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Aus der Geschichte der österreichischen Länder

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Meinhard der Zweite. Tirol, Kärnten und ihre Nachbarländer am Ende des 13. Jahrhunderts. Von Hermarin W i e s f 1 e c k c r. Band XVI der Veröffentlichungen des Institutes für österreichische Geschichtsforschung, herausgegeben von Leo Santi-faller. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck. 372 Seiten, 5 Bildtafeln mit 9 Bildern. 1 Karte Preis 188 S.

Durch jahrelange Arbeit an den Regesten der Grafen von Görz und Tirol war der bekannte Ordinarius für österreichische Geschichte an der Grazer Universität der Berufene, die Gesamtdarstellung der dynastischen Einheit Tirols und Kärntens unter Meinhard II. zu wagen Im weiten Rahmen der großen Reichspolitik zeichnet der Verfasser nach unmittelbarer Kenntnis aller erreichbaren und überlieferten Quellen, unter Heranziehung der reichen, einschlägigen Literatur, einen der bedeutendsten Landesfürsten des Heiligen Römischen Reiches. Als Graf von Tirol, Herzog von Kärnten, hat Meinhard II. insbesondere in seiner Landesbildung — Tirol, sein Werk, hat Bestand bis auf den heutigen Tag —, seiner Reichspolitik, seinen zukunftweisenden Reformen Bleibendes geschaffen, so daß man ihn nicht mit Unrecht mit Heinrich dem Löwen oder Rudolf IV., dein Stifter, vergleichen, ja sogar in seinen Schöpfungen als- Staatengründer. Gesetzgeber. Verwaltungsreformer, Wirtschafter ihn über die letzteren stellen kann. Der Habsburger hat bekanntlich in seinen Finanzmaßnahmen das Vorbild Meinhards nachgeahmt. In seiner inneren Neuordnung der gewonnenen Länder setzte er rücksichtslos die landesherrliche Kirchenhoheit durch und überbot damit das Beispiel Friedrichs II. und der lonibardi-schen Städte. Die Kirchenhoheit war in Tirol, die Voraussetzung für die Entstehung des weltlichen Landes auf dem Boden der beiden Kirchenstaaten Brixcn und Trient. So schwer Meinhard die Hochstifter bedrängte, den Mittel- und Niederkirchen war er im allgemeinen ein verständnisvoller Vogt. Geradezu revolutionär erscheint Meinhard wie Friedrich 11. zuvor auf dem Verwaltungsgebiet. An Stelle der lehensrechtlichen Ordnung sollte die amtsrechtliche oder familiäre Bindung treten: der Tiroler Ministeriale jener Zeit wurde aller adeligen Eigenherrlichkeit beraubt wie in keinem anderen süddeutschen Territorium. Folgerichtig hätten sich allmählich die adeligen Standesvorrechte verlieren müssen, ein ständischer Ausgleich zwischen den bürgerlichen und bäuerlichen Oberschichten dürfte diesem fortschrittlichen, seiner Zeit weit vorauseilenden Landesfürsten vorgeschwebt haben. Nach dem Kolmarer Annalisten zählte Tirol Ende des 13. Jahrhunderts nach Böhmen, Brandenburg und Köln zu den wirtschaftlich stärksten Ländern des Reiches. Ein Orts- und Petsonennamenregister hätte den Wert der Arbeit wesentlich erhöht.

Erläuterungen zum Historischen Atlas der Österreichischen Alpenländer. II. Abteilung: Die Kirchen-und Grafschaftskarte. 5. Teil, Tirol (Nord- und Osttirol). 1. Lieferung von Sylvia S t e r n e r - R a i-ner (mit Beiträgen von F. Dürrer, M. Mayer, O. Stolz). 39 Seiten mit 1 Karte. Preis' 18 S. 2. Lieferung von Sylvia Sterner-Rainer. 92 Seiten. Preis 36 S. Herausgegeben von der Akademie der Wissenschaften. Verlag von Adolf Holzhausens Nachfolger, Wien.

Die vorliegende erste Lieferung bringt zunächst die zu der im Jahre 1951 erschienenen Karte der kirchlichen, Einteilung Nord- und Osttirols dazugehörigen Erläuterungen: allgemeine Darstellungen, zunächst eine solche der angewandten Methoden von Sylvia Steiner-Rainer, Allgemeines über das Alter der Pfarrgemeinden und ihr räumliches Verhältnis zu den politischen Gemeinden Tirols von O. Stolz. Ueber die rechtlich-geschichtliche Struktur der Pfarre, des Vikariates, der Kaplanei und Kuratie informiert M. Mayer, während F. Dörrer auf einer Karte die Darstellung der alten Diözesaneinteilung Tirols im Jahre 1752 bringt. Anschließend folgt auszugsweise ein Beispiel für das alphabetische Verzeichnis der alten Großpfarren Nord- und Osttirols mit Jahr und Namensform ihrer ältesten urkundlichen Erwähnung und deren Patro-zinien sowie ein Muster für die Behandlung der einzelnen Urpfarren in der zweiten Lieferung, die zur Gänze von Sylvia Sterner-Rainer mustergültig bearbeitet ist. Gereiht nach Tiroler Anteil des Erzbistums Salzburg, Bistum Brixen (Unterinntal, Oberinntal und Osttirol), werden die Pfarrorte mit ihren, urkundlichen Nennungen, frühesten Erwähnungen der Pfarre, deren Pfarrer, Angaben über den Umfang der alten Pfarre, das Patrozinium, Patronat, ßistumszugehörigkeit und das Wichtigste über die Filialen nach einschlägiger Literatur aufgezeigt.

Erl. Arbeit und Brauch. Von Anton D ö r r e r. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck. 40 Seiten mit 5 Tafeln auf Kunstdruckpapier. Preis 24 S.

Der seit 50 Jahren rührige Volkstumsforscher widmer diese Bekenntnis- und Denkschrift des weithin bekannten Tiroler Passionsspieldorfes Erl dem Nordtiroler Heimatforscher DDr. Matthias Mayer in Going zum 70. Geburtstag. Als besorgter Dorf- und Sachanwalt möchte er trotz dem „Untergang des Dorfes“ auf die noch verbliebenen Wurzelkräfte und Vorteile hinweisen. Das ziemlich angewachsene Schrifttum über Erl, das der Verfasser im Anhang bringt, zeugt von der strahlenden Empfindungs- und Glaubenswärme dieser „Insel der Einsamen“, wie Paul Keller 1912 in seinem gleichnamigen Volksroman dieses schicksalhafte Tiroler Grenzdorf nannte.

Die Jörger von Tollet (Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs, herausgegeben vom Oberösterreichischen Landesarchiv. Band 4). Von Heinrich Wurm. Hermann Böhlaus Nachfolger, Graz-Wien. XU. 304 Seiten, 16 Bild- und 7 Stammtafeln. Preis 95 S.

Ursprünglich gedacht als Orts- und Pfarrchronik von St. Georgen bei Grieskirchen (OOe.), wuchs die vorliegende Arbeit in unermüdlicher Quellenforschung und vornehmlich aus der engen Verbundenheit eines Landgeistlichen mit seiner Heimat zu einem bedeutenden genealogischen Werk, das uns die Geschicke der Jörger vom 13. Jahrhundert bis 1772 aufzeigt. Aufstieg, Blüte und.Verfall eines der machtvollen oberösterreichischen Adelsgeschlechtcr lassen zugleich in fünf Jahrhunderten Geistes-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte Oesterreichs in großer Mannigfaltigkeit .lebendig werden. Dabei versteht es der Verfasser, diesen an sich spröden Stoff, der eine Fundgrube für Geschichtsforscher abgibt, äußerst lebendig zu gestalten durch liebevolles Eingehen auf die menschlichen Seiten der historischen Abläufe, in denen die Glieder dieser einflußreichen Familien lebten. Die im Anhang veröffentlichten Stammtafeln, Urkunden, Aktenstücke und Briefe wird der Forscher begrüßen, während der Geschichtsfreund an den vielen interessanten Details wegen ihrer anschaulichen Darstellung Freude finden wird. Für das 700jährige Orts- und 600jährige Pfarrjubiläum eine willkommene Gabe von erstaunlicher Leistung eines „Selfmademan“, wie sich bescheiden der Verfasser im Vorwort nennt.

Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Oesterreich. Herausgegeben von Wilhelm Kuhnert. 68. bis 69. Jahrgang. 293 Seiten. Wien. Verlag des evangelischen Presseverbandes in Oesterreich.

H. C 1 o e t e r entwirft in einem Beitrag zur Geschichte der süddeutsch-österreichischen Aujzugs-bewegung n.tch Kaukasien am Ende des 19. 'Jahrhunderts ein lebendiges Charakterbild des aus Bayreuth stammenden Pfarrers Samuel Gottfried Christoph Cloeter (1823 bis 1894). Aus dem Nachlaß des vor einigen Jahren in Graz verstorbenen Professors Dr. Paul D e d i c ist der erste Teil einer eingehenden Studie über Reformation und Gegenreformation in der freisingischen Herrschaft Rotenfels bei Oberwölz (Steiermark) veröffentlicht. Der Grazer Musikwissenschaftler H. Federhofer gibt einen Einblick in die Musikpfiege an der evangelischen Stiftskirche in Graz (1570 bis 1599). Der Herausgeber W. Kuhnert berichtet über ein Taufbuch der schwedischen Gesandtschaftskapelle • in Wien (1733 bis 17S6). J. K. Mayr schildert das evangelische Leben in Wien am Beginn des 17. Jahrhunderts, während E. S t ö k 1 den Wiener Toleranzprotestantismus in seiner kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung für die Jahre 1781 bis 1848 aufzeigt. G. Mecenseffy befaßt sich in einer eingehenden Untersuchung mit dem evangelischen Freistaat (OOe.). O. W e s s e 1 y würdigt das Wirken Caspar Hirschs in Oberösterreich, der zuvor in der Steiermark dem religiös-politischen Leben 2ur Zeit der Glaubensspaltung sein besonderes Gepräge verliehen hatte. Einen Beitrag zur evangelischen Schul- und Erziehungsgeschichte in Oesterreich und Ungarn liefert B. H. Zimmermann mit der Würdigung des ersten Rektors der Lehranstalten in überschätzen (Burgenland), Carl Ferdinand Kühne (1810 bis 1877).

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