6645054-1958_18_14.jpg
Digital In Arbeit

Orchesterkonzerte

Werbung
Werbung
Werbung

Die Ouvertüre zu Cimarosas Opera buffa „Matri-monio per raggio“ wird unter den Händen des Dirigenten Mario Rossi zu einem facettierten Edelstein, aus dem alle Geister der Buffa lebendig aufsteigen, die dann in Joseph Haydns Symphonie Nr. 96 (D-dur) ein so ernstes Werk wie die Form der modernen Symphonie mit aller Schelmerei mitbauen helfen, als deren ganz verschiedene neuzeitliche Resultate Robert Schumanns d-moll-Symphonie (Nr. 4) einerseits und Richard Strauss' symphonische Dichtung „Don Juan“ die große Perspektive des Musterprogramms eines philharmonischen Konzertes runden. Gleichsam als Ergänzung dieser Werkfolge erklangen im darauffolgenden Philharmonischen Konzert Johannes Brahms' „Variationen über ein Thema von Joseph Haydn“ und Anton Bruckners Es-dur-Symphonie, die man die „Romantische“ nennt, von Karl Böhm in ihrer Ausgewogenheit von Form und Inhalt meisterhaft in ihrer stilistischen Verschiedenheit und künstlerischen fiinheit interpretiert. Man freute sich am beglückenden Besitz solcher Werke, solcher Dirigenten und eines solchen Orchesters.

Raimund Weissensteiner dirigierte sein „Konzert für Orchester und Klavier“ und seine} IX. Symphonie. Man hörte klanglich sehr schöne Stellen, dachte gelegentlich an Strawinsky, Berger und Debussy und wunderte sich dazwischen, daß die vom Komponisten auf dem Programmzettel betonte Demut so viel Lärm machte. Architektur, Themenbehandlung und Gewichtsverteilun? sind klarer, übersichtlicher geworden, die Instrumentation großflächiger, der Gefühlsinhalt bleibt trotz der hübschen Melodie am Beginn und Ende des langsamen Satzes in einer steinernen Dürftigkeit. Hans Weber spielte den Klavierpart des Konzertes sowie „Vier Klavierstücke“ mit Elan und zeichnerischer Kunst (die dennoch die Klavierstücke nicht über das Konzert-etüdenmäßige hinausheben konnten).

Der Akademische Orchesterverein bot unter Leitung von Hans Swarowsky eine disziplinierte und beschwingte Wiedergabe von Mozarts selten gehörter „Konzertanter Symphonie“, KV. 364, mit den Solisten Willi Boskovsky (Violine)und Rudolf Streng (Viola). Auch die beiden anderen Programmnummern, Mendelssohns „Hebriden“-Ouver-ture und Dvoraks 6. Symphonie (D-dur, op. 60), stellten sich als abgerundete Leistungen dar, was für dieses Amateurorchester, das nu, in seiner Freizeit pioben kann, doppelt wiegt.

Paul Angerer brachte mit dem Kammerorchester der Wiener Konzerthausgesellschaft, das einen wesentlichen, nicht wegzudenkenden Teil des Konzertprogramms bestreitet und seine Qualität ständig vervollkommnet,seine eigene „Sonnerie“ für Cembalo, Schlagwerk und Streicher, dessen Atmosphäre durch einen Aufenthalt des Komponisten in Syrien beeinflußt ist, das aber als Komposition von einer fast durchsichtigen Klarheit und klanglichen Dichte einen weiteren Fortschritt im persönlichen Schaffen Angerers bedeutet, dessen Eigenart mehr und mehr sich rundet und zu sich selbst findet.

Einen Cembaloabend, „Alte und neue Musik“, gab Gertrud Schmitzer unter Mitwirkung von Ernst Kölz (Barock-Blockflöte). Das saubere und technisch fein durchdachte Spiel, das mit Werken von Rameau, L'Oeillet, Couperin, D.omenico Scarlatti und Bononcini eine ebenso instrumentale als kulturell bestimmte Epoche lebendig zeichnete, gipfelte in den „Vier Duetten“ von J. S. Bach — und in der Ueber-raschung, wie bruchlos und unmittelbar sich Stücke aus dem „Mikrokosmos“ von Bela Bartök diesem Programm einfügten. Am lebendigsten aber blieb das Gefühl, daß hier vielleicht sich Ansätze für eine neue Art von Haus- und Gesellschaftsmusik zeigten, die man aufgreifen sollte.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung