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Mathis und Mahler

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Im Jahre 1935 hatte Paul Hindemi th die Partitur seiner Grünewald-Oper „Mathis der Maler“ vollendet, aber erst 1938 konnte das Werk in Zürich uraufgeführt werden, denn die deutschen Bühnen waren ihm verschlossen. Nach 1946 wurde Hinde-miths Meisteroper an fast allen großen deutschsprachigen Opernhäusern gegeben. Die Wiener Staatsoper folgte als eine der letzten. — Man hat inzwischen mit der Inszenierung Erfahrungen gesammelt, und das große dreiteilige Altarbild als Rahmen mit

Es, föJromt frfielj\räuan„iieJdaS-“&V macht wird, und man muß leider feststellen, daß die Wiener Inszenierung keine der glücklichsten war. (Von der Besprechung des Werkes, seines Ethos, seiner Zeitbezogenheit und seiner Musik können wir absehen, da ihm die Kunstsonderseite in der „Furche“ vom 3. Mai, 18. Folge, gewidmet war.) Die Oper spielt in zwei Sphären: einer realen (historischen, bürgerlichen) und einer (echt!) mystischen. In der Staatsoper fehlte der ersten die Geschlossenheit, die Atmosphäre, und bei der Darstellung der mystischen hat man Transzendenz mit Transparenz verwechselt. Die Bühnenbilder und Kostüme schuf Robert K a u t-s k y, Regie führte Adolf Rott. Die Führung der Hauptdarsteller war manchmal etwas beiläufig, die des Chores unbefriedigend. Karl Böhm hat den musikalischen Teil gewissenhaft vorbereitet und mit den Philharmonikern klangprächtig und im allgemeinen auch sauber musiziert. Nicht vermeiden konnte er, daß die Sänger durch das polyphone Orchester wiederholt gedeckt wurden. Paul Schöffler hat den Titelhelden vor allem darstellerisch eindrucksvoll und ergreifend gestaltet, Karl L i e b 1 als Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz, bot auch stimmlich eine hervorragende Leistung, ebenso Oskar Czerwenka als reicher Mainzer Bürger (Riedin-f.er) und Anton D e r m o t a als Bauernführer Schwalb. — Besonders glücklich waren die beiden weiblichen Hauptrollen besetzt, die auch vom Komponisten mit den besten Gesangspartien bedacht worden sind: Lisa Deila Casa als Ursula (Riedingers Tochter) und Wilma Lipp (Regina, Schwalbs Tochter). Es gab lebhaften Applaus nach den einzelnen Bildern und viele Vorhänge am Schluß.

Das 8. und letzte Konzert des Zyklus ,.D i e große Symphonie“ wurde von Joseph Kei 1-b e r t h geleitet. Interpretin des Soloparts von M o-zarts Klavierkonzert d-moll war die hochmusikalische Pariserin Monique Haas, die sich vor allem als Ravel-Interpretin einen Namen gemacht hat. Sie ist auch in der Welt Mozarts zu Hause und erfreute durch ein technisch vollkommenes, im Ausdruck etwas verhaltenes und stilvolles Spiel. — Die 4. Symphonie Gustav M a h 1 e r s — mit ihren Tempobezeichnungen „bedächtig“ — „gemächlich“ — „ruhevoll“ — „behaglich“ — lag dem Dirigenten besonders gut. Keilberth hat die einzelnen Sätze plastisch gestaltet und dabei die Einzelheiten nicht vernachlässigt. Elfriede Trötschel sang im letzten Satz das Solo vom „Himmel voller Geigen“. Das Orchester der Symphoniker war in bester Form und hat die Mahler-Symphonie mit vorbildlicher Tonschönheit und Präzision gespielt.

Armando AI b e r t i, ein amerikanischer Dirigent wienerisch-italienischer Abstammung, dirigierte das Kammerorchester der Wiener Konzerthausgesellschaft. Mit der Erstaufführung von Lee H o i-b y s „Design vor Strings“ absolvierte er eine Fleißaufgabe und ging dann recht bravourös und forsch im Tempo Haydns c-moll-Symphonie an. — Ralph Kirkpatrick war der Solist des etwas künstlichen und klassizistischen CembaloKonzerts von Manuel de F a 11 a, und H o n e g-g er s 2. .Symphonie, mit dem wirkungsvollen Trompetenchoral im letzten Satz beschloß das Konzert des talentierten Dirigenten, unter dessen Leitung das Kammerorchester mit offensichtlichem Vergnügen musizierte.

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