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Festwochenkonzerte

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Sehr gefeiert wurde am vergangenen Wochenende die Ungarische Nationalphilharmonie unter Janos Ferencsik. Sie spielten die Dritte von Brahms genau in dem bei uns üblichen Tempo in 36 Minuten mit viel Einfühlung und präsentierten sie uns in den ersten drei Sätzen als des Meisters Pastorale — und keineswegs als seine Eroica, wie sie manchmal bezeichnet wird. Auch versteht sich das Orchester, in dem ein gutes Dutzend Damen sitzt, vorzüglich auf raffinierte Klangfarbenspiele. — An diesen konnte man sich auch in den 1933 geschriebenen „Tänzen aus Galänta“ von Zoltän Kodäly erfreuen, die vom Spiel einer Zigeunerkapelle in dem zwischen Wien und Budapest liegenden Marktflecken Galänta inspiriert sind. 15 Jahre früher hatte Bartök in seiner Ballettmusik „Der wunderbare Mandarin“ ganz andere Töne angeschlagen: härtere, brutalere, ohne jeden folkloristischen Einschlag — dem von Melchior Lengyel gestalteten kruden Großstadtsujet entsprechend. Diese komplizierten Rhythmen und dynamischen Explosionen serviert das Budapester Orchester mit der größten Selbstverständlichkeit, das Werk gehört dort zum ständigen Repertoire. (Nicht zu beneiden waren die Mitglieder des Singvereins, die während der letzten Minuten dieses makabren Tanzdramas nur einige Male „Oh, oh“ und „Ah, ah“ zu singen hatten... *

In einem Konzert der Wiener Symphoniker, das David Oistrach dirigierte, stand im Mittelpunkt das (einzige) Violinkonzert von Jan Sibe-lius. Es ist zwischen dessen 2. und 3. Symphonie entstanden und wurde in der endgültigen Fassung 1905 unter der Leitung von Richard Strauss uraufgeführt. Für das Soloinstrument schrieb Sibelius einen umfangreichen, rhapsodischen Part, der im 1. Satz dramatischen, im

2. lyrisch-lamentosen und im

3. polakkamäßig beginnenden, ausgelassen tänzerischen Charakter hat. Igor Oistrach, Jahrgang 1931, hat sich zu einem bedeutenden, sehr männlichen, unmanierierten Geiger von hoher technischer Perfektion entwickelt. Oistrach senior begleitete ihn mit der ihm eigenen Einfühlung, wobei eine vollkommene Harmonie der Auffassungen von Vater und Sohn festzustellen war, von der auch das sehr sorgfältig spielende Orchester der Symphoniker profitierte. — Die das Konzert eröffnenden Haydn-Variationen von Brahms begann er ein wenig zu flott, ließ sich dann aber von der 4. Variation, dem zauberhaften Siciliano, erweichen und musizierte von da an mit echtem Brahms-Tempo und im besten romantischen Stil. Den 2. Teil des Programms bildete eine authentische Wiedergabe der 5. Symphonie von Tschaikowsky.

Zwei virtuose Raritäten, die frel-

■ lieh keine musikalische Kostbarkei-l ten sind, bildeten den 1. Teil des . von Milan Horvath dirigierten Konzertes des ORF-Symphonieorche-

; sters. Die „Burleske für Klavier und Orchester“ des 21jährigen Richard Strauss zeigt eine ebenso unbedenkliche thematische Erfindung (die frei-! lieh auch genialische Züge aufweist) i wie gelegentlich auch Liszt, der in ; seiner „Danse macabre“ zwar ein , großes Thema, das „Dies irae“, aufgreift, es aber mit allerlei phantasti-

■ schem Firlefanz versieht und ihm

• dadurch jede Würde nimmt. — Für Virtuosen freilich sind beide Stücke i geschrieben, das eine flott und in i einem Zug, das zweite wurde bereits

• 1838 vor dem Bild „Der Triumph ! des Todes“ am Campo Santo konzi-! piert, zehn Jahre später beendet,

• zweimal umgearbeitet und erst 1865 ! durch Hans von Bülow uraufgeführt. , Shura Cherkassky, der vor genau ! 20 Jahren zum ersten Male im Gro-

■ ßen Musikvereinssaal konzertierte,

• faßte den Klavierpart energisch an, i schien anfänglich etwas nervös und

■ nicht in bester Übereinstimmung mit ' dem Dirigenten (hier waren zwei

• allzu ungleiche Temperamente an-

■ einandergeraten) und hämmerte be-; sonders die hohen Passagen mit i Vehemenz in den etwas grell klin-i genden Steinway. Schostakowitschs

■ 1. Symphonie, das Werk eines Neunzehnjährigen, 1926 uraufgeführt, zeigt in allen Teilen, in Melodik und Instrumentation, nicht nur die Klaue

■ des Löwen, sondern — ähnlich wie Mahlers Erste — schon alle Eigen-

; heiten und Qualitäten der späteren . Symphonien. Der Beifall bezeugte, [ daß Sehostakowitsch seit seinem , op. 10 zu den Klassikern der Mo-i derne gehört.

[ Helmut A. Fiechtner l

, • „Der Tag des Zornes“ von Roman t Brandstaetter wird von der Theateri gruppe „Der Spiegel“ im stimmungs-

■ vollen Renaissance-Hof des Schlosses . Neulengbach am 10. und 11. Juni um : 20 Uhr, als Freilichtaufführung ge-

• bracht. Bei Schlechtwetter geht das

• Stück im Festsaal des Schlosses über i die Bühne. — Bereits im Jahre 1970 . wurde „Der Tag des Zornes“ von der , gleichen Gruppe in der Pfarrkirche Namen Jesu, unter Einbeziehung des [ Altarraumes als Bühne, mit großem i Erfolg gespielt. Als musikalische , Einblendungen wurden Teile des . Verdi-Requiems verwendet.

• Unter den zahlreichen Festwochenveranstaltungen ist das Beet-i hoven-Konzert auf dem Heiligen-

■ Städter Pfarrplatz eines der belieb-l testen. Heuer wurde es in den

Großen Musikvereinssaal verlegt,

■ wo die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Prof. Josef Krips

■ die Symphonien Nr. 6 und Nr.

■ 8 ' sowie die Egmont-Ouvertüre spielten.

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