6709456-1964_13_25.jpg
Digital In Arbeit

Ausländische Orchester zu Gast

Werbung
Werbung
Werbung

Die Kammermusiker Zürich, ein Streicherensemble mit Cembalo, musi-ziertem Kanon und Gigue von Pachelbel, das Cembalokonzert von Dittersdorf, das g-Moll-Violinkonzert von J. 5. Bach und Mozarts Streichquintett C-Dur, KV 515. Das Ensemblespiel beherrschen sie in erfrischender Lockerheit, jeder im engsten Zusammenhang mit allen anderen, für die Soli tritt eben einer unter ihnen ans Solistenpult, mit immer sauberer, wenn auch niemals besonders persönlicher Leistung. Es ist ein kultiviertes, ansprechendes Musizieren, dem allerdings der intime Charakter fehlt. Eine leise Kühle ist nicht zu überwinden, auch bei Mozart nicht.

Vielfältiger und dennoch intimer sind die Eindrücke eines Abends des Wiener Barock-Ensembles unter Leitung von Theodor Guschelbauer. Ihr Programm umfaßte Werke von Händel (Ouvertüre zu „Theodora“ und Concerto grosso, op. 6/7), eine Serenata von /. H. Schmelzer (1623 bis 1680), eine Suite für Flöte (Hermann Dechant) von G. Ph. Tele-mann, deren klanglicher Fülle man Bewunderung zollte; nach der Pause folgten die V. Suite aus „Concentus musico in-strumentalis“ von /. /. Fux und die in ihrer subtilen Feinheit nicht ganz ausgeschöpfte Fantazia 10 von Henry Pur-cell. Manches mag da noch besser gemeint als gelungen sein; die Vielfalt und Lebendigkeit der tönenden Formen war bestechend.

Zu einem Konzert anläßlich des 50. Geburtstages von Friedrich Wildgans lud das Musikhaus Doblinger. Einer schönen Würdigung des Geburtstagskindes von Prof. Marcel Rubin, die das unbekümmert Musikantische und manchmal übermütig Humorige in seinem Schaffen mit Recht betonte, folgten eine Sonatine für Klarinette und Klavier, die sofort des Redners Worte bestätigte; anschließend Drei lnventionen für Klarinette und Horn, eine Sonatine für Horn und Klavier und abschließend das draufgängerische Kleine Kammertrio für Oboe, Englischhorn und Fagott. F. K.

Im Großen Konzerthaussaal spielten unter ihrem ständigen Dirigenten Milan Horvat die Agramer Philharmoniker, ein nicht nur ambitioniertes, sondern auch diszipliniertes Orchester, das der oberen Mittelklasse zuzuzählen ist. Schon beim Vortrag des ersten Stückes, der „Feuervogel-Suite“ von Strawinsky, fiel die etwas robuste und wenig differenzierte Spielweise der Agramer auf. die auch der Art des Dirigenten entsprach. Eine Überraschung war der noch sehr jugendliche, 16 bis 18 Jahre zählende Solist des folgenden Konzerts für Violoncello und

Orchester von Paul Hindemith. Er heißt Miklos Perenyi, ist ein Schüler Mainardis und verfügt über eine erstaunliche Technik sowie einen schönen, runden und weichen Ton. Damit konnte er dem anspruchsvollen Solopart von Hindemiths Cellokonzert voll genügen. Geistig und ausdrucksmäßig ist hier, in diesem 1940 geschriebenen Werk, nicht sehr viel zu leisten, deshalb war es sowohl für den Solisten als auch für das Orchester gut gewählt. Den zweiten Teil des Programms bildete Tschaikowskys IV. Symphonie. Alle Ausführenden, besonders natürlich der junge Geiger, wurden sehr lebhaft akklamiert.

Das Trio di Trieste, bestehend aus den Herren Dario de Rosa (Klavier), Renato Zanettowich (Violine) und Amadeo Baldovino (dem neuen Mann am Cello), zählt zu den besten Kammermusikvereinigungen mit kleinster Besetzung. Infolge der ungünstigen Akustik des Großen Konzerthaussaales kam zumindest die erste Nummer, drei Stücke aus Rameaus „Clavecin en concert“ zu Schaden. Durch den Ersatz des Cembalos durchweinen modernen Konzertflügel und der Viola durch das Cello war der Klang so verfälscht, daß man sich von dem, was der Komponist intendiert hatte, kaum mehr ein Bild machen konnte. — Dagegen ist Maurice Ravels viersätziges, vollgriffiges und virtuoses Klaviertrio a-Moll von 1914 raumfüllend. Hier konnte man das ebenso sichere wie gelöst-freie und klangschwelgerische Spiel der Gäste gebührend bewundern. Zum Abschluß des Programms: Schuberts Klaviertrio B-Dur.

Auch der Abend des Weiler-Quartetts endete mit einem ScAuoerr-Werk, dem Streichquartett d-Moll („Der Tod und das Mädchen“). Das eingangs gespielte Streichquartett A-Dur von Borodin, durch ein Beethoven-Thema angeregt und auch sonst sehr „westlich“, ist ein merkwürdiges Werk. Keineswegs ohne Einfälle und technisch gut gemacht, wirkt es wie ein mittelmäßiges Stück Hausmusik, an dem man lang, meist auch langsam und mit mittlerer Intensität geigen kann, ohne daß der Komposition oder dem Hörer etwas Böses zustößt — es wäre denn eine gewisse Ermüdung. Schaut man dann nachher auf die Uhr, so stellt man fest, daß dies Gefühl nicht ganz unbegründet war — denn dieses Quartett hat die Länge einer ausgewachsenen klassischen Symphonie. Dem Streichquartett, op. 34, von Walter Fürst hört man nicht ohne Interesse zu, aber sobald es zu Ende ist, kann man sich an kein Detail mehr erinnern., Bleibt also nur die Hoffnung auf eine baldige Wiederbegegnung.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung