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Symphoniker / Rundfunkorchester

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Nach einer ziemlich robusten und unprofilierten Wiedergabe von Mozarts Haffner-Symphonie (KV 38!) konnte William Yarborough als Gastdirigent der Wiener Symphoniker seine Orchesterführung überzeugender in Bohu-slav M a r t i n u s' Streicherpartita gestalten. Die folgende „School for Scandal“ von Samuel B a r b e r hatte Schwung und Farbe. Leider erwies sich die abschließende 1. Symphonie von Tschaikowsky stärker als der Dirigent und geriet daneben, wofür wir dem Orchester nicht die Schuld geben können. Ein Trost: sie wäre auch bei einwandfreier Wiedergabe kaum eine Offenbarung gewesen.

Auch das Musikvereinsquartett hatte einen weniger guten Tag. Hier gelang zwar die straffe Profilierung der Werke (Brahms : Streichquartett c-Moll, op. 51/1, Schubert: Streichquartett G-Dur. op. 161, dazwischen Bela Bart 6k: 3. Streichquartett). letzteres in hervorragender stilistischer Verve — und doch fehlte (sogar bei Schubert) der mitreißende Schwung. Eine gewisse Lustlosigkeit, verbunden mit teilweiser Beeinträchtigung der gewohnten Tonschönheit war leider nicht wettzumachen.

„Musik um 1800“ hieß das Konzert, darin Paul Badura-Skoda das Wiener Kammerorchester als Solist und Dirigent führte. Zwischen Mozarts Klavierkonzert F-Dur (KV 459) und Konzertrondo A-Dur (KV 386) stand eine Symphonie von Jan Hugo Vorisek (1791 bis 1825), als Abschluß das Klavierkonzert Nr. 1, op. 15 von Beethoven. Badura-Skodas Klavierspiel hatte die gewohnte Eleganz und Leichtigkeit. Das Orchester aber war den bald sitzenden, bald stehenden Dirigenten nicht gewohnt und musizierte flächig und grob. Die Symphonie von Vorsek bewies immerhin die künstlerische Höhe der Kleinmeister jener Zeit.

Irmgard Seefried sang Goethe-Lieder von Franz Schubert, in einer gewiß sorgfältigen, dennoch nicht ganz glücklichen Auswahl, besonders im ersten Teil, der nach dem wundervollen ..Gany-med“ den „Erlkönig“ brachte, der ihr weit weniger „lag.“ Höhepunkt und vollkommenste Kunst aber waren die Gesänge Gretchens aus „Faust“ und darin insbe-sonders die Domszene. Eric Werba war wie immer nicht nur Flügeladjutant, sondern Mitgestalter. F. K.

An Stelle des angekündigten Philharmonikerkonzerts unter Carl Schuricht wurde am vergangenen Sonntag, vormittag 11 Uhr, durch den Österreichischen Rundfunk ein Konzert aus dem Großen Sendesaal übertragen, das der 76jährige Robert Heger — für viele ältere Wiener Opernfreunde ein Begriff und eine liebe Erinnerung — dirigierte. Des Schweizers Heinrich Sutermei-ster viersätziges Divertimento ist ein unterhaltsames Stück von gemäßigt moderner Machart. An einen concertino-artigen ersten Satz schließt sich ein Trauermarsch, mit einer Tarantella endet das munter-gefällige Werk, in dem der Autor von einem halben Dutzend erfolgreicher Opern sich als geschickter Instrumentator erweist, der aus seinen nicht eben sehr substantiellen Einfällen tänzerische Orchestersätze zu formen versteht. (Ein Avis für Choreographen: eine gute Ballettmusik!) Der Schlesier Günther B i a 1 a s, ehemals Schüler von Max Trapp, heute Leiter einer Kompositionsklasse in Detmold, macht es sich und dem Hörer wesentlich schwerer. Er hat sich eine eigene Zwölftontechnik ausgedacht und schreibt eine ebenso dichte wie emotionelle, harmonisch zuweilen recht „haarige“ Musik. Der Solopart seines C e 11 o k o n-z e r t s, ansptuchsvoll und vertrackt, ist mit technischen Schwierigkeiten gespickt, deren sich Gaspar C a s s a d o mit bewundernswerter Fertigkeit und Musikalität entledigte. Ebensosehr war der bejahrte Dirigent zu bewundern, der sich mit großer Sicherheit und schönem Elan für neue Musik einsetzt. (Beide Werke erklangen als Erstaufführungen.) Den zweiten Teil des vom Orchester des österreichischen Rundfunks ausgeführten Konzerts bildete die 2. Symphonie von Robert Schumann.

Das 3. Konzert des Romantiker-Zyklus der Wiener Symphoniker unter Wolfgang Sawallisch begann mit Regers Mozart-Variationen, deren einzelne Stücke nicht ganz jene sichere Kontur und jene orchestrale Intensität hatten, wie man sie von früheren Interpretationen des Orchesters kennt. Dann spielte Alfred Brendel, dessen Liszt-Interpretation wir erst vor kurzem an dieser Stelle rühmen konnten, den Solopart des A-Dur-Kla-v i e rJtOjtijZ ejjJftjVCjjfoLi s z t und holte an Wirkung, Emotion und Gehalt heraus, was'^irgend in dem Werk steckt. (Es ist, im Unterschied zu anderen Kompositionen Liszts, nicht gerade sehr viel.) Den zweiten Teil des Konzerts bildete die auf unserer Referatseite wiederholt besprochene 4. Symphonie von D v o f a k, ein Paradestück des Orchesters und seines Dirigenten, die sich anschließend auf eine Tournee in die Schweiz begeben.

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