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„Der Revisor„ im Redoutensaal

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Seit der Uraufführung während des vergangenen Sommers im kleinen Schloßtheater von Schwetzingen ist Werner E g k s komische Oper nach Gogols „Revisor“ erfolgreich über mehrere Bühnen gegangen und hat sich, wie's ein deutscher Musikkritiker voraussagte, „als eine Bereicherung des heiteren Musiktheaters unserer Zeit, als eine Gebrauchsoper mit Niveau“ bewährt. (Wir verweisen den Leser auf unsere Musiksonderseite, die zur Gänze Werner Egk und seinem neuen Werk gewidmet ist.) Wie seinerzeit bei der Uraufführung führte Günther R e n n e r t Regie, Stefan H I a v a hat die schwierige Aufgabe, eine russische Kleinstadt in den Redoutensaal der Hofburg zu transferieren, mit viel Geschmack und Geschick gelöst, Erni Knieperts Kostüme waren lustig und milieugerecht. Rudolf K e m p e hatte den schwersten Strang zu ziehen. Wenn sich der Redoutensaal trotzdem als für dieses Werk mit seinen vielen Ensembles und dem kleinen, aber zuweilen kräftig auftrumpfenden Orchester als nicht geeignet erwies, so mag das eine Lehre für die Zukunft sein. Passiert ist passiert. — Der Hauptdarsteller Gerhard Stolze (Chlestakow), ein talentierter' Charakterschauspieler und respektabler Sänger, kam aus Deutschland. In den übrigen Rollen: Oskar Czerwenka, Alfred Jerger, Hilde Rössel-Majdan, Emmi Loose, Hans Braun, August Jaresch, William Wernigk, Läszlö Szemere, Endre Koreh, Ljubomir Pantscheff, Ljuba Welitsch, Hilde Konetzni, Ferry Klos, Georg Pichler und vier Mitglieder des Balletts, in einer Traumpantomime. Lebhafter Beifall am Schluß.

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Im Festsaal des Messepalastes konzertierte,' unter dem Ehrenschutz des Bürgermeisters von Wien, die „Philharmonia Hungarica“. Das Orchester war in bester Form und spielte unter dem talentierten jungen Dirigenten Thomas Ungar die „Wassermusik“ von Händel, „Pastorale d'ete“ von Honegger und Beethovens 1. Symphonie. Weniger befriedigend war die Wiedergabe des Cellokonzerts von Haydn durch den jungen deutschen Cellisten Georg Donderer.

Einen der interessantesten und anspruchvollsten Klavierabende, die während der letzten Jahre in Wien stattfanden, bescherte uns Friedrich G u 1 d a.

Die 33 Diabelli-Variationen Beethovens und die 24 Preludes von Debussy (Heft I und II) standen auf dem Programm. Gerade in diesen so gegensätzlichen Werken konnte Gulda seihe großen Fähigkeiten auf die imponierendste Art ins Spiel bringen: geistige Durchdringung und technische Brillanz, Klarheit und Klangzauberei. All das bewunderte man ebenso vorbehaltlos wie das nie aussetzende Gedächtnis. Eine großartige Leistung, ein denkwürdiges Konzert.

Helmut A. Fiechtner

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Mit einer ebenso hübschen als gewichtlosen Gefälligkeitsmusik von Carl Ditters von Dittersdorf (Streichquartett Es-dur) begann das Musikvereinsquartett seinen vierten Abend, den es kontrastreich mit Paul Hindemiths 6. Streichquartett fortsetzte und mit Anton Dvofäks op. 51

beschloß. Die klangliche Abgestimmtheit der vier Instrumente aufeinander und auf den jeweiligen Ausdruckston ist von jener erstaunlichen Sicherheit die dem „Spiel“ wieder seinen ursprünglichen Begriff gibt. Den kunstvoll verschlungenen Linien Hinde-

miths stand die schlichte, aber gefühlsstarke Tonsprache Dvofäks erfolgreich entgegen. .

Das Konzerthausquartett bot in Max Regers Serenade für Flöte, Violine und Viola op. 141a eine kammermusikalische Kostbarkeit besonderer Art. Die durchsichtige Dreistimmigkeit des Werkchens offenbarte die geniale Kunst Regers und seine geistvolle Synthese von Bach und der Romantik auf kleinstem Raum überzeugend. Auch hier. beschloß nach dem folgenden Klavierquartett von C. M. von Weber das Klavierquintett (op. 81) von Dvofäk als ausdruckstärkstes und unmittelbarst ansprechendes Werk ein apartes und gediegen interpretiertes Programm.

Einen Klavierabend vermochte Gerschon J a r e c k i : mit anspruchsvollem Programm und eigenartig per-• sönlichem Niveau der Wiedergabe zu gestalten, wobei ihm die Profilierungen sowohl im stilistischen als im -persönlichen Sinn nicht durchaus gleichwertig gelangen. Beethovens Appasionata und Schuberts Sonate in B-dur, op. posth., waren weitaus lebenerfüllter und daher unmittelbarer als Mozarts B-dur-Sonate (KV 570) und Ravels Valses nobles et sentimentales, die beide bei aller Präzision etwas akademisch gerieten.

Lieder nach Heinrich Heine und Eduard Mörike sang Irmgard S e e f r i e d. Die. Meisterschaft ihrer gesanglichen Wiedergabe, die alle Zwischentöne des Gefühls besitzt, und Mendelssohns „Auf Flügeln des Gesanges“ ebenso zeitlos gültig interpretiert als Richard Strauss' „Schlechtes Wetter“ und Brahms' „Der Tod, das ist. die kühle Nacht“ oder Hugo Wolfs Mörike-Lieder, wird an jedem ihrer Liederabende von neuem unter Beweis gestellt, ergänzt durch die pianistische Begleitkunst Erik Werbas, die an sich Gipfelkunst der Begleitung bedeutet.

Gerard Souzay (Paris) sang Lieder von Francis Poulenc, Henri Duparc und Maurice Ravel (die drei „Hebräischen Melodien“ des letzteren wären seine beste Interpretation), mit ausdrucksfähigem und sehr geschultem Bariton. Erstaunlich seine Leistung in Heinrich Schütz' „Ich will den Herren loben“, weniger ausschöpfend sowohl stimmlich als im (gefühlsmäßig oft überbetonten) Ausdruck die acht Lieder von Schubert, die sich auch in' das übrige Programm nicht gut einfügen mochten, das einen Liedsänger von Bedeutung und Berufenheit erwies, der in Dalton Baldwin einen aufmerksamen Begleiter hatte.

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