6647782-1958_34_11.jpg
Digital In Arbeit

Von „Akustik“ bis „Zwölftonmusik“

Werbung
Werbung
Werbung

Das Fischer-Lexikon: Musik. Herausgegeben von Dr. Rudolf S t e p h a n. Fischer-Bücherei. 383 Seiten. Preis 22.45 S.

Dieses Bändchen, das, in normalem Druck und mit entsprechendem Illustrationsmaterial versehen, ein stattliches Buch abgeben würde, enthält eine durchaus kompetente und brauchbare Entwicklungsgeschichte der abendländischen Musik nach Stichworten. Da es in erster Linie um das musikalische Material geht, liegt der Schwerpunkt auf der Geschichte und Beschreibung der Gattungen und der Begriffe, während auf das Biographische verzichtet wurde. Die Namen der Komponisten, auch der größten, finden sich lediglich im Text und im Index, wodurch das Werk die landläufigen Musiklexika bestens ergänzt. Der umfangreiche Stoff ist in meist größeren und zusammenhängenden Kapiteln, wie Akustik, Choral, Instrumente (mit Illustrationen), Klavier- und Orgelmusik, Messe. Musikwissenschaft, Orgel, Passion, Tonsystem, Zwölftonmusik usw., gegliedert. Autor der meisten dieser Kapitel ist der Herausgeber. Die Artikel übe Harmonik, Kontrapunkt, Melodik, Musikästhetik, Rhythmik Metrik und Tonsystem hat Dr. Ca'l

Dahlhaus, das über Akustik hat Ernst Milkutat “verfaßt. Eine zehn Seiten umfassende Bibliographie gibt weitere Hinweise auf Spezialliteratur. Für die ausführliche Behandlung der älteren Musik, bis zum 16. Jahrhundert, ist man besonders dankbar.

Nannerl Mozarts Tagebuchblätter, mit Eintragungen ihres Bruders Wolfgang Amadeus. Vorgelegt und bearbeitet im Auftrag der Internationalen Stiftung Mozarteum. Von Walter Hummel. Verlag „Das Bergland-Buch“, Salzburg-Stuttgart. 13 5 Seiten. Preis 96 S.

Diese Tagebucheintragungen, von Mai 1775 bis Ende September 1783, hat Marie-Anne Mozart auf Veranlassung ihres Vaters gemacht. Sie wurden durch „Randbemerkungen“ meist ironischer, kecklustiger Art ihres Bruders ergänzt, halten Ereignisse aus der großen und der kleinen Welt fest und geben ein sehr lebendiges Bild von den Ereignissen, vor allem aber vom Interes'senkreis der Familie Mozart in jenen Jahren. Nur einzelne Blätter davon waren bekannt, bis 1953 Graf Philipp Thurn-Valsassina dem Mozart-Archiv das vollständige Material zur Aufbewahrung und Publikation überließ. — Die bibliophile Ausgabe kann als mustergültig bezeichnet werden. Sie enthält, in Faksimilia, sämtliche Eintragungen, daneben in Druck die Texte Nannerls und die Wolfgangs (in Kursivschrift), ferner ausführliche und genaue Erläuterungen (S. 103 bis 129), ein Literaturverzeichnis und einen Index. Mit 21 Abbildungen, davon sechs mehrfarbigen und secht Faksimilebriefen, ist das schön gebundene Buch geradezu verschwenderisch ausgestattet — bei relativ niederem Preis. Der Herausgeber, Walter Hummel, von mehreren Mozart-Kapazitäten beraten, hat eine ganz ausgezeichnete Arbeit geleistet.

Mozart-Interpretation. Von Eva und Paul B a-dura-Skoda. Mit zahlreichen Notenbeispielen, acht faksimilierten Notenbeilagen und zwei Kunstdruckbildern. Eduard Wancura Verlag. 348 Seiten. Preis 240 S.

Gegenstand dieses gründlichen und wohlausgestatteten Bandes ist, wie der Titel anzeigt, die Interpretation mozartscher Werke, hauptsächlich vom Spieltechnischen her. Das weitaus umfangreichste Kapitel ist der Ornamentik gewidmet, und zwar wird, dem Interessengebiet der beiden Autoren entsprechend, größtenteils an den Klavierwerken exemplifiziert, die oft Takt für Takt analysiert und kommentiert werden. Wer sich, als Ausführender, genau nach den hier gegebenen Empfehlungen und Vorschriften richtet, der wird vielleicht keine groben Fehler machen, aber seine eigene Intuition weitgehend eingeschränkt sehen. — Diese akribische, zuweilen fast schon pedantische Analyse kannte man bisher nur aus Einzelinterpretationen von Wortkunstwerken und Bildern. Ausführliche Anmerkungen, Literaturhinweise und Quellenangaben erhärten die Kompetenz der Autoren auch auf musikwissenschaftlichem Gebiet.

Musik in London. Von Bernard Shaw. Suhr-kamp-Verlag, Berlin und Frankfurt. 156 Seiten. Preis 4.80 DM.

Von 1890 bis 1894 hat Bernard Shaw Musikkritiken für „World“ geschrieben, die 1931 in drei Bänden erschienen sind. Man weiß, daß G. B. S. mehr war als ein Dilettant. Er war aber auch kein Fachmann, und so haben seine Meinungen den Reiz des Unmittelbaren, Naiven, Altklugen und Vorwitzigen. — Was alles er da schildert, das Drum und Dran des Londoner Musiklebens um die Jahrhundertwende, mutet uns oft recht fremdartig und primitiv an. Einige Titel: Glucks „Orpheus“, Beethovens „Neunte“, Hans-Richter-Konzerte, Felix Mottl, die Patti, „Falstaff“ von Verdi, Schumanns „Genoveva“ — und immer wieder Wagner, der sein Idol in der Oper war. — Ernst Schoen hat die Shaw-schen Texte übersetzt und mit Fußnoten versehen, H. H. Stuckenschmidt traf die Auswahl und schrieb einen interessanten und instruktiven Einleitungsessay zu'dem Bändchen.

Gustav Mahler. Ein Porträt. Von Bruno Walter. S.-Fischer-Verlag. 112 Seiten. Preis 11.80 DM.

Das Büchlein ist eine Neuauflage der vor 22 Jahren erschienenen bekannten Huldigungsschrift mit den Kapiteln: Erste Begegnung, Hamburg, Steinbach, Wien, Letzte Jahre, Nachschaffen (Der Opernleiter und der Dirigent), Schaffen, Persönlichkeit. In einem Vorwort begründet der Autor die Neuausgabe und bekennt sich zum Genius seiner Jugend. Am wenigsten befriedigen heute die Werkanalysen, am interessantesten und wertvollsten sind die persönlichen Erinnerungen an den großen Musiker.

Bela Bartök. Eigene Schriften und Erinnerungen der Freunde. Herausgegeben von Willi Reich. Verlag Benno Schwabe & Co., Basel und Stuttgart (Sammlung Klosterberg). 138 Seiten. Preis 6.25 sfr.

Das populäre Bändchen enthält: Bartöks Selbstbiographie mit weiteren Lebens- und Werkdaten bis zur Emigration nach Amerika sowie drei seiner Studien: Ueber die neue Musik, Ueber den Einfluß der Volksmusik und Ueber Rassenreinheit in der Musik, ferner Briefe an Schweizer Freunde nebst einem Artikel von Willi Schuh über Bartöks Basler Auftragswerke, Erinnerungen an Bartök von Ernest Ansermet und Paul Sacher, einen Bericht über Bartök in den USA sowie eine Gedenkrede von Willi Reich, dem Herausgeber. — Für den Bartök-Kenner nichts Neues, zur Einführung, vor allem zur Anregung für die eingehende Beschäftigung mit Persönlichkeit und Werk des großen Komponisten geeignet.

Langspielplattenbuch 2. Konzert und Oper. Von Kurt B 1 a u k o p f. Verlag für Jugend und Volk, Wien, Verlag Arthur Niggli, Teufen. 115 Seiten. Preis 38 S.

Eine Ergänzung und Fortführung des Langspielplattenbuchs 1 vom gleichen Verfasser, zugleich ein Hinweis zur Anlage einer Diskothek für den Liebhaber-Sammler. Alphabetisch, nach Komponisten geordnet, mit Empfehlung der relativ besten, dem Verfasser bekannten Aufnahmen.

Schallplatten, mein Hobby. Plaudereien um eine Liebhaberei. Von Jimmy Jungermann. Mercator-Verlag, München. 112 Seiten. Preis 7.80 DM.

Der Autor ist im deutschen Rundfunk als Kommentator und Betreuer der leichten Musik auf Schallplatten tätig. Dementsprechend liegt das Gewicht, soweit von einem solchen die Rede sein kann, auf diesem Gebiet. Dem Sammler älterer klassischer und moderner Musik hat er nicht viel zu sagen. Dafür bekommt aber jeder Sammler einige brauchbare praktische Hinweise, so zum Beispiel über die „Plattentapete“, und wird nett über allerlei Schallplattenkuriositäten unterhalten.

Der Maestro. Von Gerard Hoffnung. 60 Seiten. — Dal Symphonieorchester. Von Gerard Hoffnung. 69 Seiten. — Beide im Verlag Albert Langen-Georg Müller, München. Preis je 5.80 DM.

Der Zeichner Gerard Hoffnung ist unseren Lesern bereits aus einer Reihe von Dirigentenkarikaturen bekannt. Das Bändchen vom Maestro mit dem magischen Staberl zeigt einen Pultvirtuosen bei seinem abenteuerlichen Tun, und zwar in allen Phasen, vom Amoroso über das Appassionato bis zum Schluß-furioso. Wer Sinn für diese Art Humor hat, kann Tränen lachen, denn das alles hat er schon einmal, nur nicht so scharf, im Konzertsaal gesehen. — Das zweite Bändchen über das Symphonieorchester ist gutartiger, aber dafür phantastischer: hier führt; Hoffnung eine Serie selbsterfundener Instrumente vor, etwa eine Kombination von Harfe und Tuba, das „Serpent“ — ein aus Sicherheitsgründen nicht mehr gebräuchliches Instrument —, eine große Trommel mit Stärkegradmesser, einen austernessenden Kastagnettenspieler und viele andere. Die ffexiblen, eleganten Bändchen sind zu Geschenkzwecken bestens geeignet Am sichersten, man schenkt sie sich selber für ein paar vergnügte Stunden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung