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Rundgang durch Wiener Ausstellungen

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Nach den großen Ausstellungen des ersten Vierteljahres bringt der Frühlingsbeginn nur einige kleinere Ausstellungen, von denen mehrere stärkere Beachtung verdienen.

In den Ausstellungsräumen des Konzerthauses ist zum ersten Male die „N e u e Oberösterreichische Künstlergruppe“ zu Gast, die sich um K u b i n als bedeutendste Persönlichkeit gruppiert, der in einer Reihe kolorierter Federzeichnungen verschiedene biblische Motive mit der ganzen Kraft seiner eigenwilligen Kunst gestaltet hat. Eine der stärksten Begabungen dieser Vereinigung ist zweifellos Margret.Bilge r, deren Holzrisse entweder die heimische Landschaft zu künstlerischem Erleben steigert oder Märchenmotive zu wirkungstiefen Bildkompositionen auswerten. Bai allem modernen Empfinden wurzeln .diese oberösterreichischen Künstler doch stark in bodenständiger Tradition und selbst dort, wo der Einfluß Piccassos oder der Surrealisten in ihrem Schaffen zu verspüren ist, hat man doch das Gefühl, daß es sich in einer k-äftigeren, gesünderen Luft entwickele. Rudolf Hoflehners traumhafte Visionen zerstörter oder dem Untergang geweihter Städte, Alfons Ortners spukhafte Gestaltungen erlebten Grauens der letzten Jahre, verraten beachtens werte Begabung. Das Gewitterbild H a z o d s, Anna Mntters in ; atmosphärisdier Stimmung und starker Farbigkeit gemalte Landschaften sowie verschiedene Arbeiten Z ü 1 o w s, Dr. E. H o f m a n n s, K r e j c i s und B a b u 1 a s sowie einzelne Bilder der talentierten Sonja von N o r m a n n, deren Malweise an moderne Franzosen erinnert, seien abschließend genannt.

In ihrer Galerie am Opernring veranstaltet die „W irtschaftsgenossenschaft bildender Künstler“ eine kleine Ausstellung „W i e n e r Motiv e“, in der neben schwächeren, einige sehr bemerkenswerter Arbeiten zu sehen sind. Unter den Bildern sei auf Max Neuböcks eindrucksvolles „Alt-Breitensee“ und auf das schöne Interieur Lea Reinhardts „Aus dem Barockrrruseum“ hingewiesen. Die Architekturzeichnungen von S. Theiß, Aquarelle von H. Fischer, F. Hula und Wilhelm Kaufmann halten reizvolle Wiener Stadtmotive fest. Neben Bildern von G u n s a m, Lex und Miller-Hauenfels müssen auch die guten Wachsreliefs von L a s e r z hervorgehoben werden.

Leider nur für allzu kurze Zeit sind die meisterhaften Lichtbilder schweizerischer Berufsphotographen in einer Sonderschau „D ie moderne Schweiz“ in den Räumen der „Graphischen Lehranstalt“ den Liebhabern der Lichtbildkunst zugänglich. Die prachtvollen Porträts des Solothurners Hermann König und ,der Germaine Martin aus Lausanne haben wirklich künstlerisches Niveau. Der Züricher W o 1-gensinger ist nicht nur ein Landschaftsphotograph von erlesener Qualität, er bringt auch meisterhafte Architekturaufnahmen und brillante Aufnahmen aus dem Bereiche der Technik. Ausgezeichnet ist in Bild des Chorgitters der Kirche von Einsiedein von O. Pfeifer aus Luzern, der auch schöne Motive aus dem Bergbauernleben beigesteuert hat. Brillante Ameisenaufnahmen von Charles Zbinden (Bern) sowie verschiedene her-^ vorragende Aufnahmen von A. Pedrett, Leonard von Matt, H. Steiner, H. Staub, von B e r 1 i n g e r und Pampa-1 u c h i sowie von der Fachklasse der Züricher Gewerbeschule, ergänzen diese hochinteressante Schau zeitgenössischer Schweizer Liditbildkunst.

In den Räumen des „W iener Kunsthandwerkvereines“ in der Kärntnerstraße wurde kürzlich eine Leistungsschau eröffnet, die erfreulicherweise den Beweis liefert, daß das Wiener Kunstgewerbe bereits wieder seinem wohlerworbenen Rufe gerecht wird. Neben geschmackvollen Erzeugnissen des Modehandwerks, unter denen Entwürfe von Henrik Roberta Huszarek und Viktor W e i t h o f e r besonders auffallen, zeigen die kunstgewerblichen Arbeiten aus der Künstlerwerkstätte Prof. Hoff manns durch Geschmack und handwerkliche Gediegenheit Höchstleistungen an Metallarbeiten und Keramik. Originelle Arbeiten Carl A u b ö c k s, Leuchter und Buchstützen, eine Plastik Prof. P o w o 1 n y s, sowie verschiedene Werkstücke von Max Welz, Eva Scherer, Hagenauer und Maria Schneider, endlich die Keramiken Herta B u c h e r s sind geeignet, das durch die Kitschfabrikation der letzten Zeit geschädigte Wiener Kunstgewerbe auch im Auslande wieder zu rehabilitieren.

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