6619200-1955_51_13.jpg
Digital In Arbeit

In Kurzform

Werbung
Werbung
Werbung

Und sah, daS es gut war. Roman. Von Henri Qüeffelec. Uebersetzt aus dem Französischen von Hermen von K1 e e b o r n. Verlag Herold, Wien. 194 Seiten. Preis 48 S,

Das ist eines jener wenigen herrlichen Bücher vom unordentlichen Leben: so wie es auf einer kleinen bretonischen Insel zugeht. Viele Witwen seit dem letzten Krieg: viel unverheiratete Männer, denen man es mit fraulicher Klugheit, aber deutlich beibringen muß, daß sie für die Insel und ihre Bewohner verantwortlich sind; viel Armut und Hunger; wenig Möglichkeit zu ausreichendem Erwerb. Strandgut zu behalten hat der Bischof verboten — nimmt man es doch, weiß man die Strafe auf sich zu nehmen. Wilde Christen, die gut glauben: der Gott der Schöpfung ist für sie wirklich der gleiche wie der in der Kirche. Vielleicht verstehen sie darum nicht alles in der Kirche — das Wrack auf dem Meere verstehen sie. — Behutsam und schmackhaft, dicht und in herber, dem Charakter der Insel angepaßter Sprache erzählt Qüeffelec: hier ist er daheim, wie er schon einmal bewiesen hat in seinem Roman „Gott braucht Menschen“. Wer sich an jenes Buch erinnert, wird dieses nicht ungelesen lassen.

Diego Hanns G o e t z OP. '

Altgrödner Geschichten. Von Maria Veronika Rubatscher. Karl Zink Verlag, München. 70 Seiten.

Die Glocken tönen talauf und talab. von Tarnirz nach Albions, von Brixen nach Ortisei, von Pufels nach Groden. Sankt Ulrich und Waidbruck: unser Siidtirol klingt aus diesen Geschichten, die teilweise starken autobiographischen Zug besitzen.

♦ *

Mein Zimmer grenzt an Babylon. Von Otto Heinrich Kühner. Verlag Albert Langen-Georg Müller, München 1954. 254 Seiten.

Gelesene Funkspiele wie diese sind in erster Linie von instruktivem Wert. Der Dramaturg und der Schriftsteller, der für den Funk arbeitet, kann aus ihnen lernen. Bemerkenswert ist daher die auf 45 Seiten abgehandelte Dramaturgie des Funkstückes, die im Buche zu finden ist.

*

Am Herzen der Schöpfung. Ausgewählte Gedichte. Von Hanns Gottschalk. Oberösterreichischer Landesverlag. Linz. 61 Seiten.

Wenn ein Gedichtband heutzutage die dritte Auflage erzielt, ist das nur ein gutes Zeichen und doppelt begrüßenswert, wenn ein solcher Erfolg einem Autor, wie dem Schlesier Gottschalk, zuteil wird, der jetzt in Linz lebt Von tiefem Gemüt und Unmittelbarkeit der Anschauung bii Fehlen jeder billigen Rhetorik sind sie Erinnerungen an die grüne, unvergessene Heimat.

-: * ....

Die einsame Frau. Von Angelika Bacher. Verlag Felizian Rauch, Innsbruck. 45 Seiten.

Kleine Stimmungsbilder aus dem Alltag, welche den Blick auf jene Dulder lenken wollen, die geschäftiges Getriebe übersieht. Zum Mitdenken, zur Lehre, H. S.

*

Der Schlüssel zum Abgrund. Von Franz Theodor Csokor. Verlag Paul Zsolnay. 361 Seiten.

Zu seinem 70. Geburtstag bringt uns Csokor seinen historischen Roman über die Wiedertäufer in Münster. Wieder zeigt sich, daß er in erster Linie Dramatiker ist. Auch hier werden die Figuren in ein gewaltiges, weit über den eigentlichen Schauplatz hinausreichendes Fresko gefügt, in heißer Sprache, in ungewöhnlicher Form. Der Mensch als Schicksal und

als dessen Ueberwinder steht im Mittelpunkt. Ungewöhnlich ist die Konzeption des Werkes deshalb, weil der Dichter zwölf Intermezzi zwischen die zwölf Kapitel legt und so die ganze kontinentale Problematik jenes von Glaubenskriegen erfüllten Jahrhunderts deutlich werden läßt. Da erscheinen u. a. Frundsberg, Ignatius und Heinrich VIII., das päpstliche Rom und das von den Türken belagerte Wien. Ein wesentliches Buch.

Es begann in Saigon. Von Jean H o u g r o n. Verlag Paul Zsolnay. 272 Seiten.

Der Roman des mit dem Großen Preis der Academie fran?aise ausgezeichneten Dichters beginnt wie ein handfester Thriller. Auf seiner Fahrt nach Indochina nimmt ein junger Franzose für eine

Schmuggelbande ein stattliches Paket Dollar mit. Es wird ihm gestohlen, worauf ihn die mißtrauische Bande töten will. Mit Hilfe eines Eingeborenenmädchens flieht er in ein kleines Dorf. Dort erfährt er eine seltsame Wandlung und wird zum Berater und Helfer -der dem Fatalismus ergebenen, armen anamitischen Bauern. Dies schildert Hougron knapp und straff, ohne Abschweifung ins Unwesentliche. Nach Saigon zurückgekehrt, erreicht ihn aber die Rache der Bande. Dr. Fritz E g g e r

Umlange mich, Nacht ... Roman von Joan Henry. Aus dem Englischen. Paul-Zsolnay-Verlag, Hainburg-Wien. 212 Seiten.

Die letzten Wochen, Tage und Stunden der zum Tode verurteilten Mörderin. Ein Bericht in der Ichform, aufwühlend die rückschauenden Geständnisse, die Kontraste Amt und Herz, die ständige und immer noch wachsende Spannung! Ein kühnes, erschütterndes Buch. Glaube und Priester, die man gerade hier im Vordergrunde erwarten würde, fehlen zwar nicht, aber sie bleiben leider flach und blaß.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung