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Österreich im großen und im kleinen

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Große Oesterreicher. Neue Oesterreichische Biographie, X. Band. Herausgegeben von H. S t u d e r. 23 Beiträge, 23 Bildtafeln. Amalthea-Verlag, Zürich- Leipzig-Wien. 224 Seiten. Preis 138 S.

Die biographischen Aufsatz? dieses Bandes erreichen durchaus das Niveau früherer Leistungen und verdienen volle Anerkennung. Die Zahl der durch dieses Sammelwerk gewürdigten „Großen Oesterreicher" ist dadurch auf etwa 170 gestiegen (in 10 BändenI). Es wäre lieblos, kleinere oder größere Mängel, die vor allem in der notwendigen Kürze der Aufsätze ihre Erklärung finden, über Gebühr breitzutreten. Allgemein muß jedoch gesagt werden, daß die Bibliographien zu dürftig sind; ein Teil der bibliographischen Angaben ist außerdem ungenau. Im Aufsatz über Negrelli fehlt der Hinweis auf eine Arbeit von Kurzel-Runtscheiner und dort angegebene Literatur (Zeitschrift des Oesterreichi- schen Ingenieur-, Architekten- und Technikervereins, 51. Jahrgang, 3/4; 1946), bei Feuchtersieben wäre eine ganze Reihe von Arbeiten des Wiener Germanisten W. Bietak über österreichisches Biedermeier zu erwähnen, bei Ameth vermißt man eine Bemerkung über andere’, nicht aufgezählte Werke des großen Historikers, etwa seine zahlreichen Aufsätze in der Allgemeinen Deutschen Biographie; es fehlt der Hinweis auf eine Reihe von Nekrologen, sowie auf eine neuere Würdigung in der „Neuen Deutschen Biographie" (1. Band, München 1953) usw. — Als Geschichtsschreiber war Arneth groß, als Archivar verdient er das hohe Lob seines Biographen zweifellos nicht. Kritische Bemerkungen zur Literatur, wie sie jedem dieser Aufsätze vonnöten gewesen wären, hat als einziger H. Zatschek dem Aufsatz über A. Dopsch hinzugefügt. — Der vorliegende Band insgesamt ist, wie es auch nicht anders zu erwarten war, mit Liebe und Umsicht redigiert und mit großer Sorgfalt ausgestattet worden.

Univ.-Dozent Dr. Alexander Novotny

Das Zollfeld. Eine Kulturlandschaft. Von Siegfried Hartwange r. Verlag Kärntner Druck- und Verlagsgesellschaft m. b. H.. Klagenfurt. 71 Seiten Textteil, 80 Aufnahmen im Bildteil, S. 147 bis 157 Bilderläuterungen. Zeitl. Uebersicht 161 bis 163, 1 Karte, Großformat, in Ganzleinen gebunden. Preis 115 S.

Der Kärntner Landeskonservator legt dem kulturell interessierten Publikum in diesem mit aller Sorgfalt ausgestatteten Werke in gewandter Sprache einen Rechenschaftsbericht über die mehrere tausend Jahre alte Kulturlandschaft, das Zollfeld, vor. ln geschickter Auswahl zeigt der Verfasser die ununterbrochene Kontinuität historisch-kultureller Entwicklung auf, wie sie kaum in einem arideren Bundesland Oesterreichs wiederzufinden ist. Dank der Fülle wissenschaftlicher Forschungsarbeit, die auf diesem engen Raum in den letzten Jahren von namhaften Gelehrten geleistet wurde, ist es Hartwanger gelungen, ein farbenprächtiges Mosaik kultureller Entwicklung, an der in gleicher Weise alle Rassen Europas, Kelten und Romanen, Germanen und Slawen, teilhatten, zu entwerfen. Das in jeder Hinsicht buchtechnisch ausgezeichnete Werk liest sich wie ein spannender Roman. Man kann es nicht oft genug lesen und vor allem betrachten. Die zum Großteil ganzseitigen, prachtvollen Aufnahmen illustrieren die flüssig geschriebenen Essays im Textteil, wobei die Bilderläuterungen mit der zeitlichen Uebersicht und Ueber- sichtskarte ein tieferes Eindringen in die erstrangige Kulturlandschaft Europas erleichtern. Besonderer Dank gebührt der Meisterphotographin Frau Lala Aufsberg, und nicht zuletzt dem Verlag für die äußerst geschmackvolle Ausstattung des Werkes, dem als Heimatbuch und Reiseführer und schönes Geschenk im ln- und Auslande weite Verbreitung zu wünschen ist.

Alte graphische Exlibris des Landes Oesterreich ob der Enns. Von Dr. Julius S t a v a. Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben von Hofrat Professor Dr. Hans Ankwicz-Kleehbven. V. Sonderveröffentlichung der Oesterreichischen Exlibris-Gesell- schaft Wien. 61 Seiten mit 24 Tafeln bzw. 32 Abbildungen.

Der am 9. September 1945 verstorbene Verfasser, Oberlandesgerichtsrat Dr Julius S t a v a, Sohn des Hofrates Dr. Georg Ritter von Stava, war geradezu ein fanatischer Sammler alter Exlibris und zweifellos einer der besten Kenner. Sehr viele Bereisungen der Klöster und Ädelssitze. die er selbst in den Kriegsjahren nicht scheute, waren notwendig, um alte Exlibris ausfindig zu machen. Bereits 1936 publizierte er im 31. Band des „Oesterreichischen Jahrbuchs für Exlibris und Gebrauchsgraphik“ eine Arbeit, die zum ersten Male ein Kapitel der österreichischen Exlibris- krnde von einem regionalen Gesichtspunkt behandelte: „Die alt-n Exlibris von Trient und dessen Umgebung." Nach der gleichen Methode bearbeitete er die vorliegende Arbeit, mit deren Herausgabe der Bruder des verewigten Autors, Apotheker Dr. Georg Stava in Wörgl, Professor Dr. Hans Ankwicz-Klee- hoven beauftragte. Noch mehrere Abhandlungen, u, a. „Die alten Exlibris der Bischöfe von Seckau“ — diese wird im nächsten Jahrgang des Oesterreichischen Exlibris-Jahrbuches erscheinen — harren der Veröffentlichung. Alle Exlibrisfreunde sind für den wichtigen Baustein zu dem hoffentlich bald erscheinenden „Corpus" österreichischer Exlibriskunst sehr dankbar und wissen dem Herausgeber Dank.

Ostern in Tirol. Unter Mitarbeit von Emil B e r- landa, Anton Dörret, Marie Graß-Cornet, Josef Andreas Jungmann, Rudolf M i 11 i t z e r, Alois Moiling und Josef Ringler. Herausgegeben von Nikolaus Graß. Universitätsverlag Wagner,- Innsbruck. VIII und 3 50 Seiten mit 23 Bildtafeln. Preis broschiert 148 S, gebunden 160 S.

Das auch als 169. Band in der Reihe der Schlern- schriften erschienene Werk ist ein Sammelband, der dem langjährigen Freunde des Landes Tirol, dem Gelehrten Prälat Prof. Dr. Georg Schreiber, zu seinem 75. Geburtstage gewidmet ist. Das „Tiroler Osterbuch“ geht auf die Initiative des Herausgebers zurück, der das Thema in Hinblick auf die 1956 in Kraft getretene Erneuerung der Karwochenliturgie und das Wiederaufleben der Passionsspiele in Thier- see (1955) und Erl (1957) gegenwärtig als ganz besonders aktuell erkannte, zumal in dem solcher Forschung gewiß recht fernestehenden Amerika unlängst ein „Osterbuch“ erschienen ist. Diese Gemeinschaftsarbeit beweist erneut die beachtenswerten Leistungen österreichischer Forschung auf dem Gebiete der Heimat- und Volkskunde, insbesonders des religiösen Brauchtums. Den Spezialabhandlungen stellt der Herausgeber in gemeinsamer Arbeit mit Marie Graß- Cornet und Rudolf Mellnitzer eine heimatliche Ueberschau des österlichen Brauchtums im weiteren Sinne — vom Aschermittwoch bis zum Fest Christi Himmelfahrt — voran. J. Ringler behandelt die „Tiroler Fastenkrippen“, während sich A. Moiling mit der „Fastenkrippe in der Kirche von Götzens in Tirol" befaßt. Einen interessanten Beitrag liefert M. Graß-Cornet, die Mutter des Herausgebers, der auch die Federzeichnungen im Buche zu danken sind. A. Döner kommt in seinem Beitrag „Heiliggräber, Grabandachten, Karwochenspiele“ zu dem erfreulichen Gesamtergebnis, daß noch jede starke Epoche bisher im Volke bei dessen ehrlichem Mitwirken ein Zurückbesinnen auf die sakralen Ausgangspunkte und ein Emporringen zu einer neuen, zeitgerechten Volksliturgie und Volksdarstellung erreichte. N. Graß liefert einen mit sehr gut gelungenen Abbildungen illustrierten Beitrag zur Kultur- und Kunstgeschichte Tirols in den „Barock-Heiliggräber“ und in der anschließenden Untersuchung über „Die Heiliggrab-Bruderschaft zu Nauders“. Der bekannte Liturgiker A. Jungmann trägt trotz der neuen Osterojdnung in seinem Beitrag über „Brauch und Liturgie in der Heiligen Woche“ dem Gedanken des Heiligen Grabes Rechnung, der nicht mit Gewalt aus dem frommen Bewußtsein der Gläubigen hinausgedrängt werden solle. Abschließend gibt E. Berlanda quellenmäßig eine ungefähre Uebersicht über die „Karwochenoratorien in Tirol“. Das noch zu erwartende „Tiroler Osterbuch“ von A. D ö r r e r wird die eine oder andere Lücke dieses auf Vollständigkeit verzichtenden Werkes schließen.

Dr. P. Benno Roth OSB., Abtei Seckau

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