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Zwischen Zirben und Zypressen

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WO DER NORDEN DEM SÜDEN BEGEGNET: SÜDTIROL. Ein geographischer Vergleich. Von F. Dörrenhaus. Verlagsanstalt Athesia, Bozen. 258 Seiten. Preis 80 S.

Was wir in der Debatte über Südtirol, die im Herbst vor das internationale Gremium der Vereinten Nationen getragen wird, brauchen, sind nicht nur Appelle an das Gefühl, sondern vor allem nüchterne Tatsachen. Wer anders als ein Geograph, der Kenner der Siedlungsgeschichte, der kluge Deuter und Folgerer aus den Gegebenheiten der soziologischen Struktur, im vorliegenden Falle der bekannte Kölner Geograph, der mehrfach und eingehend Süd-und Welschtirol bereist hat und über genügend Vergleichsmöglichkeiten aus dem eigentlichen Italien sowie aus Österreich und Deutschland verfügt, ist geeignet, die Situation realistisch darzustellen, hieb-und stichfeste Argumente zu liefern, gegen die kein Avantigeschrei ankommen wird können. Neunzig Seiten des Buches nehmen der Text, den Rest außergewöhnlich instruktiv gewählte, durchaus untendenziöse Bilder und graphische Darstellungen ein. Die einzelnen Textabschnitte weisen jeweils auf die ergänzenden Bilder hin und stehen mit diesen in untrennbarem Zusammenhang. Es gibt viele Kapitel in dem Werk, das auch dem, der glaubt, sich in Süd-und Welschtirol auszukennen. Neues und unbedingt Wissenswertes gibt. Vor allem sei auf die Charakterisierung der Landschaft (Wald, Waldverwüstung; Wald-Feld-Wiese und coltura mista), auf die Siedlungseigentümlichkeiten (Tiroler Einzelhof-case sparse Italiens) und auf die geschichtliche Kontrastierung (Bauernhof und sein soziales Gesicht; Bürgertum und signorile Welt; Landgemeinde und „comune“) verwiesen. Das verwendete statistische Material nimmt auf alle Wandlungen seit dem Ende des ersten Weltkrieges Bedacht. Diese Zahlen allein sprechen schon für sich. An dieser Stelle muß darauf hingewiesen werden — der Autor besorgt dies übrigens ausdrücklich im „Schlußwort zur Methode“ auf Seite 83, Zeile 7 ff. —, daß die Verwendung von älteren statistischen Unterlagen (1880 bis 1939) durch die Anlage des Werkes, das um die Erfassung der Wesenszüge einer Landschaft bemüht ist, vorgezeichnet wurde, und daher Zahlen aus der Zeit nach 1939 mit ihren gewaltsamen Eingriffen in das Gefüge des Volkstums und der Wirtschaft unbrauchbar sind. Eben weil Dörrenhaus kein Dog-matiker, kein Propagandist, kein Politiker, weil er ein humanistisch orientierter Gelehrter Ist, weil er fremdes Volkstum und fremde Leistung unvoreingenommen würdigt, verdient sein Buch weiteste Verbreitung. Nach der Lektüre freilich wird es niemanden geben, der an der Unteilbarkeit Tirols zweifeln kann.SÜDTIROL. EIN EUROPÄISCHES UNRECHT.Von Karl Heinz R i t s c h e 1. Verlag Styria, Graz. 200 Seiten, 33 Abbildungen. Preis 98.50 S.

Der Verfasser, den Lesern der „Furche“ durch seine Artikel über Südtirol wohlbekannt, gibt hier zu dem vorhin besprochenen Werk die politisch-historische Folie. Trotzdem sein Stil von unerhörter Gegenwartsnähe ist und sogleich den gewandten lournalisten verrät, bleibt es mit einer überlegenen Distanz über dem durch Schlagwörter aufgewirbelten Staub. Die großen Vorzüge dieser Arbeit sind die juridische Formulierung und die Blickweite über das internationale Recht sowie die vielerorts eingestreuten, höchst wertvollen Zitate aus der Presse und gehaltenen Reden, Quellen, denen man ansonsten mühevoll nachgehen müßte, die aber in der gegenwärtigen Diskussion treffende Argumente darstellen und hier nachgelesen werden können. Zusammen mit Wolfgang Pfaundlers Buch „Südtirol, Versprechen und Wirklichkeit“ (Wien 1958) und der Denkschrift über Südtirol, herausgegeben von der Österreichischen Liga für die Vereinten Nationen (Wien 1958), bietet sich dem politisch Interessierten ein Lehrstoff von besonderem Gewicht dar.

BOZNER BURGEN. Von Dr. Josef W e i n g a r t-n e r. Tyrolia-Verlag, Innsbruck. 295 Seiten, 35 Grundrisse und 64 Kunstdruckbilder. Preis 96 S.

Von den 44 Burgen, die in der Umgebung Bozens stehen, von den Dynasten- und Rittersitzen der Feudalzeit vor allem, soweit heute noch Teile oder wenigstens ruinenhafte Spuren davon vorhanden sind, berichtet der bekannte Verfasser der „Kunstdenkmäler Südtirols“ und der „Kunstdenkmäler Osttirols“. Es wird aber nicht bloß eine lückenlose Baugeschichte entwickelt, sondern dazu mit dem Lebensgang der auf jenen Burgen sitzenden Geschlechter ein fesselndes kulturgeschichtliches Gemälde entrollt.

HEIMATLAND TIROL. Von Alois Lech-thaler. Tyrolia-Verlag, Innsbruck. 250 Seiten, 16 Abbildungen. Preis 48 S.

Als eine n Geschichte unseres Landes für Volk und Jugend“, wie das Buch im Untertitel bezeichnet wird, besitzen wir hier eine der besten kurzgefaßten Darstellungen von der vorgeschichtlichen Zeit an bis zu den Anliegen nach 1945. Was diese gut lesbare, zuweilen geradezu spannende Darstellung überdies besonders auszeichnet, ist die Einbeziehung des religiösen Lebens und der Kulturarbeit der Klöster, die Charakterisierung der verschiedenen Staatsmänner und ihre Einflußnahme auf die Geschichte Tirols. Diese tritt selbstredend als eine in den alten historischen Grenzen sich vollziehende Ordnung in Erscheinung. So ist es nur selbstverständlich, daß dem ersten Weltkrieg und der Verteidigung des Landes entsprechender Raum zugewiesen wurdei

TIROLENSIA LATINA. Von Dr. Karl Egg er. Tyrolia-Verlag, Innsbruck. 144 Seiten. Preis 68 S.

Der Verfasser dieses lateinisch abgefaßten Werkes ist der Generalprokurator des Augustinerordens in Rom. Er will (und das gelingt ihm überzeugend) den Beweis liefern, daß die alte Weltsprache, das Latein, durch seine Klarheit und formale Prägnanz geeignet ist, auch die modernsten Begriffe wiederzugeben. Eine Reihe von Aufsätzen befaßt sich mit der Geschichte Tirols, mit dem Brauchtum, mit der Beschreibung von Siedlungen, von sportlichen Wettbewerben, ja sogar eine übersetzte Geschichte von Reimmichl fehlt nicht. Schwierige Wörter werden durch eine fünfsprachige Übersetzung in Fußnoten erläutert.

BERGBAUERNBUCH. Von Arbeit und Leben des Tiroler Bergbauern in Vergangenheit und Gegenwart. Von Univ.-Prof. Dr. Hermann W o p f n e r. Tyrolia-Verlag, Innsbruck. 287 Seiten, 20 Abbildungen, 21 Textzeichnungen und 1 Faltkarte. Preis 90 S.

Das grundlegende Werk, das auf zwei Bände mit zusammen 16 Lieferungen bemessen ist, gehört zu jenen Großtaten heimischer Wissenschaft, deren Früchte die heute an verantwortlicher Stelle tätigen Wirtschaftspolitiker und Kulturgeschichtler ernten werden. Es gibt heute außer Hermann Wopfner nie-“manden, der dieses Gebiet so übersichtlich behandeln könnte. Das vorliegende Buch stellt die dritte Lieferung des ersten Bandes dar, welches Besitzrecht und Freiheit erläutert. Der erste Abschnitt betrifft das Recht des Bauern an seinem Gut und die bäuerlichen Lasten (wichtig die Kennzeichnung der Lage der deutschen Bauern im allgemeinen und die Sonderstellung der Tiroler Bauern). Der zweite Abschnitt geht ein auf die Freiheit des Bauern und ihre Bedeutung für sein Wesen; der dritte behandelt die bäuerliche Verschuldung, wobei dem Hypothekenwesen und den Raiffeisenkassen die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wird; der vierte und letzte Abschnitt dieser Lieferung stellt die wirtschaftliche Selbstversorgung als eine Grundlage der bäuerlichen Freiheit vor Augen, wobei die zeitlichen Strukturveränderungen und die neuerdings vielfachen Bemühungen um technische Wanderkurse, Handfertigkeit?- oder Werkunterricht, Trachtennähkurse, Haushnltkurse und Mustergärten aufgezeigt werden.

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