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Musik der Nationen

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Rudolf Morall bestätigte im 7. Konzert de Zyklus „Meisterwerke romantischer Musik“ wieder einmal seinen Ruf als hervorragender Strauss-Inter- pret („Tod und Verklärung“). Jörg Demus spielte zwei seiner — nicht sehr bedeutenden — Lieblingsstücke mit allzu deutlich hörbarer Routine: Cėsar Francks „Symphonische Variationen" und „Präludium, Choral und Fuge“. Am Beginn stand das Adagio aus Mahlers unvollendeter X. Symphonie, das sich als Ouvertüre für ein Konzert gar nicht eignet, obwohl Mahler es an den Beginn seines Schwanengesanges setzen wollte. Sehr rührend ist. wie in diesem Stück großer Symphonik, ähnlich wie in Alban Bergs Violinkonzert, da und dort heimatliche Ländlerweisen anklingen. Es spielten die Wiener Symphoniker.

Gestenreich, mit Temperament und feinem Klangsinn musizierte der Italiener Carlo Maria G i u 1 i n i im 6. Konzert des Zyklu „Die große Symphonie" im Musikvereinssaal. Auf dem Programm standen Ravels Suite „Ma mere I'oye“, Boccherinis Sinfonia c-moll und Strawinskys „Feuervogel“- Suite. Dazwischen spielte die aus Ungarn stammende Geigerin Johanna Martzy Mendelssohns Violinkonzert mit männlicher Kraft, absoluter Sicherheit und einer dem Werk vielleicht nicht ganz angemessenen, nie nachlassenden Hochspannung. Hier erwiesen sich Dirigent und Orchester auch als elastische und präzise Begleiter. Maestro Giulini hatte, wie bei seinem ersten Gastspiel in Wien vor einem Jahr, einen sehr lebhaften Erfolg.

Werke israelischerKomponijten spielte im letzten öffentlichen Rundfunkkonzert das Orchester von Radio Wien unter Georges Singer. Erstaunlich ist, wie ehr auf die aus europäiicher Schule kommenden Musiker die neue Umgebung eingewirkt hat. Während etwa die Musik eines Mendelssohn, Meyerbeer oder Mahler kaum „nationale" Züge aufweist, ist die der israelischen Komponisten imprägniert mit folkloristischem Themenmaterial. Die häufigen, den Eindruck der Monotonie erzeugenden Motivwiederholungen sowie die Klangfarben wirken durchaus orientalisch, ln der Einfachheit, zuweilen Primitivität der Formen verrät sich das Bestreben, allgemeinverständlich und volkstümlich zu schreiben. Diese Merkmale zeigen die Suite „From Israel“ von Paul Ben-Chaim, ein Klavierkonzert von Josef T a 1 (die westlichste der vier aufgeführten Kompositionen, deren Solopart Lola Granetman spielte), die lapidare IV. Symphonie von Menahem A v i d o n und Alexander Boscowitchs „Semitische Suite“, die am weitesten nach Osten und in die Zukunft weist.

Drei Wiener Meister standen auf dem Programm des vom „Neuen Wiener Muiikverein" veranstalteten Festkonzertes. Vor .fünfzig Jahren wurde diese Liebhabervereinigung gegründet, aber erst 1934 trat sie mit Rossinis „Stabat Mater" vor eine breitere Oeffentlichkeit. Weniger bekannte, ältere Werke, Kirchenmusik und Zeitgenössisches bestimmten die Programme. So auch diesmal unter dem neuen Leiter, dem pädagogisch begabten, in unseren Konzertsälen zuwenig beschäftigten Milo von W a w a k. Nachdem in einem „Festlichen Präludium" nach Motiven des gleichnamigen Werkes von Richard Straus; das ganze Ensemble kräftig zum Zug gekommen war. folgte das eigentliche Programm. Haydns selten aufgeführte, einfach strukturierte. aber wirkungsvolle Symphonie in d-moll wurde flott musiziert; durch die Schwierigkeiten von Franz Schmidts „Chaconne für Orchester“ führte der Dirigent das Ensemble vorsichtig, dafür aber ohne nennenswerte Unfälle: auch die eine respektable Leistung. (Nach der Pause folgte noch die Erste von Brahms, die wir wegen eines gleichzeitig stattgefundenen anderen Konzert nicht mehr hören konnten.)

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