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Der Gefangene von Savona. Historischer Roman von Lajos Per1aky. Liebersetzung aus dem Ungarischen. Rex-Verlag, München. 287 Seiten. Preis 12.80 sfrs.

Das Leben Pius VIL, des großen geistlichen Widersachers Napoleons, in einem historischen Roman darzustellen, wäre eine herrliche Aufgabe. Aber dem Buche von Perlaky fehlen die notwendigen Kennzeichen eines Romans. Die Darstellung ist blaß und sprunghaft, ohne psychologische Untermauerung. Die Kompilationen geschichtlicher Quellen sind anfechtbar. Ein paar Beispiele für die Unbeholfenheit des Autors: Er behauptet, mit dem Königtum wäre der Titel „Majestät” nicht verbunden gewesen (S. 73). Napoleon befaßte sich mit den „Europäischen Vereinigten Staaten” und mit der „etwaigen Parzellierung Europas” (S. 113/114).’ Es gibt für den Verfasser „die Lamas von Dalai” (S. 197). Der österreichische Staatskanzler Metternich ist „Herzog” (S. 277). Genug, genug. Selbst die mit Verehrung und Bewunderung betrachtete Hauptfigur, Pius VIL, wird zu wiederholten Malen arg verzeichnet, so wenn der Autor von dem Kampf des Papstes gegen Napoleon sagt, daß dies „die reinste Donquichotterie war”. Viel guter Wille, mancher Gedankengang, den wir gerne bejahen, im ganzen aber, religiös, historisch und künstlerisch gesehen, ein Mißgriff. Wozu wird derlei übersetzt?

Nur Narren sterben. Roman von Alvaro de L a i- glesia. Aus dem Spanischen. Nest-Verlag, Frankfurt a. M. 312 Seiten.

Es ist nicht leicht, es ist überaus schwer, einen guten humoristischen Roman zu schreiben. De Lai- glesia hat viel Talent, aber seinem Humor fehlt das Maß. Eine junge Spanierin berichtet in der Ichform von ihjen Erlebnissen. Sie tut es auf amüsante Art. Allein das Groteske übersteigert sich, uralte Witze werden eingeschmuggelt und — was uns als besonders böse erscheint — jedes echte Gefühl wird mit zynischen Griffen aus dem Tiefen ins Seichte gezerrt.

Der Sieger von Lepanto. Roman von Louis de Wohl. Aus dem Englischen. Walter-Verlag, Olten und Freiburg im Breisgau. 344 Seiten. Preis 13.25 sfrs.

Von Louis de Wohl, einem Schriftsteller englischer Zunge, stammt eine große Zahl historischer Romane, in denen er sich vorwiegend mit Gestalten befaßt, die auf hervorragende Art christlichen Geist verkörpern. Sein uns nun vorliegender Roman um Don Juan d’Austria stellt den natürlichen Sohn Kaiser Karls V. und der Barbara Blomberg in den Mittelpunkt einer von vielen geschichtlichen Figuren getragenen Handlung. Wir erleben die Erhöhung des Knaben aus bäuerlicher Umwelt zu einem dem Fhrone Nahestehenden, die schwankenden Gefühle, die ihm sein Halbbruder König Philipp entgegenbringt, der ihn immer wieder auszeichnet, ohne ihm roll zu vertrauen, die Intrigen von Philipps Sohn Zarlos, den Aufstieg Juans zum vergötterten Liebling ron Hof und Volk in Spanien, seine soldatischen erfolge im Kampfe gegen die Mauren und den grandiosen Höhepunkt in der Laufbahn des erst /ierundzwanzigjährigen, die vom Papst ausgesprochene Ernennung zum Generalissimus der Heiligen -iga und Juans Triumph über die türkische Flotte n der Seeschlacht bei Lepanto, 1571, einen „Sieg, vie ihn die Welt noch nicht gesehen hat”.

Neben all den vielen Farben erscheint uns das rein Menschliche allerdings etwas blaß. So vetmissen wir die innere Reaktion auf die unerhörte Metamorphose, die den namenlosen Bauernjungen zum anerkannten Kaisersohne macht und auch in dem Liebeserlebnis, das ihn mit seiner geheimen Braut verbindet, suchen wir Worte, die wir nicht finden. Der deutsche Uebersetzer Eduard Thorsch betont in einem Nachwort die zeitgemäße Parallele Europa- Asien.

Fast Leute vom Land. Humoristischer Roman von Compton Mackenzie. Uebersetzung aus dem Englischen. Benziger-Verlag, Einsiedeln-Zürich-Köln. 304 Seiten.

Die Sehnsucht des Städters nach dem Landleben wird in dem ohne ersichtlichen Grund übersetzten Buche von Compton Mackenzie mit einem zähflüssigen Humor abgewandelt, der den Kontinentaleuropäer nicht recht ansprechen kann. Mag der Autor auch irgendwo im Westen einen guten Ruf als Erzähler haben, so bewährt er ihn doch hier durchaus nicht. Einige an sich schwache Anekdoten werden mühsam aneinandergefädelt.

Aufruhr in Salzheim. Von Erich Landgrebe. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien. 167 Seiten mit 20 Federzeichnungen des Verfassers.

Wie erfreulich ist es, seit einiger Zeit immer wieder zu sehen, daß sich mancher Dichter der Aufgabe zuwendet, zwischen seinen Werken von entscheidendem Gewicht auch der Jugend Gutes, Wertvolles zu geben. Hier nun solche goldene Hobelspäne aus der Werkstatt des Poeten. Ein ausgezeichnetes, spannendes, amüsantes Jugendbuch. Der auch als Maler geschätzte Autor gibt selbst seinen Worten eine Fülle reizender Zeichnungen bei.

Wind auf der Haut. Gedichte von Gerhard Neumann. Insel-Verlag, Wiesbaden.

Die Lyrik, die subtilste der literarischen Künste, sucht mehr als jede andere nach immer neuen Ausdrucksformen. Aufhorchen läßt uns die Art Gerhard Neumanns, der das scheinbar Formlose zum System erhebt. Es ist ein wahrhaftig fesselndes Schauspiel, zu beobachten, wie ihm seine Begabung dennoch befiehlt, sich dem holden Zwang des Rhythmus zu unterwerfen, so in dem sordinierten Liebesgedicht „Dämmerung”, dessen Parallelismen bezaubernd wirken. Er ist kein Sklave des Reimes, er nimmt ihn nur auf, wenn sich ihm der Gleichklang willig bietet, dann aber verschmäht er auch nicht gekreuzte Reime. Meer, weiter Horizont und Düne sind die wesentlichen Kulissen seiner Kunst. Neumann bewährt sich als einer der bedeutendsten lyrischen Künder der Gegenwart, nicht bloß in der Thematik, auch in der Echtheit seiner überaus knappen Aussage.

Wandernder Wiking. Mein Leben und meine Abenteuer. Von Peter Freuchen. Rowohlt-Verlag, Hamburg. 372 Seiten.

Der dänische Grönlandfahrer und Globetrotter Peter Freuchen gibt in seinem „Wandernden Wiking” eine Selbstbiographie, die, voll von männlicher Kraft und von Erlebnissen, eine fesselnde Lektüre auch dann wäre, wenn sie nicht der vortreffliche Schriftsteller verfaßt hätte, der Freuchen ist. Erzählt er von der Liebesehe mit seiner früh verstorbenen Eskimofrau, so wird uns ganz warm ums Herz.

Paris zieht alle Frauen an. Von Celia B e r t i n. Aus dem Französischen. Claassen-Verlag, Hamburg. 236 Seiten.

Ohne indiskret zu sein, öffnet Celia Bertin die Türen zu den Werkstätten der großen französischen Modeschöpfer. Ein ungemein fesselndes, anregendes Buch, eine wahre Geschichte der Haute Couture, flott geschrieben, plastisch.

Klondike Bill. Von Helge Ingstad. Aus dem Norwegischen. Eduard Wancura Verlag, Wien-Stuttgart. 278 Seiten.

Frischer, kühler Wind weht um die Köpfe der «anadischen Pelztierjäger. Klondike Bill ist ein gan- rer Kerl, und was er erlebt, geht noch über das abenteuerliche hinaus; es ist ein gutes Stück Kulturgeschichte und Landeskunde. Prächtig auch die Art, vie von den Hunden berichtet wird.

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