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Musikerporträts

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Beethoven. Sein Leben in Selbstzeugnissen, Briefen und Berichten. Von Stephan L e y. Paul-Neff-Verlag, Berlin-Wien-Stuttgart. 403 Seiten.

Das Buch hält und enthält genau das, was der Untertitel verspricht. Und zwar in solcher Fülle und mit solcher Materialkenntnis zusammengetragen, daß wohl jeder, ob nur allgemein interessierter Musikfreund oder Beethoven-Forscher, um neue, wertvolle Einsichten und interessante Details bereichert wird. Der stattliche Band wird mit einem Verzeichnis der zu Lebzeiten Beethovens entstandenen Bildnisse und einer Ahnentafel abgeschlossen. Hingegen vermißt man ein Quellenverzeichnis. Auch im Buch, vor den einzelnen Zeugnissen, fehlen manche Literaturangaben. Da heißt es zum Beispiel: „Aus den Erinnerungen der Familie Amenda“ (wo erschienen und wann?), „Blöchlinger schreibt“ oder „Der Dichter Friedrich Treitschke berichtet“ (wo?). Trotz dieser kleinen Mängel ist Stephan Leys Methode die weitaus sauberste und, wie uns scheinen will, die weitaus ergiebigste: die Dokumente, durch 64 Abbildungen im Text und auf Tafeln ergänzt, sprechen für sich selbst, und der Autor beschränkt sich auf kurze, sachlich wohlfundierte Zwischenbemerkungen. *

Zwei Urmusikanten. Smetana — Dvorak. Von

Helmut Boese. Amalthea-Verlag. Zürich-Leipzig-Wien. 435 Seiten. Preis 134 S.

Das Buch erscheint ein wenig verspätet im Hinblick auf die verschiedenen Smetana- und Dvofäk-Gedenktage, hat aber gerade jetzt, nach der Aufführung von „Dalibor“ im Akademietheater und vor der deutschen Premiere von Smetanas „Die beiden Witwen“ in der Volksoper, aktuelle Bedeutung. — Aber diese beiden Meister sind immer „aktuell“, denn ihre Meisterwerke sind ständig auf dem Repertoire der Opern- und Konzerthäuser. Freilich nur einige, und wenn man das etwa zehn Druckseiten umfassende Werkverzeichnis der beiden durchliest, mit dutzen-den Opern und Symphonien und hunderten Kammermusikwerken, ist man ein wenig deprimiert über die gnadenlos-strenge Auswahl, welche die Zeit getroffen hat, seit man Smetana vor 70 und Dvofäk vor 50 Jahren auf dem Vysehrader Friedhof beigesetzt hat. Die ausführliche, vor allem den Lebenslauf nachzeichnende Darstellung Boeses ist reich und fleißig dokumentiert; alle Inhaltsangaben der wichtigen Opern sind vorhanden; die musikkritischen Teile dagegen erscheinen etwas verkümmert. Gerade für den österreichischen Leser hat das Leben dieser beiden großen Tschechen auch bedeutendes kulturhistorisches Interesse. Schade daher, daß die am Anfang stehende Uebersicht über das Musikleben in Böhmen vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Hervortreten dieser zwei Meister so flüchtig ausgefallen ist (ganze neun Druckseiten). Wie alle Bände dieser Reihe ist auch der vorliegende mit interessanten Abbildungen und Textillustrationen ausgestattet, die zum Teil aus dem Prager Nationalmuseum und vom Prager Smetana- und Dvofäk-Museum beschafft werden konnten.

Franz Schuberts Lebenslied. Von Joseph August Lux. Speidelsche Verlagsanstalt, Wien. 308 Seiten. Preis 58 S. ,

Eine mit acht Bildern ausgestattete Neuauflage des bekannten volkstümlichen Schubert-Buches, die in der Art der „romanhaften Biographie“ geschrieben ist.

George Gershwin. Leben und Werk. Von David E w e n. Amalthea-Verlag, Zürich-Leipzig-Wien. 155 Seiten. Preis 134 S.

„Er sah den Aufstieg Amerikas zu einem mächtigen Industrieland, zu einer Weltmacht, und er war ein Element dieses Wachstums. Kein anderer Komponist fand für unsere Zeit und unser Land so bleibenden Ausdruck . . . Amerikas Hast, Energie, Jugend und Stärke werden in seinen mitreißenden Rhythmen fühlbar ... Es ist die Musik eines stählernen Z.'talters; es ist die Musik der Metropole.“ So empfinden auch wir die Musik George Gershwins, und die Begegnung mit ihr ähnelt einer zweiten Entdeckung Amerikas. Gershwins menschliches Schicksal, seine „Bildung“, soweit von einer solchen überhaupt gesprochen werden kann, und seine Karriere sind ebenso typisch amerikanisch wie seine Musik. Di Eltern, russische Juden, kamen aus St. Petersburg. Die ersten Lehrer und Vorbilder des jungen Gershwins hießen Rosenzweig, Goldfarb, Haubitzer u. ä. Mit 16 Jahren tritt er als Verlagspianist in die Schlagerbranche der Tin Pan Alley in New York. Vor kurzem hatte man in den USA den Jazz entdeckt. Gershwin war es, der ihn „salonfähig“ machte. Dies geschah mit nur fünf symphonischen Werken, einer Oper und drei kleinen Preludes für Klavier. Aber Gershwin hat viel mehr geschrieben, über drei Dutzend Film- und Revuemusiken ... Immer war er auf der Suche nach einem Lehrer. Er wurde in kürzester Zeit steinreich und fand kein Zeit mehr zu gründlichem Studium. Trotzdem haben Ravel, Strawinsky und andere bedeutende Musiker die Kompositionen von Gershwin hochgeschätzt. Gershwin wurde 1888 geboren und starb 1937 so plötzlich, wie er zum Weltruhm gekommen wbiv Dieses kurze, hektische Leben wird in dem Buch von David Ewen, der Gershwin nahestand, spannend erzählt, und man liest es mit Gewinn und größtem Interesse, zumal es sich um die erste deutsch Gershwin-Biographie handelt. Entbehrlich dagegen scheint uns das Vorwort eines jungen österreichischen Musikers, der „die irrigsten, oberflächlichsten und voreiligsten Meinungen“, die angeblich über Gershwin im Schwange sind, berichtigen will. Dabei bekommen Strawinsky, Hindemith, Kfenek und Paul Whiteman (warum nicht auch Milhaud?) Verweise wegen ihrer „kindischen Versuche“, den Jazz zu assimilieren — und wegen „mangelnder Bescheidenheit“. Aber, aber, Herr Gulda! Wem mangelt ei wohl an Bescheidenheit?

Wilhelm Furtwängler. Porträts von Roger H a u e r t, Text von Bernard G a v o t y. Verlag R. Kister, Genf. 32 Seiten. Preis 4.80 sfrs.

In der Serie „Die großen Interpreten“ (Schuricht, Kempff, Gieseking und Edwin Fischer) ist ein neuer, dünner, großformatiger Band erschienen mit meist ganzseitigen, ausgezeichneten Photos aus Furt-wänglers letzten Lebensjahren, dazu zwei Jugendbildnisse und eine Handschriftprobe. Der Musikkritiker des „Figaro“ hat dazu einen kurzen, geist-voll-preziösen Text geschrieben, der zu den raffiniert-einfachen Bildern nicht schlecht paßt. Wer Furtwängler kannte und auch wer ihn nie gesehen hat, spürt die Ausstrahlung eines großen Künstlers, eines bedeutenden Menschen.

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