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Die geheimen Gründe.. Von Mario S o 1 d a t i. R. Piper u. Co. Verlag, München. 275 Seiten. Preis 12.80 DM.

Soldati, als Dramatiker, Filmregisseur und Drehbuchautor in Italien bestens bekannt, hat hier drei Geschichten rund um einen Impresario in nettem Pläuderton, mit staunenswert psychologischen Passagen und stets (film)sicherem Griff erzählt. Man hat diese Stories schon mit Boccaccios Geschichten verglichen: sie sind leicht und amüsant geschrieben, vom Dirigenten mit seinen Fluchtabenteuern und seiner Nachkriegskarriere, vom Verschwinden des Malers Gino, von Miß Warwick — aber hinter ihnen allen ist menschliches Verstehen sichtbar, abseits all der modernen Ismen, aber doch liebenswert und modern wie nur weniges heute aus den Laden gehobener Belletristik. Dr. Friedrich Langer

Talleyrand. Von Mirko J e 1 u s i c h. Paul Neff Verlag, Wien. 448 Seiten.

Dem Mann, der sein Land aus dem Zusammenbruch seines früheren Diktators durch Diplomatie und anpassungsfähiger Gewandtheit wieder zum alten Rang als europäische Großmacht gebracht hat, standen freilich kluge Partner gegenüber. Sie waren sich im klaren, daß sich die Gewalt des Siegers rasch verbraucht. Sein Verdienst ist trotzdem historisch und sein System an Gewaltlosigkeit sticht von den Methoden glorifizierter Schlagetots und Bramarbasse gerade für die Gegenwart vorteilhaft ab. Mirko Jelusich ist ein gewandter Erzähler. Er schreibt, dies-sei anerkannt vermerkt, nicht eine als Biographie getarnte Phantasie, sondern offen und ehrlich einen Roman, in dem die wechselvollcn äußeren Geschehnisse allerdings die inneren Spannungen überwiegen. Carl Peez

Der Clown Gottes. Tagebuch des Waslaw Ni-jinskij (Journal de Nijinskij, übersetzt von Leonore Schiaich). Ernst-Klett-Verlag, Stuttgart. 182 Seiten.

Der geniale russische Tänzer polnischer Abstammung wurde 1890 in Kiew geboren, trat mit 13 Jahren zum erstenmal auf und war seit 1911 der Stern der Diaghilew-Gruppe. 1919 traten bei ihm die ersten Anzeichen der Schizophrenie auf (deren Wesen Joachim Bodamer in einer einleitenden Studie schildert). 19 50 starb Nijinskij in London, geistig schon seit Jahrzehnten tot, aber von den Bewunderern seiner

Kunst unvergessen. Das Tagebuch, in russischer Sprache abgefaßt, entstand im ersten Jahr nach der beginnenden Krise. Es ist ein echt russischer Monolog, zugleich ein Zwiegespräch mit Gott, das von Dosto-jewskij erfunden sein könnte. Neben kleinen und kleinlichen Auseinandersetzungen mit seinen ehemaligen Freunden, mit seiner Familie, besonders mit seiner Frau, ist in diesen Aufzeichnungen viel echte russische Mystik, die in erschütternder Weise durch Wahnideen getrübt ist. Nur für reife Leser.

n Dr. Helmut A. Fiechtner

Schwert in des Bauern Hand. Von F. X. F1 e i s c h-hacker. Globus, Wien. 348 Seiten. Preis 50 S.

Das Thema des Bauernkrieges, immer wieder aufgegriffen und immer wieder — auch hier — nicht frei von Tendenz, handelt der Autor für Niederösterreich in den Jahren 1596/97 ab. Am 8. Mai 1597 war bekanntlich das kaiserliche Patent über die Abstellung der größten Mißbräuche ergangen, die Robot auf 14 Tage festgesetzt, das Freigeld aber geblieben. Die Lage gebot den Bauern, das Angebot anzunehmen: die radikalen Elemente — durch die in Niederösterreich schlechtere Lage erregt — haben, unterstützt von städtischen Kreisen, zur Gewalt gegriffen. So wurde Persenbeug, dem Grafen Hoyos gehörig, erobert, die Bürger von Ybbs schlössen sich den Aufständischen an. Es kam zu den Gewalttaten von Gaming. Melk und Lilienfeld (das geplündert wurde) — und es kam, wie anderswo, zum Untergang der Bauern, denen ein gemeinsamer Plan noch mehr abging als ihren Genossen in Oberösterreich..

Festschrift zum 75. Geburtstag von Anton Böhringer. Buchhandlung Böhringer, Wunsiedel 1954. 100 Seiten Preis 10 S.

Die Schrift bietet mehr als ein Verzeichnis von etlichen tausenden Büchern, Bildern und Landkarten aus dem Räume Böhmens. Diese Schrift ist ein Stück Kulturgeschichte. Man wird auf Namen stoßen, von denen man schon lange nichts vernahm; man wird Werke entdecken, die wieder neu aufgelegt wurden oder aufgelegt werden sollen. Mit Liebe und Sorgfalt ist hier von einem Manne, der im Alter alles verlor, der aber unerschiittert wieder daranging, aufzubauen, von unzerstörbarer Verbundenheit mit der egerländischen Heimat beseelt, ein Beispiel gegeben worden für die Zeit und über diese hinaus.

Demnächst soll ein Auskunftswerk über die Dichter und Wissenschaftler aus den Sudetenländern die hier eingeschlagenen Bahnen weitergehen und jene schmerzliche Lücke schließen helfen, die man bei der Durchsicht der neuen Literaturgeschichten sooft beklagen mußte. Hanns Salaschek

Licht und Schatten. Bilder und Gedanken aus Oesterreich. Von Hanna Weisl. Druck und Verlag der Oesterreichischen Staatsdruckerei.

Eine prächtige Sammlung von 111 teilweise farbigen photographischen Aufnahmen aus Oesterreich, die von der Oesterreichischen Staatsdruckerei- in gewohnter meisterlicher Wiedergabe geboten werden. Die jThemenauswahl, höchst befriedigend vom Standpunkt des Photographischen aus in der Beherrschung der photographischen Urelemente Licht und Schatten, ist ziemlich ungleich in der Verteilung auf die einzelnen österreichischen Landschaften. Die „Gedanken“, die manche tiefe Einsicht vermitteln, aber auch gelegentlich ans Banale streifen, sind in vielen Fällen nur gequält mit dem Begleitbjld in Einklang zu bringen. Das Werk wird seinen Abnehmerkreis besonders bei fremden Besuchern Oesterreichs als Geschenkbuch finden und seine Werbekraft für die Schönheiten unseres Landes ist nicht zu unterschätzen.

Univ.-Prof. Dr. Anselm Weißenhofer

Das Finanzamt. Aufzeichnungen eines Geschädigten. Von Alexander Lernet-Holenia. Paul-Zsolnay-Verlag, Hamburg-Wien, 158 Seiten.

Kein echter Lernet-Holenia, ungeachtet der prachtvollen Exkurse ins Historische. Dem Auftakt einer großen Abrechnung, die höchstes Verantwortungsgefühl verlangen würde, folgt ein Schwank mit ein bißchen Situationskomik.

Haus der Frauen. Roman von Herbert Ernest B a t e s. Welt im Buch. Verlag Kurt Desch, Wien-München-Basel. 333 Seiten.

Mit erquickender Frische erzählt der englische Autor von der — in dieser Form wohl auf seine Heimat beschränkten — Gegensätzlichkeit zwischen engstirnigem Bauerntum und Gasthausatmosphäre. Eine liebenswerte Gestalt ist die Hauptfigur Rosie. Keinen Augenblick schwindet beim Leser das brennende Interesse für die Handlung dieses handfesten Romans, in dem nur leider zuviel gestorben wird: Rosie und ihre blaß gezeichnete Tochter sind von allen die einzigen, die die Geschichte überleben.

Skandal im Königshaus. Roman von Max S t e-b i c h. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien. 400 Seiten mit 8 Bildtafeln.

Mit erstaunlicher Sicherheit weiß Stebich Zeiten und Persönlichkeiten der großen Geschichte, die für die erzählende Dichtung ergiebig sind, hervorzuholen und künstlerisch zu gestalten. Auch in dem um 1820

spielenden „Skandal im Königshaus“ sind die Figuren der Handlung wieder leibhaftige Menschen, denen der Leser mit wachem Gefühl begegnen muß. Während der Dichter in vorbildlichem Text das Peinliche entschärft, verkündet er in fühlbarer Freude den Sieg des Rechtes.

Flug in die Hölle. Von Hans Bertram. Welt im Buch, Verlag Kurt Desch, Wien-München-Basel. 320 Seiten.

Ein bedeutender deutscher Flieger schrieb zwei ausgezeichnete, mustergültige Reportagen, den Bericht über seinen abenteuerlichen Australienflug, bei dem er als verschollen galt, und ein packendes Bild des Luftkrieges USA—Japan.

Spuk in der Wolfsschlucht. Roman um Carl Maria von Weber. Von Gottlieb Heer. Fretz k Was-muth Verlag AG., Zürich-Stuttgart. 190 Seiten.

Der Schöpfer der deutschen romantischen Oper hat ein kurzes, bewegtes Leben geführt, das der Wiedergabe und Deutung in einem Roman durchaus zugänglich erscheint. Heer läßt den vielen biographischen Schritten über Weber eine sehr lesenswerte epische Darstellung folgen, die von tiefer Sachkenntnis und starker literarischer Begabung zeugt.

O Mensch, du wirres Saitenspiel. Anekdoten und Begebenheiten. Von Paul Anton Keller. Eduard Wancura Verlag, Wien-Stuttgart. 190 Seiten.

Legenden, historische Anekdoten und bäuerliche Schwanke aus der Steiermark, zusammengehalten von der Hand eines wahren Dichters, der den Sinn für das Hintergründige besitzt und die Sprache souverän beherrscht. Eine glänzende Widerlegung des Vorurteils, mit dem heute grundsätzlich der Sainmelband abgelehnt wird.

Mary Anne. Roman von Daphne du M a u r i e r.

Fretz & Wasmuth Verlag AG., Zürich-Stuttgart. 418 Seiten.

Mit der Gestalt ihrer Ururgroßmutter Mary Anne schuf die Dichterin neuerlich eine ihrer reizvollen Figuren, wieder eine der fesselnden Erscheinungen in der großen Galerie der von Daphne du Maurier stammenden Frauenbildnisse.

Insel der Jugend. Roman von Reinhold Conrad M u s c h 1 e r. Oesterreichische Buchgemeinschaft, Wien 1955. 372 Seiten.

Nach bald einem Menschenalter begegnen wir wieder Muschlers „Insel der Jugend“. Sie ist in der langen Zeit nicht jünger geworden, man würde heute kaum mehr so schreiben wie damals, aber wer sich von der Hast unserer Tage bewußt abwenden will, wird an diesem schönen Entwicklungsroman viel Freude finden.

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