6581204-1951_18_11.jpg
Digital In Arbeit

Ende und Höhepunkte der Konzertzyklen

Werbung
Werbung
Werbung

Der von Herbert von Karajan geleitete Zyklus der Gesellschaft der Musikfreunde wurde durch die Aufführung der Hohen Messe in h-moll von Bach abgeschlossen. Chor und Orchester (Singverein und Symphoniker) waren die gleichen wie bei der denkwürdigen Aufführung im Rahmen des Bach-Festes („Die Osterreichische Furche“, Nr. 26 vom 24. Juni 1950). Die Soli waren, mit Ausnahme von Elisabeth Schwarzkopf, umbesetzt: Elisabeth Höngen, Anton Dermota und Mario Petri von der Scala. Was seinerzeit über die Leistung, insbesondere des Chors, an dieser Stelle gesagt wurde, gilt uneingeschränkt auch für die6e Aufführung, die hoffentlich nicht die letzte gewesen istl

Die Tonkünstler unter Kurt Wöß beschenkten die Abonnenten ihrer Sonntagnachmittagskonzerte mit einer gutstudierten und eindrucksvollen Aufführung der IX. Symphonie von Beethoven. Neben den Solisten Friedl Rieger, Hildegard Rössel-Majdan, Hans Decker und Otto Wiener ist die Leistung des durchwegs aus jungen Sängern bestehenden Tonkünstlerchores, der durch den Wiener Lehrer-a-capella-Chor verstärkt war, besonders hervorzuheben. Der Beifall der dankbaren Zuhörer, die sich die Karten zu einer der Standardaufführungen des großen Werkes — auf das doch alle Musikfreunde einen Anspruch haben I — nicht leisten können, wollte kein Ende nehmen ...

In dem Zyklus „Die große Sympho-n i e“ dirigierte Joseph K e i 1 b e r t h, Generalmusikdirektor in Hamburg, ein klassisches Programm. Hier gab es nichts zu „sehen“, um so mehr zu hören. Keilberths Zeichengebung ist 6ehr sparsam und ausschließlich fürs Orchester bestimmt, das die „Egmont“-Ouvertüre und die I. Symphonie von- Brahms — trotz der intensiven Beanspruchung der Wiener Symphoniker — großartig spielte. Das Erlebnis des Abends war der aus Marseille gebürtige, in den USA lebende Geiger Zino Francescati in Beethovens Violinkonzert. Die vollendete Technik, der edel-männliche Ton und die reife Gestaltung Keßen einen Geiger allerersten Ranges erkennen, der für seine überragende Leistung nicht nur am Schluß, sondern auch schon nach dem ersten Satz lebhaft akklamiert wurde.

Der römische Meisterdirigent Vittorio G u i führte im 7. Abonnementskonzert des Musikvereins seine Hörer bis an die Schwelle der Gegenwart. Guis wirklich souveräne Beherrschung der Partitur drückt sich äußerlich in der Eleganz, fast Nonchalance der Gesten aus. Nicht mit dämonischem Zwang, sondern durch verbindliche Freundlichkeit wirkt er auf da6 Orchester und erreicht genau das, was er sich vorstellt. Aus dem Landschafts- und Seelenbild, wie es Brahms in seiner II. Symphonie zeichnet, wird auch der letzte Re6t von Schwere und Schwermut entfernt; Guis Interpretation der „Feuervogel“-Suite von Stra-winsky läßt die fehlende choreographische Darstellung völlig vergessen; und in Respighis brillant-virtuosei Orchestersuite „Pini di Roma“ stellt er die gegensätzlichen Farbwerte hart und unvermittelt nebeneinander. Wie man im dreifachen Forte musiziert, ohne Lärm zu machen, demonstrierte Gui mit dem letzten Satz von Respighi, dem dröhnenden Marsch der römischen Legion auf der Via Appia.

Der von Leopold Emmer geleitete Akademische Orchesterverein blieb auch mit seinem letzten Programm dem Grundsatz treu, wenig gespielte Werke in Erinnerung zu bringen und an ihnen seine Fähigkeiten zu erproben. Diese genügten durchaus tür die „Idylle“ (Concertino über die pastorale Quart) von Joseph Marx und die I. Symphonie von Franz Schmidt, reichten aber für das diffizilere — weil kammermusikalische — Duo für Violine und Violoncello mit Begleitung eines kleinen Orchesters von Hans Pfitzner nicht ganz aus.

Das neugegründete, aus 26 Musikern bestehende und ohne Dirigenten spielende Kammerorchester der Wiener Symphoniker veranstaltete, gemeinsam njit der Mozart-Gemeinde, ein Mozart-Konzert Zwischen der Concertanten Symphonie für Violine, Bratsche und Orchester und der Symphonie A-dur sang Ljuba Welitsch drei Lieder sowie die Motette „Exsulate, jubilate“ und spielte Friedrich Gulda das Jeunehomme-Konzert in Es-dur. Das dirigentenlose Spiel bewährte sich durchaus bei den beiden Symphonien, weniger freilich bei der Begleitung der Motette.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung