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Zwischen Abend und Morgen

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Friedrich Schlegel und Novalis. Biographie einer Romantikerfreundschaft in ihren Briefen. Herausgegeben von Max P r e i t z. Hermann Gentner Verlag, Darmstadt. 271 Seiten, 16 Tafeln. Preis 16 DM.

Eine siebenjährige Freundschaft entrollt sich mit diesem Briefwechsel. Kaum zwanzig waren die beiden Männer alt, als sie sich in Leipzig kennenlernten — und doch, wenn wir genau den Klang dieser Worte erfassen — welche Welt liegt zwischen jenen Jünglingen und denen von heute! Das ist es, was vorerst an diesem Buche bezaubert, die ungewollte, aber um so intensivere Atmosphäre einer geistigen Zeitströmung, die bestimmte Hinlenkung auf ein, wenn auch nur in übersinnlichen Gleichnissen bekanntes Ideal. Zweiunddreißig bisher unveröffentlichte Briefe liefern höchst schätzbare Beiträge zur Literatur- und Zeitgeschichte. Es ist nicht so, wie eine Kritik behauptete, daß diese 32 Briefe, neue Ansichten kaum eröffnen würden. So ist doch unbe-zweifelbar, daß nicht Tieck, sondern Friedrich Schlegel den Freiherrn von Hardenberg als Dichter erweckte, wenn auch der Einfluß Tiecks darum nicht verkannt werden soll. — Durch die 66 Seiten umfassenden Erläuterungen und Ergänzungen des mit großer philologischer Genauigkeit arbeitenden Herausgebers und sein Nachwort, das die Geschichte der Auffindung der Briefe erklärt, sowie das 15 Seiten umfassende Register ist das Buch in seinem Werte und seiner Verwendbarkeit erheblich gesteigert worden, was künftig namentlich bei Textstudien und Stilvergleichen sich erweisen dürfte. ii tu, .MW .. ,s'iüU opinis iov* liJfcV ;ss um

Grillparzer. Das dichterische Werk. Von Walter Naumann. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart. 182 Seiten. Preis 3.60 DM.

Die Absicht des Verfassers ist es, Verständnis für das Werk Grillparzer3 zu fördern. In drei Hauptabschnitten: Der Dichter und die Sprache; Themen; Stellung — werden die gegenständlichen Begriffe einfach und klar umrissen und die geistige Sphäre mit den Beziehungen zu Goethe und zum spanischen Drama durchleuchtet. Das geschieht alles unter reichlicher Zitierung nach der sogenannten „kleinen kritischen Ausgabe“ von Backmann (Vaduz, 1947—19).

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Feuchtersieben. Von Liselotte Eltz-Hoffmann. Oesterreichischer Kulturverlag, Salzburg. 160 Seiten. Preis 39 S.

Die letzten überlieferten Worte dieses Mannes, der Grillparzer und Stifter nahestand, waren: „Ich gehe fort auf einen Stern, auf einen helleren.“ Feuchtersieben gehört zu den geistigen Opfern von 1848. Es stimmt nicht, wenn R. M. Meyer von ihm behauptet, er wäre kein politischer Mensch gewesen. Er war am Schulentwurf Doblhoffs entscheidend beteiligt und Grillparzer meinte von Feuchtersieben, er wäre zu ruhiger Zeiten der beste Unterrichtsminister gewesen. Es ist gut, daß man heute gerade an diesen Mann erinnert.

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Gestalten und Schicksale. Von Zenta M a u r i n a. Maximilian Dietrich Verlag, Memmingen. 234 Seiten. Preis 9 DM.

Nicht nur die Menschen Pascal, Stendhal, Nietzsche, Goethe, Frau von Stein, Eleonora Dusa, Elisabeth und Robert Browning, d'Annunzio gewinnen — oft unheimliche — Kontur in diesen Essays, sondern die Welt, in der sie lebten, ersteht vor uns, als wären wir die Zeitgenossen. Bemerkenswert die Wandelbarkeit der charakterisierenden Darstellung und die Fülle des vergleichenden Stoffes.

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Variationen zum Thema Weltliteratur. Von Martin B o d m e r. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main. 259 Seiten. Preis 14.80 DM.

Der bekannte Bibliophile, früherer Herausgeber der Zeitschrift „Corona“, eine der kenntnisreichsten und urteilskräftigsten Persönlichkeiten aktiver, in die Zeit hinein wirkender Literaturgeschichte, für den das Fünfgestirn Goethe-Shakespeare-Dante-Homer-Bibel die Gipfel dessen bezeichnet, was 1827 von Goethe mit dem Begriffe Weltliteratur faßte, kommt im Verlaufe seiner Untersuchungen zur Beantwortung der Frage: Was ist Weltliteratur? „Der Weg des Menschen zu sich selber“, und zur vernichtenden Feststellung: „Unsere Zeit ist keiner überwältigenden Kunstleistungen mehr fähig, ja, was noch schlimmer ist, sie vermißt sie nicht einmal, sie will sie gar nicht... Was sich die Kunstproduktion der letzten zwanzig lahre geleistet hat, gehört nicht zu den Ruhmestaten Europas, beleuchtet vielmehr kraß den

Abstieg vom Jahrhundert Goethes, ja scheint ihn förmlich zu besiegeln!“

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Das Nibelungenlied. Entstehung und Gestalt. Von Friedrich Panzer. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart. 496 Seiten. Preis 24 DM.

Sechzig Jahre hindurch hat sich der Heidelbergei Germanist mit diesem Epos beschäftigt und zuletzt, fünfzehn Jahre bis Spätherbst 1953, jede freie Stunde für das vorliegende Buch verwendet, das in der Abendsonne eines reichen Lebens entstanden, eigentlich zwar Bruchstück geblieben ist, aber als tröstliches Vermächtnis zurückgoldet auf die Wolken über unseren Köpfen. Panzer hatte drei Bände geplant: 1. Auffassung; 2. Erläuterungen des Wortlautes; 3. Bildband. Eine schwere Erkrankung, schwindendes Augenlicht und zuletzt der Tod haben — ein echt deutsches Buchschicksal — den Plan vereitelt. Aber auch so, wie wir die elf Kapitel vor uns haben, wird deutlich, daß hier zum ersten Male eine zusammenfassende Beschreibung des Stils der Dichtung ent-

stand, daß dem Märchen endlich die gebührende Stellung zuerkannt wird und daß Heuslers Methoden und Hypothesen (1921) ein zuweilen vages Bild entrollten. Als Kern des Werkes kann der 8. Abschnitt 'Quellen der Erzählung) angesehen werden. Wer sich mit den Nibelungen künftig beschäftigt, kann an Panzer nicht mehr vorbei.

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Bezeichnungswandel unseres Wortschatzes. Von

Franz Dornseif f. Moritz Schauenburg Verlag, Lahr in Baden. 223 Seiten Preis 8.40 DM.

Das in fünf Auflagen zwischen 1900 und 1926 von A. Waag unter dem Titel „Bedeutungswandel unseres Wortschatzes, ein Blick in das Seelenleben der Wörter“ erschienene Werk findet hier von einem Philologen der klassischen Sparte eine Neubearbeitung nach der Richtung der Bezeichnungslehre. Der alte Text von Waag ist zum Teil erhalten geblieben. Es kamen hinzu: Abschnitte über Modewörter, über Bezeichnungsexotismen (Bedeutungslehnwörter, vergessene Verdeutschungen u. a.) sowie Einzelbeispiele vielerlei Art.

Der Mensch und sein Wort. Von Annemarie Schiismann. Verlag Felizian Rauch, Innsbruck. 180 Seiten.

Ein Buch vorwiegend für den Sprachpsychologen. Fleißige, saubere, wohldurchdachte und — wie die nachgewiesene Literatur andeutet — wohlfundierte Arbeit. Auch Erzieher dürften Nutzen aus dem Werk ziehen.

Landschaftserlebnis und Landschaftsbild. Von

Andreas Müller. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart. 247 Seiten. Preis 18 DM.

Von drei Blickpunkten aus: von der Ansicht als reines Sprachwerk; als Bekenntnis einer Seele, und schließlich als Symbol einer Epoche wird die große Zeit der Landschaftsnahme unserer Dichtung, das

frühe 18. Jahrhundert von Jahrzehnt zu Jahrzehnt erforscht. Nach einer Vorgeschichte, die vom Mittelalter zum Barock die Situation skizziert, wird, von Brockes und Haller ausgehend, die Entwicklung des (Problems über Ewald v. Kleist, Geßner, Wieland, 'Klopstock, Heinse, Fr. Müller, Goethe, Hölty, Mat-thisson, Jean Paul, Hölderlin bis'zur Romantik und

zum Biedermeier gezeigt. Der Verfasser, Jahrgang 1901, gebürtiger Kölner, Schüler Kluckhohns, Mitarbeiter beim Sammelwerk „Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen“ (neun Bände der Reihe Romantik) stellt sich mit dieser gründlichen Untersuchung in den Vordergrund moderner Germanistik.

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