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Auf den Wegen der Heimat

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Eben jetzt, da die Pläne für eine Uferstraße in Hallstatt neuerlich, entgegen dem bereits ausgedrückten Willen der Bevölkerung, aus der Aktenschublade gezogen werden und da die Unversehrtheit der Landschaft dort am See und die Weihe uralter Kultur in Gefahr stehen, angetastet zu werden, gerade jetzt ist die richtige Gelegenheit, sich eines verdienten Mannes in Hallstatt und seines Werkes zu erinnern, das ihm den Ehrennamen eines ..getreuen Ekkehard von Hallstatt“ verschaffen hat: Friedrich Mortons. Seinen beiden Büchern über Hallstatt ist das dritte (im Verlag des Hallstätter Museumsvereins) gefolgt, das, von 142 Abbildungen unterstützt, „4500 Jahre Hallstatt im Bilde“ an uns vorüberziehen läßt. Ein höchst lehrreiches Buch!

So wie dieses ist auch die neubearbeitete Auflage „Carnuntum, seine Geschichte und seine Denkmäler“ von dem besten Kenner auf dem besprochenen Gebiet, hier von Erich S w o b o d a, geschrieben, im Augenblick deshalb aktuell, weil Niederösterreich weitere Grabungen begonnen hat. (Böhlau-Verlag, Wien). Der Grundgedanke des Buches, die große Geschichte als Hintergrund der Ausgrabungen in Carnuntum aufzuzeigen, ist klar ersichtlich. Die 5 8 Seiten Anmerkungen werden dem wissenschaftlich Interessierten sehr dienlich sein.

Über „Die Entdeckung des Burgenlandes im Biedermeier“ hat Leopold Schmidt im Rahmen der Publikationen des Burgenländischen Landesmuseums in Eisenstadt (Verlag dortselbst) beachtenswerte Zeitdokumente gesammelt, deren Wert um so größer zu veranschlagen ist, als im Lande selbst nahezu keine Quellen dazu vorhanden waren. Ihm, Schmidt, der selbst dem Flugblattlied eine Reihe von Arbeiten gewidmet hat, ist das Werk „Lied-Flugblattdrucke aus dem Burgenland“ von Adalbert Riedl und Karl M. Klier (Verlag wie vorhin) zugeeignet. Flugblätter dieser Art sind wichtige Zeugnisse für die traditionellen Beziehungen zwischen den Alpenländern und dem alten Ungarn der Stephanskrone. Als erweiterter Reiseführer, vor allem für jene, die über die Dorfkultur, die Siedlungsformen, über naturkundliche Besonderheiten mehr wissen wollen, ist das Sammelwerk „Burgenland mit dem Neusiedler See. Ein neues Reiseland“, herausgegeben von Prof. Dr. Josef S t e h-1 i k, gedacht. (Touristik-Verlag, Erwin Müller, Wien.)

Wie das Burgenländische Landesmuseum, so ist auch das Landesmuseum für Kärnten publizistisch sehr rege und findig. Im Rahmen der Kärntner Museumsschriften, die Gotbert Moro leitet, hat Ambros Wilhelm er die wenig mehr als zwei Jahre des Aufenthaltes von Hanslick in der Landeshauptstadt gewissenhaft erforscht. („Der junge Hanslick.“ Verlag des Landesmuseums für Kärnten, Klagenfurt.)

Die Theaterkultur an den österreichischen Stiften ist, wenn man einen bestimmten Ort sucht, mühevoll in dickleibigen Werken aufzustöbern und — wenn man Glück hat — zu finden Spezialuntersuchungen wie die von Othmar W o n i s c h, „Die Theaterkultur des Stiftes St. Lambrecht“ (Verlag Historischer Verein für Steiermark, Graz), beziehen einen Gutteil ihres Wertes von den' mitgeteilten Textproben, der Charakterisierung der Stücke und den Hinweisen auf die biographischen Mitteilungen über die Autoren und Spielleiter. •“

Über die Nordpolexpedition Payer-Weyprecht ist schon viel veröffentlicht worden. Ferdinand H a 11 e r (der Sohn Johann Hallers, der als Bergsteiger, Jäger und Hundeführer an der Expedition teilgenommen hat) veröffentlicht als 189. Band der Sehlem-Schriften die Tagebücher seines Vaters. (Universitätsverlag Wagner, Innsbruck.)

Einen Mann der Vergessenheit und dem Staub der Archive entrissen zu haben, der weit über die Grenzen Österreichs seinen Namen trug, ist das Verdienst des Kulturrreferats der Stadt Klosterneuburg. „H a m-mer-Purgstall in Klosterneuburg-Weidling“ heißt das hübsche und gut dokumentierte Büchlein, das die Stadtgemeinde Klosterneuburg als Sammelband verschiedener Arbeiten herausgegeben hat.

Die gute Aufnahme der zwei erschienenen Bände „U n i c a Austriaca“ hat uns eine dritte — und wie es heißt, letzte — Folge des Jahrbuches des Notringes der wissenschaftlichen Verbände Österreichs für 1960 geschenkt — eine imponierende Fülle von 55 sehr konzentrierten Beiträgen in deutschem und englischem Wortlaut. (Verlag: Notring der Wissenschaftlichen Verbände, Wien I, Judenplatz 11.) '

Leopold Schmidt, durch mehr als ein Menschenalter dem Österreichischen Museum für Volkskunde verbunden gewesen, hat das Werden und Wesen dieses den Wienern leider viel weniger als den Ausländern bekannten Hauses dargestellt. (..Das Österreichische Museum für Volkskunde“, Bergland-Verlag, Wien.) Zwei musikalische Monographien kommen wie dieses Büchlein aus der geschätzten „Österreich-Reihe“ des Bergland-Verlages: die mit vielen Briefzitaten versehene Biographie „Hugo Wolf“ von Dolf L i n d n e r und die „Josef Haydn und die Haydn-Gedenk-stätten in Eisenstadt“ benannte Arbeit von Josef K 1 a m p f e r. Karl Jordak hat sich viel Mühe gegeben, aus Bauernfelds Schaffen (allein die Erinnerungen „Aus Alt- und Neu-Wien“ machen in der Erstausgabe 1873 fast 325 volle Druckseiten aus) die interessantesten Partien auszusuchen: die auf die Dichtung, Musik und Malerei jener Zeit bezüglichen Stellen. (Eduard von Bauernfeld: „Wiener Biedermeier.“ Bergland-Verlag, Wien.) Im gleichen Verlag sind Proben aus Ferdinand Kürnbergers „Literarischen Herzenssachen“ erschienen, die zeigen, was einmal das Wiener Feuilleton war. (Die Auswahl besorgte Heinz Rieder.) August Hinterleitner-G r a f zieht „Unter Lauben, Erkern und Schwibbogen“ überaus sachkundige Vergleiche im Bereich mittelalterlicher Architektur. Das sind jene stillen Schönheiten, jene stimmungsvollen Zufluchten vor dem Alltag, die gewisse forsche Städteplaner uns abschwatzen wollen. Man mag daher mit dem Rückblick auf dieses Buch gemeinsam mit Hugo Ellen-b e r g e r „Zehn Spaziergänge durch die Wiener Innenstadt“ machen. An ihrem Ende stehen wir vielleicht vor dem Denkmal der Kaiserin Maria Theresia. Dort sind in Erz „Die Paladine der Kaiserin“ zu sehen, jene Helfer am Steuer in sturmbewegten Zeiten. Friedrich Walter hat ihnen, ob 6ie nun Kaunitz, Haugwitz, Daun, Khevenhüller oder van Swieten hießen, prägnante Charakteristiken gewidmet, aber auch jene ins Blickfeld gerückt, die nicht auf dem Denkmal zu finden sind: Johann Christoph von Bartenstein etwa und Don Manoel Tellez de Menezes e Castro, Herzog von Sylva, Graf von Tarouca. (Die drei letztgenannten Bücher erschienen ebenfalls im Bergland-Verlag, Wien.)

FRANZ LISZT. BIOGRAPHIE IN BILDERN. Von

Hedwig W e i 1 g u n y und Willy H a n d r i c k. Volksverlag, Weimar. 176 Seiten. Preis 19 DM.

Der Verlag, dessen Bildbiographie Friedrich Schillers wir ah dieser Stelle bereits gewürdigt haben, gibt in der gleichen geschmackvollen und würdigen Ausstattung eine von fortschrittlichem Geiste durchwehte Darstellung des künstlerischen Werdens jenes Mannes, der in so vielfachen Beziehungen zu Österreich und zu Wien gestanden ist. Das besondere Kennzeichen der einleitenden Kurzbiographie ist die genaue Beachtung der sozialen Zustände in Europa und ihr Echo im Leben und Schaffen des Mannes, den der ungarische Dichter Michael Vörösmarty „Fürst des Klanges“ genannt hat. Der 164 Nummern umfassende Bildteil ist in einem 20 Seiten umfassenden Textteil ausreichend kommentiert. Das Literaturverzeichnis berücksichtigt auch ungarische und tschechische Publikationen der neuesten Zeit.

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