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Siebente Kunst - ihre Schöpfer und Probleme

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Im Rahmen des „Fischer-Lexikons“ der Fischer-Bücherei, das in 34 Bänden eine systematische Enzyklopädie des modernen Wissens geben soll und in erstaunlich kurzer Zeit bereits auf 12 Bändchen angewachsen ist, erschien als Band 9: „Film, Rundfunk, Fernsehen“, herausgegeben von Lotte H. Eisner und Heinz Friedrich, 368 Seiten, Preis 3.30 DM.- Max Ophuls und Friedrich Bischoff waren mit dem Urkonzept des Bandes betraut; der Tod nahm dem ersteren, Krankheit dem letzteren die Feder aus der Hand. Die neuen Herausgeber sind mehr als Lückenbüßer. Sie erkannten das Gemeinsame der drei gewaltigen Themenkreise — „die umwälzende technische Revolution des 19. Jahrhunderts, insbesondere die Auswertung elektromagnetischer Wellen, und die Forderungen breiter Volksschichten auf Teilhabe am politischen, wirtschaftlichen und geistigen Leben der Epoche“ — und bauten darauf mit einem neuen Stab ausgesuchter Mitarbeiter ein noch in aller Knappheit imposantes Gebäude technischer, rechtswissenschatalicher, wirtschaftlicher, organisatorischer und ästhetischer Fragen und Antworten in Form alphabetisch geordneter Stichwörter. Der ästhetische Teil scheint dabei etwas zu kurz gekommen zu sein, der so unendlich wichtige weltanschauliche fehlt vollkommen. Das Fehlen von Personenstichwörtern im Hauptteil ersetzt zum Teil das Register. Die Bibliographie genügt für erste Hinweise. Im ganzen ein sauberes, fleißiges Werk.

Im Rembrandt-Verlag, Berlin, erschien eine neue biographische Reihe „Bühne und Film“, aus der uns vorliegen: Band 2: Käthe Dorsch (von Ludwig R e n g e r), Band 3: Gustaf Gründgens (von Friedrich Luft), Band 4: Lilly P a 1 m e r (von

Joachim W e n o). Die schmucken Glanzpappbände enthalten je 28 Seiten Text und 32 Seiten tadellos reproduzierte (vorwiegend: Rollen-) Bilder. Der Preis von 4.80 DM pro Band ist angemessen. Den drei vorliegenden Künstlerschicksalen ist die erregende, ja tragische Verbundenheit mit der bewegten Zeit, ihren Führern und Verführern gemeinsam; hierin hat besonders Friedrich Luft Darstellung der oft mißverstandenen NS-Epoche Gründgens' als einer beispiellos klugen und diplomatischen künstlerischen Resistance ein Meisterstück geliefert.

Den glanzvollen Aufstieg und ergreifend armseligen Tod im Schweizer Exil des Sängers Josef Schmidt, dessen bedeckte Stimme erst Film und Schallplatte um die Welt trugen (sein Traum: die Opernbühne blieb zeitlebens unerfüllt), hat Carl Ritter in Romanform nachgezeichnet — als „Do-kumentarspielfilm“, möchte man sagen: „Ein Lied geht um die Welt.“ Ein Josef-Schmidt-Buch. Verlag J. P. Peter Gebr. Holstein, Rothenburg ob der Tauber, 205 Seiten, Preis 6.90 DM. Die stilistisch prätentiöse Einkleidung durch den Verfasser, stellenweise etwas verschmockt, nützt der Darstellung nicht überall. Die Vorzüge des Buches sind das fleißig aufgespürte biographische Material (so die Czerno-witzer Umwelt) und die persönliche Wärme.

In einer Auflage von 10.000 Stück hat heuer das Landesjugendreferat Niederösterreichs, Wien I, Herrengasse 23, an Schulleute, Aemter und andere Interessierte einen Sonderdruck „Jugend und Film“ versandt. An den drei Abschnitten der wertvollen Untersuchung: „Grundsätzliche Ausführungen“, „Versuch einer kleinen Filmkunde“ und „Genaue Besprechungsunterlagen zur Vorbereitung und Auswertung der Filme“ haben hervorragende Fachleute mitgearbeitet. Besonders ergiebig erscheint uns der dritte Teil, der dem Lehrer und Erzieher die Unterlagen für 13 Filme für 10- bis 14jährige, neun Filme für 14- bis 18jährige und drei für Erwachsene in die Hand gibt. Die Redaktion besorgte der Landesjugendreferent Direktor Karl Bäuerle.

Die Staatliche Landesbildstelle Hessen, Frankfurt am Main, Gutleutstraße 8—12, hat bisher vier Folgen einer gemeinsam mit dem Filmstudio der Frankfurter Goethe-Universität veranstalteten, rasch populär gewordenen Vortragsreihe „W as man vom Film wissen muß“ in Vervielfältigungstype herausgegeben. Band I behandelt die psychologischen und soziologischen Probleme des Films, Band II betitelt sich „Filmschaffende berichten aus ihrer Arbeit“. Eine wahre Materialfundgrube ist Band III—IV mit einem geographischen Rundgang durch bekannte und unbekannte Filmländer: Finnland, Türkei, Sowjetrußland, Japan, Mexiko, China, Belgien, Dänemark, Schweden, Aegypten, Polen, Spanien, Tschechoslowakei und Indien. Die sachkundigen kritischen Ausführungen sind von hohem Niveau und stammen aus dem Munde der hervorragendsten Filmkenner des Landes.

Das Amerikahaus in Wien I, Opernring 1, gab kürzlich einen neuen Filmkatalog heraus, der alle im Amerikahaus erhältlichen Kulturfilme umfaßt. Diese 16-mm-Tonfilme (10 bis 60 Minuten) werden kostenlos zu Vorführungen auf nicht kommerzieller Basis verliehen, um dem österreichischen Publikum die verschiedenen Aspekte des amerikanischen Lebens (Architektur, Berufe, Erziehung, Volksbildung, Geographie, Geschichte, Handel, Verkehr usw.) näherzubringen.

Der seltene Fall, daß ein Buchhandlungskatalog in die „Filmliteratur“ einzubeziehen ist, trifft für den Handkatalog 1958 des Antiquariats Hans Rohr, Zürich 24, Oberdorfstraße 5, zu. Denn diese Buchhandlung ist ein europäisches Zentrum für Filmliteratur und ihr Katalog demnach eine fast lückenlose Bibliographie. Aus den Preisen der einzelnen Werke ist leider zu entnehmen, daß der Buchhändler von sich selber die gleich hohe Meinung hat.

Der ungewöhnliche Vorgang, daß der Film literarischen Best-Büchern gleichrangige Verfilmungen an die Seite setzt, rechtfertigt vielleicht an dieser Stelle die Erwähnung zweier Neuerscheinungen in Kleinbücher-Reihen: Gilbert Keith Chestertons spannende, amüsante und von unaufdringlicher Religiosität erfüllten Kriminalgeschichten „Skandal um Pater Brown“ (Herder-Bücherei Nr. 23) und G. Marottas bittere, doch auch gütige und weise Erinnerungen an seine Vaterstadt, „Das Gold von Neapel“ (Fischer-Bücherei Nr. 228). Hier haben zwei Filme gesühnt, was Dutzende Vorgänger an literarischem Gut gesündigt haben.

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