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Von Bruckner bis Hindemith

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Stanislav Skrowaczewski dirigierte das Orchester der Wiener Symphoniker in einem Konzert im Zeichen der Romantik: Robert Schumanns 4. und Anton Bruckners 7. Symphonie. Um es gleich zu sagen: Schumann kam glänzend, Bruckner effektvoll heraus. Ist das erstere Werk als eine Variante der klassischen Symphonieform zu erkennen, gelang es hervorragend, die romantische Seele der Musik aufleuchten zu lassen. Bei dem zyklopischen Dom Bruckners blieben wohl alle Nischen und Fenster erhellt, aber der innere Zu-sam.tppnhang litt damntöb „Trp.ty, der“,getl waltigen formalen Aufgabe ist Bruckner eben doch nur im Geist zu erfassen und zu erfühlen. Aber das Formale war in Ordnung und tat seine Wirkung.

Das Konzert der Wiener Kulturgesellschaft war romantischer Musik gewidmet, insofern man das Vorspiel zum zweiten Akt der Oper „Versuchung“ von Oskar Dietrich in seinem Duktus als nachromantisch empfindet, obwohl es formal aus Präludium und Fuge besteht, daher im Aufbau klar und ebenso gekonnt ist. Der Pianist John Lill als Solist des Konzertes für Klavier und Orchester d-Moll, op. 15, von Johannes Brahms vermochte Orchester und Dirigent mitzureißen und so das Werk von sich aus zu profilieren. Nach der Pause wurde die Messe in d-Moll von Anton Bruckner musiziert. Dem Chor der Kulturgesellschaft gesellte sich dabei der Chor des Gymnasiums St. Pölten zu. Diese Verbindung schuf zwar eine Fülle, aber — vielleicht infolge von zuwenig gemeinsamen Proben — keine Klanghomogenität (was bei gemeinsamem Singen von Frauen- und Knabenstimmen stets problematisch bleibt). Eine gute Leistung, besonders als Quartett, boten die Solisten Emiko Iijana, Kinu Egawa, Werner Kren und Paul Karolidis. Das Orchester der Kulturgesellschaft tat sein Möglichstes, was auch vom Dirigenten Josef Maria Müller gilt. Der Anspruch des Programms wurde von der Leistung nur den Buchstaljen, nicht aber dem Geiste nach erfüllt. Unter den Zuhörern befand sich der gegenwärtig in Wien weilende Komponist Dimitri Schostakowitsch, der vom Diri-gentei. öffentlich begrüßt wurde. K. '

Der Vorzug des 5. Konzerts im Barock-Zyklus der Konzerthausgesellschaft bestand vor allem in der Schönheit, dem präklassischen Adel der Musik Händeis, wobei die beiden Orgelkonzerte (in d-Moll und B-Dur) im Vergleich mit der vielgespielten „ Wassermusik“ und dem Concerto grosso F-Dur als die gewichtigeren erscheinen. Mit Anton Heiller an der Orgel blieb hier kaum ein Wunsch unbefriedigt, während man sich vom Wiener Kammerorchester unter der Leitung des jungen Dirigenten Theodor Guschelbauer

den.Stücken der zweiten Kategorie mehr Klangfülle und Intensität gewünscht hätte.

Ein Programm, wie man es nicht alle Tage, höchstens einmal im Monat in Wien hören kann, brachte „Die Prager Kammerharmonie“ unter ihrem Dirigenten Libor Peiek mit. In dem rund ein Dutzend Musiker umfassenden Ensemble dominieren durchaus die Bläser. In Slra-winskys Konzertsuite aus „Die Geschichte vom Soldaten“ traten zu ihnen noch ein Kontrabaß, eine Violine und ein Schlagwerker. Darnach folgte ein wenig bekanntes — und in der Tat auch recht sprödes und keineswegs kapriziöses — „Capric cio“ von Janälek für Klavier und Bläser, das dieser auf Bestellung eines kriegsverletzten (einarmigen) Pianisten im Jahr 1926 geschrieben hat und ursprünglich „Vzdor“ das heißt „Trotz“ nennen wollte. Nur im letzten Satz, einem Andante, gibt es eindrucksvolle, ja ergreifende Stellen. — Nach der Pause hatte Spielmusik französischer und deutscher Observanz das Wort: eine polytonale, etwas gesichtslose Fünf-Minuten-Symphonie des unvorstellbar produktiven Darius Milhaud und Paul Hindemiths hartklingende, aber brillante Konzertmusik für Klavier, Blechbläser und zwei Harfen aus dem Jahr 1931. Den 1. Satz spielten die Prager mit einer fast ekstatischen Intensität, den letzten glänzend und virtuos. Dazwischen gab es „Luftlöcher“; aber keineswegs bei den Bläsern, sondern in der Komposition und im Solopart von Jarmila Kozderkova (hier und als Solistin des Janäcekschen Capriccios: ohne besondere Kennzeichen).

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