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Neuerwerbungen des Ferdinandeums seit 1939

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In einer imponierenden Fülle sind derzeit im Neuen Saal des Ferdinandeums in Innsbruck die Neuzugänge der letzten 15 Jahre ausgebreitet; Hinterlassenschaft und Rechenschaftsbericht zugleich des nach Wien an ehrenvolle Stelle berufenen Kustos Prof. Dr. V. Oberhammer.

Die Ausstellung wurde zu einem wesentlichen Teil durch Erwerbungen bis 1945 und durch großzügige private Legate von Andreas Colli, von Bernhard Höfel, Dr. Putz-Meran, Prof. Dr. A. Posselt und andere Schenkungen ermöglicht. Aus der Sammlung Höfel kommt z. B. die wichtige Bereicherung unseres sehr kleinen Michael-P a c h e r-Bestandes, nämlich die zwei prachtvollen Predellatafeln mit St. Sebastian und St. Barbara, vielleicht vom späten Salzburger Altar stammend. Von Friedrich P a c h e r konnte 1948 eine Enthauptungsszene zweier Heiliger (Cos-mas und Damian?) erworben werden; im heurigen Jahr kam noch eine Predellatafel mit St. Blasius und Katharina (Rückseite) hinzu. Die große .Anbetung der Könige“ von Max Reichlich aus Kloster Wilten (signiert und datiert 1489), das früheste bekannte Werk des Künstlers, konnte 1950 nach der Gotikausstellung erworben werden, ebenso die frühe Tafel mit dem Marientod vom W i 11 e n e r Meister um 1435.

Den größten Zuwachs erhielt in den letzten 15 Jahren nach Ausweis der Ausstellung die mittelalterliche Plastik. Zum Gaaler Triumphkreuz aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, aus dem Besitz von Andreas Colli, stieß geschenkweise aus derselben Sammlung ein sehr gutes kleineres Kruzifix um 1180, angeblich aus Bruneck. Auch ein Kreuzfragment um 13 50 stammt von Colli, ebenso ein großer steirischer Bischof um 1380 und eine Salzburger Madonna mit Kind vom Ende des 14. Jahrhunderts. Sehr innig ist ein Südtiroler Vesperbild aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, eine Madonna mit Kind aus St. Ulrich in Groden und ein Apostel mit Buch, wohl aus dem Pustertal um 1425. Hundert Jahre später entstand in derselben Landschaft eine große heilige Dorothea, die als Legat Prof. Posselts 1951 ans Museum kam. Als sehr glücklich muß die Neuerwerbung eines Engels vom Sterzinger Altar des Hans Multscher (1456/58) betrachtet werden; ebenso der Kauf der Marientodgruppe von dem Allgäuer Jörg L e d e r e r, vermutlich früher in der Spitalskirche zu Meran befindlich. Auch die Erwerbung zweier Wappenengel mit dem Bindenschild in Sandstein, sehr wahrscheinlich von Niklas T ü r i n g, ist wichtig für Innsbruck wegen der übrigen Altstadt-Reliefplastiken aus der Türing-Werkstatt. Ein entzückender kleiner Engel mit Handorgel, um 1430, war früher Teil des Altares von St. Sigmund im Pustertal; er erinnert daran, daß auch die andern Skulpturen, die nun ihre Heimstätte im Museum gefunden haben, ursprünglich im Verband der Architektur des Schreinaltares oder des Kirchengebäudes zu denken sind.

Auch die zweite Glanzperiode tirolischer Kunst, das Barock, hat der abgehende Kustos in seinen Ankäufen besonders berücksichtigt. Nicht weniger als sechs Bilder von Paul T r o g e r sind der Galerie neu zugekommen, davon drei durch das Legat Höfel, zwei durch die Schenkung Dr. Putz-Meran, eines durch Ankauf im Jahre 1952. Ferner zwei mythologische Bilder von Grassmayr, eine Kellerszene von Ulrich G 1 a n t s c h n i g g, ein etwas blutrünstiges großes Martyrium des heiligen Bartholomäus von Stephan Kessler, ein besonders schönes, kleines Bild, „Kommunion der Apostel“, von Johann Georg P1 a t z e r und zwei elegant beschwingte Rokokoplastiken von Stephan F ö g e r aus dem Innsbrucker Ursulinenkloster. Dazu kommt noch eine Anzahl barocker Handzeichnungen, die zusammen mit älteren Beständen im neugestalteten Graphiksaal im Erdgeschoß zur Schau gestellt sind.

Nicht zu vergessen, daß durch die erwähnten Legate auch außertirolische Kunstwerke ans Museum kamen.

Die neuere Tiroler Kunst hat durch ein Bildnis von Johann B. L a m p i, durch vier Bilder des in Meran wirkenden Friedrich W a s m a n n, ein Mäd-ehenbildnis von Defregger und drei monumentale Gern aide I von Albin Egger-Lienz: „Mütter“, „Der Auferstandene“ und die „Virgl-Landschaft“, Bereicherung erfahren.

Auch die kunstgewerbliche Sammlung des Museums ist nicht vernachlässigt, sondern durch Ankäufe und Geschenke bereichert worden.

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