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Italienischer Komponist und Gastdirigenten

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Gewissermaßen die „Krönung“ der Bestrebungen und Leistungen der österreichischen IG N M war der Besuch Luigi Dallapiccolas in Wien, der mit dem Geiger Sandro Materassi ein Konzert gab und diese Veranstaltungsreihe in der Staatsakademie mit der Uraufführung seines letzten Werkes auszeichnete. „T a r 11 n i a n a s e c o n d a“ ist ein viersätziges Divertimento für Violine und Klavier, dessen einzelne Sätze (Pastorale, Bourree, Presto legierissimo und Variazioni) sich durch einen sehr zarten, durchsichtigen Klaviersatz und einen virtuos-geigerisch gestalteten Solopart auszeichnen. ~ Wesentlich gewichtiger war das zweite Werk Dallapiccolas, das in diesem Konzert erstaufgeführt wurde, die „D u e S t u d i“ von 1947 mit einer sehr aparten Sarabande und einem wirkungsvollen, dramatischen Musizierstück als Abschluß: Fanfara e Fuga. — Im ersten Teil ihres Konzertes spielten Dallapiccola und MateraSsi eine recht unbedeutende und epigonale Sonate von Nino R o t a und das in' Wien wiederholt aufgeführte „Duo concertant“ von Strawinsky: zum Abschluß eine reizende, noch ganz impressionistische Sonate von M i 1 h a u d aus dem Jahre 1917. — Dallapiccola war nach Wien aus Graz gekommen, wo er — während des ersten Weltkrieges — zwei Jahre seiner Kindheit verbracht hat. Die Stadt, die sowohl ,.Nachtflug“ als auch die „Gesänge aus der Gefangenschaft“ als erste in Oesterreich aufgeführt hat. empfing „ihren“ Komponisten bereits am Bahnhof mit einem Dallapiccola-Chor und lud ihn in jenes Opernhaus ein, wo er einst als Kind den Entschluß gefaßt hat, Komponist zu werden.

Otto K 1 e m p e r e r, in früheren Jahren viel bewundert und viel gescholten wegen seiner temperamentvollen Eigenmächtigkeiten bei der Interpretation klassischer Werke und wegen seines draufgängerischen Avantgardismus, gehört heute zur Klasse der „Großen Vier“ (oder sind's nur noch zwei?). Im Großen Saal des Konzerthauses hörten wir unter seiner Leitung, von den Symphonikern gespielt, Bachs Suite D-dur, Nr. 3, die 3. Symphonie von B r a h m s und Beethovens Siebente. Von schwerer Krankheit erholt, ist dieser Riese immer noch der souveräne Herr des Orchesters. Von jedem Satz, von jedem Werk hat er eine absolut einheitliche und einfache Vorstellung, der alle Details untergeordnet werden Da gibt es keine Effekte und „fließenden Uebergänge“, (keinen Orchesterglanz und keine Solistenvirtuosität der einzelnen Spieler. Ein großer Ernst beherrscht sein Musizieren, von dem das ergriffene Auditorium ebenso beeindruckt war wie von der äußeren Erscheinung des großen Künstlers.

Es gibt eine Art Trivialvorstellung vom italienischen Operndirigenten. Dieser gilt als der Mann des muntren Brios, der leidenschaftlichen Kantilene und der nicht enden wollenden Fermate Die Wirklichkeit sieht dann meist anders aus. So erwies sich zum Beispiel Mario R o s s i, der eine Neueinstudierung von Puccinis „T u r a n d o t“ in der Staatsoper leitete, eher als ein strenger Dirigent, der, gestaltend und dämpfend, die großen musikalischen Formen dieser Oper herausarbeitete. — Die vom Theater an der Wien bekannten Bühnenbilder Robert Kautskys machen mit ihrem düstren Prunk auch im neuen Opernhaus am Ring einen starken Eindruck. Die Hauptpartien waren mit Gertrude Grob-Prandl und Karl Terkal gut besetzt, Spiel und Chorregie waren nicht sehr lebendig; am besten geriet die Szene der drei Minister mit Wächter, Klein und Dickie. Die Partie der Liu (Lotte Rysanek) harrt der Um-besetzung.

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