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VON NEUEN BÜCHERN

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„Wieder in die Zukunft.“ Von Sigrid U n d s e t. Verlag Oprecht, Zürich-New York. 193 Seiten.

Sicherlich werden viele Leser nach der Lektüre des Buches ein Gefühl der Enttäuschung empfinden. Gewohnt, von der Dichterin schon die einfachsten Dinge des Lebens in einer außerordentlichen Sprache geschildert zu sehen, die sidi in den Höhepunkten der Romane zu einer kaum zu überbietenden Plastik und Farbenprächtigkeit steigert, müssen sie enttäuscht sein, wenn die außerordentlichsten Erlebnisse der Dichterin in einer ganz einfachen und fast nüchternen Sprache dargestellt werden. Der Überfall der Deutschen auf Norwegen, der Tod ihres Sohnes im Kampf, ihre Flucht durch ganz Norwegen ohne Geld und nur die nötigsten Dinge in einer Handtasche verpackt, die Weiterreise durch Rußland — das vielleicht interessanteste Kapitel des Buches — die Reise weiter über Japan nach Amerika, all dies erfährt der Leser in einer beinahe alltäglichen Sprache, die einer Plauderei ähnelt. Nur selten bricht die starke Vitalität der Dichterin durch, so wenn sie mit einer an Haß grenzenden Abneigung von den Deutschen und von ihrer Politik, die schon seit einem Jahrtausend und nicht erst seit Hitler eine Politik dey Gewalt ist, spricht oder von dem Märchen, welches die Deutschen mit dem Begriff der „nordischen Rasse“ erfanden.

Warum plötzlich die Dichterin ihren Stil ändert? Die große Müdigkeit, welche die Zeit und die Strapazen der Flucht der 58jährigen bereiteten, mögen dabei mitgespielt haben. Aber der wahre Grund dürfte ein anderer sein: in ihren Romanen hat sich die Dichterin nicht gescheut, ihre ganze Seele zu offenbaren. Hier, in dem Buch, das von i h r spridit, schreckt sie davor zurück, die Reflexe dieser Zeit in ihrer Seele wiederzugeben und begnügt sich mit der äußeren Schilderung der Ereignisse. Nach langer Zeit erst wird der Leser gewahr, daß er das persönlichste Buch der Dichterin in der Hand hatte.

„Bundesrat Carl Schenk“ (1823—1895). Ein Lebensbild des Menschen und Politikers in seiner Zeit von Hermann Böschenstein. Albert Tust Verlag. Bern-Bümplitz 1946. 181 Seiten.

Carl Schenk war ursprünglich protestantischer Pfarrer, schwenkte dann zur Politik unter Vollständiger Aufgabe seines geistlichen Amtes. Durch 31 Jahre war er Bundesrat in Bern und führte als solcher die verschiedenen Ministerien. Die Gotthardbahn verdankt viel seiner Initiative. Sein Leben und die Zeit ist interessant geschildert. Persönlich war Schenk ein biederer Mann, ejn echter Liberaler. Er hat als Junger ebenso wie als Alter weite Fußreisen gemacht und war ein guter Familienvater. Aus den Zitaten erkennt man auch seine Grenzen. Die breiten Berichte über seine politischen Kämpfe sind heute nur mehr für wenige Leser bedeutsam, aber wer sich für die Schweizer Verhältnisse und inneren Kämpfe in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts interessiert, wird das Buch mit Nutzen lesen. Dr. F. Jantsch

„Mariarosa“. Roman von Almerico Ribera. A. - J. - Walter - Verlag, Wien - Leipzig 1944. Deutsche Übertragung von Ernie Giegl. Das italienische Original erschien 1942 in Rom-Mailand. 437 Seiten.

Ein Frauenroman. Mariarosa ist Dienstmagd in einem Gasthaus und ein Intelligenzler aus der Stadt heiratet sie, es läßt sich schwer sagen warum. Er will sie glücklich machen und macht sie natürlich nur unglücklich. Sie kommen auseinander und zusammen und dann stirbt sie. In einer Leihbibliothek wird das Buch sicher seine Leser finden, denn- Frauenromane werden stark verlangt. Der anspruchsvolle Leser kommt nicht auf seine Rechnung.

Dr. F. Dösendorfer

„Sozialpsychologische Erfahrungen aus dem Lagerleben.“ Von Harry Wilde. Europa-Verlae, Zürich

„Adalbert Stifter und die Romantik.“ 3. Auflage. Von Wilhelm Kosch. Wächter-Verlag, Nymwegen, Bergendalsche Weg.

„Bankenverstaatlichung.“ Von Dr. Anton Tautscher. Otto Müller-Verlag, Salzburg, Nonnbergstraße 11. 171 Seiten S 8.—.

„Geschichte Österreichs in Einzeldarstellungen.“ Herausgegeben von Dr. Ferdinand T r e m e 1. — „Das Heldenzeitalter Österreichs“ von A. A. Klein, 62 Seiten, S 1.40. — „Die erste Republik“ von F. Treme'l, 39 Seiten, S 0.90. — .,Die Zeit der Babenberger“ von Otto F r a s s, 44 Seiten, S 0.90. Steirische Verlagsanstalt Graz.

„Schild von Steier.“ Beiträge zur steirischen Vor- und Frühgeschichte. Von Univ.-Prof. Doktor Walter S c h m i d. Buchverlag vorm. Ley-kam Graz. 19 Seiten.

„Meister Eckhart.“ Eine Einführung von Herma P i e s c h. Verlag Herder, Wien, I., Wollzeile 33. 77 Seiten. S 4.50.

„Der Braumeister von der Leimgrube.“ Von Theodor Heinrich Meyer. Wiener-Verlag. 38 Seiten. S 2.90.

„Wien wehrt sich mit Witz.“ Flüsterwitze aus den Jahren 1938 bis 1945. Weltweiter Verlag Wien-Gmunden. 32 Seiten.

„Österreichs Briefmarken von 1850 bis 1946.“ Von Joh. Jos. K a i n d 1, 56 Seiten, zu beziehen vom Verfasser, Wien 89, Hictzinger Hauptstraße 113, gegen Einsendung von S 5.—.

„Elizabeth and Essex.“ A tragic History by Lytton Strachey. The British Publisheis Guild by J. S. B. Political Division A. C. A. (B. E.), 207 Seiten.

„Theologisches Denken als Deutung der Zeit.“ Band 1 der wissenschaftlichen Buchreihe „Das geistige Österreich“. Von Univ.-Prof. Dr. P. Albert Auer, Igonta-Verlag, Salzburg, Waagplatz Nr 4. 147 Seiten.

„Der Rosenkranz der allerseligsten Jungfrau Maria.“ Von Jakob Fried Verlag Herder, Wien, I., Wollzeile 33. 140 Seiten. S 2.50.

„Kreuzweg der himmlischen Liebe.“ Von Jakob Fried. Verlag Herder, Wien, L, Wollzeile 33. 96 Seiten. S 1.50.

„Katechetische Erneuerung.“ Von Dr. Franz Michel W i 11 a m erscheint demnächst bei der „Tyrolia“, Innsbruck-Wien.

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