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Kepler-Oper und Mahler-Symphonie

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Aus Anlaß seines 65. Geburtstages wurde Paul H i n d e m i t h von der Wiener Konzerthausgesellschaft eingeladen, seine Kepler-Oper „Die Harmonie der Welt“ in konzertanter Form vorzustellen und zu dirigieren. Gelegentlich der Besprechung der Uraufführung bei der Eröffnung der Münchner Festspiele wurde an dieser Stelle das Bühnenwerk ausführlich gewürdigt. („Die Furche“, Nr. 43/1957.) Im Festkonzert, das am 18. November im Großen Konzerthaussaal stattfand, erwies es sich, daß die Loslösung eines klingenden Bilderbogens, wie diesen, vom Szenischen ihre bekannten Nach- und Vorteile besitzt. Auf der Bühne wäre beispielsweise die Atmosphäre in Prag (1. Szene des 1. Aufzuges) und noch mehr die folgende mit der ganzen Einprägsamkeit, wie sie der Komponist geschaut hat, deutlich geworden. Die Vorteile hinwieder lagen in der ermöglichten Konzentration auf die Musik allein, auf ihre überaus kunstvolle Gesamtanlage, auf das Formenspiel und auf die geistige Konzeption überhaupt, die weite Perspektiven erschließt. Die Wiener Singakademie (von Dr. Hans Gillesberger einstudiert), das vortrefflich spielende Orchester der Wiener Symphoniker unter den alle Linien der Partitur eindrucksvoll nachzeichnenden Händen Hindemiths sowie die Solisten (Ludwig Welter, Carlos Alexander. Murray Dickie, Kunikazu Ohashi und Eveleyn Lear — fast alle in Doppelpartien) haben zum Gelingen des festlichen Abends beigetragen. Mitwirkende und Komponist wurden herzlich gefeiert.

Hier waren Chaos und Kosmos einander gegenübergestellt. — Die Idee der Vergänglichkeit und des in Gott ewigen Lebens lag dem Oratorium „Kein Mensch kennt.seine Zeit“ zugrunde, von Kaimund W e i 8-e n s t e i n e r -für Soli, Chor und Orchester über zahlreiche Stellen der Heiligen Schrift komponiert. Voh dieser Uraufführung im Großen Konzerthaussaal gingen starke Wirkungen aus. Im ersten Teil des Werkes werden die Geheimnisse aufgezeigt, die sich nur dem demütigen Glauben über Leben und Tod hinweg erschließen. Im zweiten Teil wird am Beispiel der Erweckung des Lazarus die Macht des Herrn über Tod und Leben erwiesen. Dem ersten Teil kann man mehr epischen, dem zweiten mehr dramatischen Charakter zubilligen — der Charakter des Oratoriums an sich wird aber durchaus einheitlich festgehalten. Sowohl die erzählenden Partien und die geistlichen Betrachtungen, als auch die drängende Sprache des Gefühls und des Glaubens gewannen, von dem mächtigen Auftakt des Chors zu Beginn an immer mehr an Rundung. Es war im übrigen ein großer Abend der Konzertvereinigung W i e-ner Staatsopernchor und der Wiener Symphoniker. Unter der Leitung des Komponisten wirkten als Solisten mit: Laurence Dutoit, Margareta Sjöstedt, Kurt Equiluz, Norman Foster und Friedrich Nidetz1 y. Der Beifall war stark.

Die 7. Symphonie von Gustav M a h 1 e r gehört zu den drei „Vernachlässigten“ des Meisters; die Aufführung durch die Wiener Philharmoniker war daher sehr zu begrüßen. Der Dirigent Rafael K u b e 1 i k zeigte von Anbeginn-, daß er starke Beziehungen zur Klangwelt Mahlers hat. Er hat die romantischen Farben nicht zu stark aufgetragen, hat dieser Symphonie, die zu den zuversichtlichen gehört, mit freundlichen Akzenten versehen: eine Welt, die uns nahesteht, eine Luft, die wir brauchen. Die Abfolge der fünf Sätze war in jeder Phase durchdacht und durch den Dirigenten gut angelegt, das Orchester hat — vor allem im Trauermarsch der Einleitung, in dem romantischen Volkston des zweiten Satzes und in den durch solistisch eingesetzte Streicher gemalten Farben der zweite Nachtmusik (4. Satz) beste philharmonische Tradition erwiesen. — .Zu Beginn des. Konzerts wurde zum Gedenken -an Dimitri Mitropoülos die „Maurerische Trauermusik“ von Mozart gespielt.

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