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Eroffnung des Chorfestes

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Am Vorabend zelebrierte Erzbischof Dr. J a c h y m in der Augustinerkirche ein Pontifikalamt, zü dem der Wiener Singverein, der damit den 100. Jahrestag seines ersten öffentlichen Konzertes beging, Joseph Haydns „Nelson-Messe“ sang. Die Gesänge des Proprium Missae wurden von der Schola des Wiener Priesterseminars im Gregorianischen Choral gesungen. Das Jubelfest eines konzertierenden Chores in den Dienst der Liturgie zu stellen, war Bekenntnis und Vorbild, zugleich sakraler Beginn und Weihe kommender Festwochen. Die geistige Haltung der ausgeglichenen und disziplinierten Wiedergabe entsprach diesem Gedanken und bewies wieder einmal mehr, daß auch die sogenannte symphonische Kirchenmusik ihren Platz in der Liturgie hat. Ilona Steingrube r, Dagmar Hermann, Julius Patzak und Norman Foster als Solisten, die Wiener Symphoniker als allzeit getreues Orchester, die klangschöne Leistung des Chores und die fein abgestimmten Zwischenspiele von Josef N e b o i s (Orgel) wurden vom Dirigenten Dr. Reinhold S c h m i d im besten Sinne zur Würde des Gottesdienstes zusammengefaßt.

Die eigentliche Eröffnung des 'Europäischen Chorfestes erfolgte am darauffolgenden Vormittag im Großen Musikvereinssaal durch den Bundespräsidenten Dr. Adolf Schärf, der in seiner Ansprache von der völkerverbindenden Kraft und Mission der Musik sprach, die in jeder Sprache verstanden werde, in wie vielen Sprachen auch während des Chorfestes musiziert werden würde. Vorhergehende Ansprachen des Bürgermeisters von Wien Franz Jonas und des Präsidenten der Gesellschaft der Musikfreunde, Doktor Alexander Hryntschak, wiesen besonders auf das Erbe und die Verpflichtung Wiens als Musikstadt hin. Der Singverein unter Leitung von Dr. Reinhold Schmid sang zu Beginn Johann Sebastian Bachs Motette „Singet dem Herrn ein neues Lied“. Es folgte eine erhebend schöne Wiedergabe von Anton Bruckners Großer Messe in f-moll, die einen Hauch ihres eminenten' liturgischen Gehaltes in den Konzertsaal strömte. Der exakten und klanglich hervorragenden Leistung des Chores vereinten sich die solistischen von Wilma Lipp. Elisabeth Höngen, Anton D e r m o t a und Hans Braun, das Orchester der Wiener Philharmoniker und Josef Nebois (Orgel). Die schwungvolle und in ihrer geistigen Haltung besonders eindringliche Leitung des Dirigenten Wolfgang S a w a 1-lisch ist besonders zu betonen.

Der erste Abend: Die H u d d e r s f i e 1 d - C h o-ral-Society, gemeinsam mit dem Orchester der Wiener Symphoniker, geleitet von Sir Malcolm Sargent, führten das Oratorium „Der Messias“ von Georg Friedrich Händel auf. Um es gleich zu sagen: Diese Wiedergabe wurde allen Zuhörern zum Eilebnis, obgleich das-Werk wenigen unbekannt sein dürfte. Das Erlebnis lag aber nun nicht iri ungewohnten Teinpis oder dynamischen Effekten, sondern in der atemlosen Spannung, die von der Ouvertüre bis zum Schluß alles in Bann hielt. Es ist die geistige Haltung, die im absoluten Dienst des lebendigen Kunstwerks dieses immer neu und lebendig macht. Es ist ferner die innige Vertrautheit des Dirigenten

Wolfgang Sawallisch leitete das Eröffnungskonzert mit der Partitur und dem hinter ihr waltenden gewaltigen Gedanken, der schon im Titel manifestiert ist. Die Solisten Elsie M o r i s o n, Norma Procter, William M c A 1 p i n e und lames M i 11 i g a n durchbrachen bei enormer persönlicher Leistung nirgends die in solcher Vollkommenheit seltene Einheit der Gesamthaltung, eben jene geistige Einheit des vollkommenen Dienens am Werke, der sich auch Eric Chadwick an der Orgel und in besonders feinfühliger Weise das Orchester einfügte.

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