wiener Karlskirche den Willen zu praktischer Tat im Geiste des großen Meisters gezeigt.

Die Ausstellung in der Burg gibt die Gestalt des Werkes Johann Bernhard Fischer von Erlachs. Sie ist wohldurchdacht aufgestellt, mit Dioramen und Großphotos die Schwierigkeit jeder Architekturschau geschickt meisternd, nämlich die Ungreifbarkeit der großen Baumaße vorzüstellen. Das Archivalische findet man im Prunksaal der Nationalbiblipthek, diesem Pantheon des Geistes. Beide Ausstellungen, mit dem vorzüglich gearbeiteten Katalog ernstlich begangen, erschaut und erlebt, fordern gut drei Stunden Zeit.

Von diesen paar Stunden aber kann man wochenlang zehren.

Von der Nationalbibliothek ist es nicht weit in die Albertina. Dort ist das graphische Werk eines der bedeutendsten Freskanten Oesterreichs ausgestellt: Daniel -G r a n s, der vor zweihundert Jahren in St. Pölten starb. Was es an diesen Blättern zu schauen gibt, ist, einfach gesagt, der Pulsschlag des

Herzens. Diese Linien sind, kongenial dem musikalischen Zeitalter der Barocke, Notenzeilen, auf denen das Herz schreibt.

Als Anhang zur Ausstellung in der Burg sind die Entwürfe österreichischer Barockkünstler im Oberen Belvedere anzusehen. Hier sind Oelskizzen und; Bozzetti aus nahezu allen österreichischen Museen und Stiftsammlungen zusammengetragen worden. Nur einige Namen: die beiden Altomonte, F. A. Maulpertsch. Rottmayr, Martin Johann Schmidt (Kremser Schmidt), Gran, Troger. Remp, Giuliani, Guggenbichler, Donner, Stammet, Schwanthaler, Mandl (dessen hl. Philipp Benitus auf der Prager Karlsbrücke steht) und Hagenauer. Aber es. gibt neben diesen und anderen viele, die ohne Namen sind. Namenlos reich war jene Zeit, die jetzt Hoch- Zeit feiert in Wien.

Hanns Salaschek

Die „K I ę i n e Galerie“ (Gesellschaft der Kunstfreunde) zeigt in ihrem Ausstellungsraum Wien VIII, NeudeggeTgasse 8, während der Festwochen Meisterwerke der modernen Malerei in meisterlichen Reproduktionen, die sämtliche aus dem Verlag Anton Schroll in Wien stammen. Damit findet das Wirken eines Verlages, der viel für die Kunst getan hat, verdiente Anerkennung. Leider enden die Bemühungen mit den „Großen Impressionisten", deren beste Bilder in einem großen TafeL band (Einführung von Fritz Novotny) vereinigt Sind. Man würde sich freuen, wenn der Verlag Schroll sie bis in die Gegenwart fortsetzen wollte. Einzelblätter aus dem Tafelband „Die großen Im pressionisten“ (Buchdruck) sind um 10 Schilling erhältlich. Daneben werden Blätter japanischer Malerei aus dem 19. Jahrhundert, die aus einem bekannten Werk über Vögel stammen, gezeigt (Offsetdruck). Die meisten Reproduktionen aber wurden im Farbenlichtdruck hergestellt, einem sehr genauen Verfahren, das sich weitgehend dein Original nähert, Diese Farbendrucke werden in Wien bei Max Jaffė in Hernals hergestellt, der auch für die Pallas Gallery in London, für Piper und Bruckmann in München und für die New York Graphic-Society arbeitet. Die Retpodu&iapfu ,.haben,...internationales. Niyeau -und vor den Erzeugnissen ausländischer Verlage den Vorteil, daß sie billiger sind. An der „Ebene von Auvers“ von van Gogh, die im Postkartenformat, im größeren Buchfonnat (beide in Buchdruck) und im öriginalformat gezeigt wird, sieht man deutlich die Vorzüge des Farbenlichtdrucks vor allen anderen Techniken. Wenn auch gerade an solchen technisch ausgezeichneten Reproduktionen der unüberbrückbare Abstand zum Original schmerzhaft spürbar wird. Reproduktionen sollten nie in Wohnungen Bildersatz werden, sondern ausschließlich als Lehr- und Anschauungsmaterial dienen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung