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Konzert und Quartett

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Den Reigen der Chopin-Abende in dessen 150. Geburtsjahr eröffnete der junge Pianist Walter K 1 i e n mit einem ebenso sorgfältig gewählten als durchgestalteten Programm. Seine geistige Profilierung vermochte einerseits die b-moll-Sonate, op. 3 5, in ihren einzelnen Teilen enger zum Ganzen zu schließen, als dies meist geschieht, anderseits Folge der 24 Preludes (op. 28) in ihrer Vielfältigkeit und Vielfarbigkeit wie einen zarten Teppich auszubreiten. Berceuse, op. 57, und Scherzo, op. 20, ergänzten in ihrer Art die Größe, den Erfindungsreichtum und die formale Kunst Chopins.

In einem Konzert der „Wiener K u 11 u r g e-Seilschaft“ spielte Leonore Klink er fuß, vom Orchester der Kulturgesellschaft unter Josef Maria Müller begleitet, das selten gehörte Zweite Konzert für Klavier und Orchester d-moll, op. 40, von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Ihr Spiel hatte Schwung und exakte Phrasierung und riß durch Elan und Gelöstheit Orchester und Dirigenten mit, die in der folgenden 1. Symphonie von Robert Schumann eine recht anerkennenswerte Leistung boten, während die „Nänie“ von Brahms (mitwirkend der Chor der Kulturgesellschaft und der Verkehrsbetriebe) über eine gewisse Bravheit nicht hinauskam.

Im Sonntagvormittagskonzert des Rundfunks spielte Rosl Schmidt (Symphoniker, Wilhelm Loibner) das ebenso selten gehörte Klavierkonzert von Hans Pfitzner, Es-dur, op. 31, eine Kostbarkeit der Klavierliteratur, und wurde allen geistigen, formalen und technischen Anforderungen nicht nur gerecht, sondern bot eine Meisterleistung schlechthin. Ber-lioz' „Römischer Carneval“ und Mendelssohns „Schottische Symphonie“ ergänzten das Programm auf gleichem Niveau.

D*uiüFrf^d-rQuartett“ (in Resi4ence at the, Urfltoisjlteivofe9'Re<nall4*,- California) überjaschtf„ durch .eine wohl teilweise „zelebrierte“, doch blitzsaubere und exakte Wiedergabe eines Haydn-Quartetts (D-dur, op. 20/4) sowie eines Mozart-Divertimentos (KV 136), wurde aber dann am lebensvollsten und gelöstesten bei Anton Dvoraks Streichquartett F-dur, op. 96. Dazwischen war mit „Dover Beach“ von Samuel Barber, einer Arie für Mezzosopran und Streichquartett (mitwirkend Virginia Jaeger), der zeitgenössischen amerikanischen Musik ein Tribut gezollt.

Im Orgelkonzert der Klasse Alois Forer spielten sechs Schüler sechs bedeutende Werke von sechs bedeutenden Komponisten. Franz Schmidts Toccata und Fuge As-dur (Rudolf Scholz), Max Regers Fantasie und Fuge d-moll, op. 13 5 b (Herbert Tachezy), Cesar Francks, Choral Nr. 3 (Klaus Kratzenstein) und Paul Hindemiths Sonate II (Anton Marik) wurden einwandfrei überspielt und übertroffen, auch an Publikumswirkung, durch Joh. Seb. Bachs Toccata, Adagio und Fuge C-dur (Otto Bruckher) und Olivier Messiaen „Dieu parmi nous“ (Kurt Neuhauser). Das durchaus überdurchschnittliche, ernste Format der Schüler beweist die Berufenheit des Lehrers.

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